Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 1. Heidelberg, 1806.Daß gähling er zur Erden sank, Und saget Gott dem Herren Dank. Da sprach er zu der Jungfrau zart: "Der Drache läßt von seiner Art. "Drum fürcht euch gar nicht dieses Falls, "Legt euren Gürtel ihm um den Hals." Als sie das thät, ging er zu Stund, Mit ihm wie ein gezähmter Hund. Er führt ihn so zur Stadt hinein, Da flohen vor ihm groß und klein. Der Ritter winket ihnen, sprach: "Bleibt hie und fürchtet kein Ungemach. "Ich bin darum zu euch gesendt, "Daß ihr den wahren Gott erkennt. "Wann ihr euch dann wollt taufen lahn, "Und Christi Glauben nehmen an, "So schlag ich diesen Drachen todt, "Helf euch damit aus aller Noth." Alsbald kam da durch Gottes Kraft: Zur Tauf die ganze Heidenschaft. Da zog der Ritter aus sein Schwerdt, Und schlug den Drachen zu der Erd. Der König bot dem heilgen Mann Viel Silber und Gold zu Ehren an, Daß gaͤhling er zur Erden ſank, Und ſaget Gott dem Herren Dank. Da ſprach er zu der Jungfrau zart: „Der Drache laͤßt von ſeiner Art. „Drum fuͤrcht euch gar nicht dieſes Falls, „Legt euren Guͤrtel ihm um den Hals.“ Als ſie das thaͤt, ging er zu Stund, Mit ihm wie ein gezaͤhmter Hund. Er fuͤhrt ihn ſo zur Stadt hinein, Da flohen vor ihm groß und klein. Der Ritter winket ihnen, ſprach: „Bleibt hie und fuͤrchtet kein Ungemach. „Ich bin darum zu euch geſendt, „Daß ihr den wahren Gott erkennt. „Wann ihr euch dann wollt taufen lahn, „Und Chriſti Glauben nehmen an, „So ſchlag ich dieſen Drachen todt, „Helf euch damit aus aller Noth.“ Alsbald kam da durch Gottes Kraft: Zur Tauf die ganze Heidenſchaft. Da zog der Ritter aus ſein Schwerdt, Und ſchlug den Drachen zu der Erd. Der Koͤnig bot dem heilgen Mann Viel Silber und Gold zu Ehren an, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0164" n="155"/> <lg n="47"> <l>Daß gaͤhling er zur Erden ſank,</l><lb/> <l>Und ſaget Gott dem Herren Dank.</l> </lg><lb/> <lg n="48"> <l>Da ſprach er zu der Jungfrau zart:</l><lb/> <l>„Der Drache laͤßt von ſeiner Art.</l> </lg><lb/> <lg n="49"> <l>„Drum fuͤrcht euch gar nicht dieſes Falls,</l><lb/> <l>„Legt euren Guͤrtel ihm um den Hals.“</l> </lg><lb/> <lg n="50"> <l>Als ſie das thaͤt, ging er zu Stund,</l><lb/> <l>Mit ihm wie ein gezaͤhmter Hund.</l> </lg><lb/> <lg n="51"> <l>Er fuͤhrt ihn ſo zur Stadt hinein,</l><lb/> <l>Da flohen vor ihm groß und klein.</l> </lg><lb/> <lg n="52"> <l>Der Ritter winket ihnen, ſprach:</l><lb/> <l>„Bleibt hie und fuͤrchtet kein Ungemach.</l> </lg><lb/> <lg n="53"> <l>„Ich bin darum zu euch geſendt,</l><lb/> <l>„Daß ihr den wahren Gott erkennt.</l> </lg><lb/> <lg n="54"> <l>„Wann ihr euch dann wollt taufen lahn,</l><lb/> <l>„Und Chriſti Glauben nehmen an,</l> </lg><lb/> <lg n="55"> <l>„So ſchlag ich dieſen Drachen todt,</l><lb/> <l>„Helf euch damit aus aller Noth.“</l> </lg><lb/> <lg n="56"> <l>Alsbald kam da durch Gottes Kraft:</l><lb/> <l>Zur Tauf die ganze Heidenſchaft.</l> </lg><lb/> <lg n="57"> <l>Da zog der Ritter aus ſein Schwerdt,</l><lb/> <l>Und ſchlug den Drachen zu der Erd.</l> </lg><lb/> <lg n="58"> <l>Der Koͤnig bot dem heilgen Mann</l><lb/> <l>Viel Silber und Gold zu Ehren an,</l> </lg><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [155/0164]
Daß gaͤhling er zur Erden ſank,
Und ſaget Gott dem Herren Dank.
Da ſprach er zu der Jungfrau zart:
„Der Drache laͤßt von ſeiner Art.
„Drum fuͤrcht euch gar nicht dieſes Falls,
„Legt euren Guͤrtel ihm um den Hals.“
Als ſie das thaͤt, ging er zu Stund,
Mit ihm wie ein gezaͤhmter Hund.
Er fuͤhrt ihn ſo zur Stadt hinein,
Da flohen vor ihm groß und klein.
Der Ritter winket ihnen, ſprach:
„Bleibt hie und fuͤrchtet kein Ungemach.
„Ich bin darum zu euch geſendt,
„Daß ihr den wahren Gott erkennt.
„Wann ihr euch dann wollt taufen lahn,
„Und Chriſti Glauben nehmen an,
„So ſchlag ich dieſen Drachen todt,
„Helf euch damit aus aller Noth.“
Alsbald kam da durch Gottes Kraft:
Zur Tauf die ganze Heidenſchaft.
Da zog der Ritter aus ſein Schwerdt,
Und ſchlug den Drachen zu der Erd.
Der Koͤnig bot dem heilgen Mann
Viel Silber und Gold zu Ehren an,
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