Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 1. Heidelberg, 1806.Der Kaiser bald das Urtheil sprach, Daß man ihn tauf, in Flammen nach, Ward bald dem Henker geben; Der führt sogleich ihn aus der Stadt, Wollt nehmen ihm sein Leben. Da nun ersieht die Pura fromm, Daß man ihn da wollt bringen um, Lief sie in diesen Nöthen, In schneller Eil auf die Richtstadt, Wollt ihren Freund erretten. "Ich schuldig bin an deinem Tod!" Sprach diese Jungfrau in der Noth, "Herzlieber Bruder meine! "Darum für dich ich sterben will, "Ich rett das Leben deine." Der Jüngling züchtig Antwort gab: "Ach Pura laß zu bitten ab, "Ich sterben will alleine, "Und preisen heut mit meinem Blut, "Gott unsern Vater reine." Die Jungfrau züchtig zu ihm sprach: "Ich leid für dich des Todes Schmach, "Zu Lob des Herren Namen, "Der helf uns wieder gnädiglich "In seinem Reich zusammen." Der Kaiſer bald das Urtheil ſprach, Daß man ihn tauf, in Flammen nach, Ward bald dem Henker geben; Der fuͤhrt ſogleich ihn aus der Stadt, Wollt nehmen ihm ſein Leben. Da nun erſieht die Pura fromm, Daß man ihn da wollt bringen um, Lief ſie in dieſen Noͤthen, In ſchneller Eil auf die Richtſtadt, Wollt ihren Freund erretten. „Ich ſchuldig bin an deinem Tod!“ Sprach dieſe Jungfrau in der Noth, „Herzlieber Bruder meine! „Darum fuͤr dich ich ſterben will, „Ich rett das Leben deine.“ Der Juͤngling zuͤchtig Antwort gab: „Ach Pura laß zu bitten ab, „Ich ſterben will alleine, „Und preiſen heut mit meinem Blut, „Gott unſern Vater reine.“ Die Jungfrau zuͤchtig zu ihm ſprach: „Ich leid fuͤr dich des Todes Schmach, „Zu Lob des Herren Namen, „Der helf uns wieder gnaͤdiglich „In ſeinem Reich zuſammen.“ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0157" n="148"/> <lg n="9"> <l>Der Kaiſer bald das Urtheil ſprach,</l><lb/> <l>Daß man ihn tauf, in Flammen nach,</l><lb/> <l>Ward bald dem Henker geben;</l><lb/> <l>Der fuͤhrt ſogleich ihn aus der Stadt,</l><lb/> <l>Wollt nehmen ihm ſein Leben.</l> </lg><lb/> <lg n="10"> <l>Da nun erſieht die Pura fromm,</l><lb/> <l>Daß man ihn da wollt bringen um,</l><lb/> <l>Lief ſie in dieſen Noͤthen,</l><lb/> <l>In ſchneller Eil auf die Richtſtadt,</l><lb/> <l>Wollt ihren Freund erretten.</l> </lg><lb/> <lg n="11"> <l>„Ich ſchuldig bin an deinem Tod!“</l><lb/> <l>Sprach dieſe Jungfrau in der Noth,</l><lb/> <l>„Herzlieber Bruder meine!</l><lb/> <l>„Darum fuͤr dich ich ſterben will,</l><lb/> <l>„Ich rett das Leben deine.“</l> </lg><lb/> <lg n="12"> <l>Der Juͤngling zuͤchtig Antwort gab:</l><lb/> <l>„Ach Pura laß zu bitten ab,</l><lb/> <l>„Ich ſterben will alleine,</l><lb/> <l>„Und preiſen heut mit meinem Blut,</l><lb/> <l>„Gott unſern Vater reine.“</l> </lg><lb/> <lg n="13"> <l>Die Jungfrau zuͤchtig zu ihm ſprach:</l><lb/> <l>„Ich leid fuͤr dich des Todes Schmach,</l><lb/> <l>„Zu Lob des Herren Namen,</l><lb/> <l>„Der helf uns wieder gnaͤdiglich</l><lb/> <l>„In ſeinem Reich zuſammen.“</l> </lg><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [148/0157]
Der Kaiſer bald das Urtheil ſprach,
Daß man ihn tauf, in Flammen nach,
Ward bald dem Henker geben;
Der fuͤhrt ſogleich ihn aus der Stadt,
Wollt nehmen ihm ſein Leben.
Da nun erſieht die Pura fromm,
Daß man ihn da wollt bringen um,
Lief ſie in dieſen Noͤthen,
In ſchneller Eil auf die Richtſtadt,
Wollt ihren Freund erretten.
„Ich ſchuldig bin an deinem Tod!“
Sprach dieſe Jungfrau in der Noth,
„Herzlieber Bruder meine!
„Darum fuͤr dich ich ſterben will,
„Ich rett das Leben deine.“
Der Juͤngling zuͤchtig Antwort gab:
„Ach Pura laß zu bitten ab,
„Ich ſterben will alleine,
„Und preiſen heut mit meinem Blut,
„Gott unſern Vater reine.“
Die Jungfrau zuͤchtig zu ihm ſprach:
„Ich leid fuͤr dich des Todes Schmach,
„Zu Lob des Herren Namen,
„Der helf uns wieder gnaͤdiglich
„In ſeinem Reich zuſammen.“
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