Arndts, Maria: Der Juhschrei auf der Halseralm. Novelle aus dem bayerischen Gebirgslande. Dresden, 1875.lich zu sehen. Er unterhielt sich auf's freundlichste mit dem Die ergötzliche Lustbarkeit mit abwechselndem Schmausen, Der Monarch sprach wiederholt aus, wie sehr es ihn freue, *) Sonst werden nach dieser Abdankung zwei große zinnerne
Schüsseln vor das Brautpaar auf den Tisch gesetzt, in welche jeder Hoch- zeitsgast als Beitrag zur Ausstattung ein Geldgeschenk legt; hier war dies aber nicht am Platz. lich zu ſehen. Er unterhielt ſich auf’s freundlichſte mit dem Die ergötzliche Luſtbarkeit mit abwechſelndem Schmauſen, Der Monarch ſprach wiederholt aus, wie ſehr es ihn freue, *) Sonſt werden nach dieſer Abdankung zwei große zinnerne
Schüſſeln vor das Brautpaar auf den Tiſch geſetzt, in welche jeder Hoch- zeitsgaſt als Beitrag zur Ausſtattung ein Geldgeſchenk legt; hier war dies aber nicht am Platz. <TEI> <text> <body> <div type="chapter"> <p><pb facs="#f0034"/> lich zu ſehen. Er unterhielt ſich auf’s freundlichſte mit dem<lb/> Brautpaar, den übrigen Hochzeitsgäſten und ebenſo mit den<lb/> zahlreichen Zuſchauern aus allen Ständen, welche dicht gedrängt<lb/> an der Thüre ſtanden. Dann wurde befohlen, daß der Tanz<lb/> beginnen ſoll. Der Charakter dieſer Gebirgstänze mit den<lb/> eigenthümlichen Gruppirungen und begleitenden Melodien gewährt<lb/> einen Reiz, den kein Ballſaal einer Großſtadt zu bieten im<lb/> Stande iſt. Beſonders beliebt iſt das ſogenannte Langaustanzen<lb/> und das Schuhplatteln. Bei Letzterem läßt der Tänzer hie und<lb/> da ſeine Tänzerin mitten im Tanzen los, dieſe dreht ſich mit<lb/> Grazie allein herum, und inzwiſchen ſchlägt der Bua mit beiden<lb/> Händen auf ſeine Kniee und ſpringt mit einem Juſchrei ſo hoch<lb/> als ihn ſeine Kraft trägt, dann nimmt er die Tänzerin wieder<lb/> in den Arm und tanzt mit ihr weiter. Noch heute ſieht man<lb/> im Wirthshaus in der Glashütte, wie ein rieſenkräftiger Springer<lb/> in die holzgedielte Zimmerdecke die Nägel ſeiner Schuhſpitze<lb/> im Sprunge eingedrückt hatte. — Eigenthümlich hübſch ſieht es<lb/> auch aus, wenn Tänzer und Tänzerin ſich gegenſeitig die Hände<lb/> auf die Schulter legen, ſich mit den Stirnen berühren, und nun<lb/> in dieſer Stellung bei einem gemüthlichen Ländler langſam ſich<lb/> herumdrehen.</p><lb/> <p>Die ergötzliche Luſtbarkeit mit abwechſelndem Schmauſen,<lb/> Tanzen und witziger Unterhaltung dauerte bis 7 Uhr Abends.<lb/> Dann mußte der Ehrenvater in der herkömmlichen Weiſe mit<lb/> allerlei Versſprüchen bei den Hochzeitleuten und Gäſten feierlich<lb/> abdanken, und diesmal machte er’s ganz ausnehmend ſchön.<note place="foot" n="*)">Sonſt werden nach dieſer Abdankung zwei große zinnerne<lb/> Schüſſeln vor das Brautpaar auf den Tiſch geſetzt, in welche jeder Hoch-<lb/> zeitsgaſt als Beitrag zur Ausſtattung ein Geldgeſchenk legt; hier war<lb/> dies aber nicht am Platz.<lb/></note><lb/> Dafür bekam er aber auch vom König ein beſonderes Geſchenk,<lb/> und ebenſo wurde auch das Brautpaar vom hohen Feſtgeber<lb/> reichlich bedacht.</p><lb/> <p>Der Monarch ſprach wiederholt aus, wie ſehr es ihn freue,<lb/> daß alles ſo nach Wunſch ausgefallen ſei, und dann verließ der<lb/> Hof den Saal unter Hüteſchwingen und lebhaftem Vivatrufen.<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [0034]
lich zu ſehen. Er unterhielt ſich auf’s freundlichſte mit dem
Brautpaar, den übrigen Hochzeitsgäſten und ebenſo mit den
zahlreichen Zuſchauern aus allen Ständen, welche dicht gedrängt
an der Thüre ſtanden. Dann wurde befohlen, daß der Tanz
beginnen ſoll. Der Charakter dieſer Gebirgstänze mit den
eigenthümlichen Gruppirungen und begleitenden Melodien gewährt
einen Reiz, den kein Ballſaal einer Großſtadt zu bieten im
Stande iſt. Beſonders beliebt iſt das ſogenannte Langaustanzen
und das Schuhplatteln. Bei Letzterem läßt der Tänzer hie und
da ſeine Tänzerin mitten im Tanzen los, dieſe dreht ſich mit
Grazie allein herum, und inzwiſchen ſchlägt der Bua mit beiden
Händen auf ſeine Kniee und ſpringt mit einem Juſchrei ſo hoch
als ihn ſeine Kraft trägt, dann nimmt er die Tänzerin wieder
in den Arm und tanzt mit ihr weiter. Noch heute ſieht man
im Wirthshaus in der Glashütte, wie ein rieſenkräftiger Springer
in die holzgedielte Zimmerdecke die Nägel ſeiner Schuhſpitze
im Sprunge eingedrückt hatte. — Eigenthümlich hübſch ſieht es
auch aus, wenn Tänzer und Tänzerin ſich gegenſeitig die Hände
auf die Schulter legen, ſich mit den Stirnen berühren, und nun
in dieſer Stellung bei einem gemüthlichen Ländler langſam ſich
herumdrehen.
Die ergötzliche Luſtbarkeit mit abwechſelndem Schmauſen,
Tanzen und witziger Unterhaltung dauerte bis 7 Uhr Abends.
Dann mußte der Ehrenvater in der herkömmlichen Weiſe mit
allerlei Versſprüchen bei den Hochzeitleuten und Gäſten feierlich
abdanken, und diesmal machte er’s ganz ausnehmend ſchön. *)
Dafür bekam er aber auch vom König ein beſonderes Geſchenk,
und ebenſo wurde auch das Brautpaar vom hohen Feſtgeber
reichlich bedacht.
Der Monarch ſprach wiederholt aus, wie ſehr es ihn freue,
daß alles ſo nach Wunſch ausgefallen ſei, und dann verließ der
Hof den Saal unter Hüteſchwingen und lebhaftem Vivatrufen.
*) Sonſt werden nach dieſer Abdankung zwei große zinnerne
Schüſſeln vor das Brautpaar auf den Tiſch geſetzt, in welche jeder Hoch-
zeitsgaſt als Beitrag zur Ausſtattung ein Geldgeſchenk legt; hier war
dies aber nicht am Platz.
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