Arndts, Maria: Der Juhschrei auf der Halseralm. Novelle aus dem bayerischen Gebirgslande. Dresden, 1875.herzlichen: "Behüt Gott" die zitternde Hand schüttelt". So ist 3. Der Tag vor dem Roasen. Das Uebersiedeln der Heerden auf die Niederalpen (das *) Magd.
herzlichen: „Behüt Gott“ die zitternde Hand ſchüttelt“. So iſt 3. Der Tag vor dem Roaſen. Das Ueberſiedeln der Heerden auf die Niederalpen (das *) Magd.
<TEI> <text> <body> <div type="chapter"> <p><pb facs="#f0013"/> herzlichen: „Behüt Gott“ die zitternde Hand ſchüttelt“. So iſt<lb/> ſie der Liebling von Jung und Alt, und darf es uns alſo nicht<lb/> wundern, daß der Vater ſich an der Seite ſeiner lieben Resl,<lb/> die zudem ſeiner Annamarie auf ein Haar gleich ſieht, über<lb/> manches überſtandene Leid getröſtet fühlt.</p><lb/> </div> <div type="chapter"> <head>3. Der Tag vor dem Roaſen.</head><lb/> <p>Das Ueberſiedeln der Heerden auf die Niederalpen (das<lb/> Roaſen) iſt kein unbedeutender Zeitpunkt im Bauernkalender.<lb/> Wenige Tage nach unſerer erſten Bekanntſchaft mit dem alten<lb/> Adler und ſeiner ſchönen Resl fanden die Vorbereitungen dazu<lb/> ſtatt, und bei den vier Bauern, deren Alphütten nahe bei<lb/> einander liegen: dem Kugelbauer, dem Letner, dem Luxbauer<lb/> und Adler, war deshalb verſtärkte Thätigkeit im Haus. Des<lb/> Letners treu erprobte Dirn<note place="foot" n="*)">Magd.<lb/></note>, die Nandel, iſt wieder die Meiſterin<lb/> unter den Sennerinnen; ſeit zwanzig Jahren roaſt ſie auf die<lb/> Alm, weshalb ihr der hergebrachte Titel und Rang einer Alp-<lb/> meiſterin gebührt. — Am Vorabend des Abzug’s vom Dorf<lb/> muß alle ſaure Milch, wie ſie ſagen, ausgekäst werden, und<lb/> alles nöthige Reiſegepäck wird auf einen Wagen geladen, mit<lb/> dem der Bauer oder ſein Knecht zur Sennhütte fährt. Das<lb/> iſt z. B. der große kupferne Keſſel zum Käſen, die Kraxen,<lb/> worauf ſpäter der unentbehrlichſte Hausrath zur Hochalpe ge-<lb/> tragen wird, und der hanfleinene Sack, welcher der Sennerin<lb/> Wäſche, ein zweites Werktagsgewand, die große, weite Sturm-<lb/> hoſe und den Wettermantel enthält. Bauer und Bäuerin gehen<lb/> noch einmal in den Stall, um Heerſchau zu halten, ſie ſtreicheln<lb/> die Glockenkuh, die Dirigentin ihres ganzen Viehſtandes, als<lb/> wollten ſie ihr denſelben noch beſonders anempfehlen, und<lb/> ſchmeicheln auch noch anderen Lieblingen: dem Schäckl, dem<lb/> Blattl u. A. — Zur Glockenkuh wird aber immer diejenige<lb/> aus der Heerde erwählt, welche ſich als beſonders lenkbar und<lb/> gehorſam zeigt, und mit gutem Beiſpiel vorgehend zeitig und<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [0013]
herzlichen: „Behüt Gott“ die zitternde Hand ſchüttelt“. So iſt
ſie der Liebling von Jung und Alt, und darf es uns alſo nicht
wundern, daß der Vater ſich an der Seite ſeiner lieben Resl,
die zudem ſeiner Annamarie auf ein Haar gleich ſieht, über
manches überſtandene Leid getröſtet fühlt.
3. Der Tag vor dem Roaſen.
Das Ueberſiedeln der Heerden auf die Niederalpen (das
Roaſen) iſt kein unbedeutender Zeitpunkt im Bauernkalender.
Wenige Tage nach unſerer erſten Bekanntſchaft mit dem alten
Adler und ſeiner ſchönen Resl fanden die Vorbereitungen dazu
ſtatt, und bei den vier Bauern, deren Alphütten nahe bei
einander liegen: dem Kugelbauer, dem Letner, dem Luxbauer
und Adler, war deshalb verſtärkte Thätigkeit im Haus. Des
Letners treu erprobte Dirn *), die Nandel, iſt wieder die Meiſterin
unter den Sennerinnen; ſeit zwanzig Jahren roaſt ſie auf die
Alm, weshalb ihr der hergebrachte Titel und Rang einer Alp-
meiſterin gebührt. — Am Vorabend des Abzug’s vom Dorf
muß alle ſaure Milch, wie ſie ſagen, ausgekäst werden, und
alles nöthige Reiſegepäck wird auf einen Wagen geladen, mit
dem der Bauer oder ſein Knecht zur Sennhütte fährt. Das
iſt z. B. der große kupferne Keſſel zum Käſen, die Kraxen,
worauf ſpäter der unentbehrlichſte Hausrath zur Hochalpe ge-
tragen wird, und der hanfleinene Sack, welcher der Sennerin
Wäſche, ein zweites Werktagsgewand, die große, weite Sturm-
hoſe und den Wettermantel enthält. Bauer und Bäuerin gehen
noch einmal in den Stall, um Heerſchau zu halten, ſie ſtreicheln
die Glockenkuh, die Dirigentin ihres ganzen Viehſtandes, als
wollten ſie ihr denſelben noch beſonders anempfehlen, und
ſchmeicheln auch noch anderen Lieblingen: dem Schäckl, dem
Blattl u. A. — Zur Glockenkuh wird aber immer diejenige
aus der Heerde erwählt, welche ſich als beſonders lenkbar und
gehorſam zeigt, und mit gutem Beiſpiel vorgehend zeitig und
*) Magd.
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