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Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 1. Heidelberg, 1806.

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Zur Hochzeit war nun alles bereit't,
Da man die zwey verlobte Leut
Wollte zur Kirche führen,
Die Braut zu ihrem Bräutigam spricht:
"Du weißt ich will dich haben nicht."
Da war groß Lamentiren.
Der Bräutigam wohl zu ihr sprach:
"Mein liebes Kind! bedenk die Sach,
"Was du mir hast versprochen.
"Schick dich mein Schatz, thu mit mir gehn,
"Läßt du mich hier in Schanden stehn,
"So bleibts nicht ungerochen."
Allein sie wollt nicht folgen ihm,
Der Bräutigam voll Zorn und Grimm,
Thät in die Kammer gehen;
Alsbald er thäte ein Pistol
Mit zweyen Kugeln laden wohl,
Das niemand thäte sehen.
Indem so ging der Kirchgang an,
Es freute sich ein Jedermann,
Und wollte gerne sehen,
Daß alles möchte werden gut,
Machten der Braut ein'n guten Muth,
Sie thät zur Kirche gehen.
Als nun die Braut und Bräutigam,
Und alles Volk zur Kirche kam,
Zur Hochzeit war nun alles bereit't,
Da man die zwey verlobte Leut
Wollte zur Kirche fuͤhren,
Die Braut zu ihrem Braͤutigam ſpricht:
„Du weißt ich will dich haben nicht.“
Da war groß Lamentiren.
Der Braͤutigam wohl zu ihr ſprach:
„Mein liebes Kind! bedenk die Sach,
„Was du mir haſt verſprochen.
„Schick dich mein Schatz, thu mit mir gehn,
„Laͤßt du mich hier in Schanden ſtehn,
„So bleibts nicht ungerochen.“
Allein ſie wollt nicht folgen ihm,
Der Braͤutigam voll Zorn und Grimm,
Thaͤt in die Kammer gehen;
Alsbald er thaͤte ein Piſtol
Mit zweyen Kugeln laden wohl,
Das niemand thaͤte ſehen.
Indem ſo ging der Kirchgang an,
Es freute ſich ein Jedermann,
Und wollte gerne ſehen,
Daß alles moͤchte werden gut,
Machten der Braut ein'n guten Muth,
Sie thaͤt zur Kirche gehen.
Als nun die Braut und Braͤutigam,
Und alles Volk zur Kirche kam,
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[118/0127] Zur Hochzeit war nun alles bereit't, Da man die zwey verlobte Leut Wollte zur Kirche fuͤhren, Die Braut zu ihrem Braͤutigam ſpricht: „Du weißt ich will dich haben nicht.“ Da war groß Lamentiren. Der Braͤutigam wohl zu ihr ſprach: „Mein liebes Kind! bedenk die Sach, „Was du mir haſt verſprochen. „Schick dich mein Schatz, thu mit mir gehn, „Laͤßt du mich hier in Schanden ſtehn, „So bleibts nicht ungerochen.“ Allein ſie wollt nicht folgen ihm, Der Braͤutigam voll Zorn und Grimm, Thaͤt in die Kammer gehen; Alsbald er thaͤte ein Piſtol Mit zweyen Kugeln laden wohl, Das niemand thaͤte ſehen. Indem ſo ging der Kirchgang an, Es freute ſich ein Jedermann, Und wollte gerne ſehen, Daß alles moͤchte werden gut, Machten der Braut ein'n guten Muth, Sie thaͤt zur Kirche gehen. Als nun die Braut und Braͤutigam, Und alles Volk zur Kirche kam,

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Zitationshilfe: Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 1. Heidelberg, 1806, S. 118. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn01_1806/127>, abgerufen am 21.11.2024.