Laufet zum Sande und scharret sich ein, Hartes Bett, hartes Bett! Sagt sie, und legt sich darein.
Kommt nun der Waidmann mit Hund und mit Bley, Fürcht mich nicht, fürcht mich nicht! Liegend ich beyde nicht scheu, Steht nur der Waizen, und grünet das Laub, Ich meinen Feinden nicht werde zum Raub, Aber die Schnitter die machen mich arm, Wehe mir, wehe mir! Daß sich der Himmel erbarm.
Kommen die Schnitter, so ruft sie ganz keck: Tritt mich nicht, tritt mich nicht! Liegend zur Erde gestreckt. Flieht von geschnittenen Feldern hindann, Weil sie sich nirgend verbergen mehr kann, Klaget, ich finde kein Körnlein darin, Ist mir leid, ist mir leid! Flieht zu den Saaten dahin.
Ist nun das Schneiden der Früchte vorbey, Harte Zeit! harte Zeit! Schon kommt der Winter herbey. Hebt sich zum Lande zu wandern nun fort Hin zu dem andern weit fröhlichern Ort Wünsche indessen dem Lande noch an: Hüt dich Gott, hüt dich Gott! Fliehet in Frieden bergan.
Laufet zum Sande und ſcharret ſich ein, Hartes Bett, hartes Bett! Sagt ſie, und legt ſich darein.
Kommt nun der Waidmann mit Hund und mit Bley, Fuͤrcht mich nicht, fuͤrcht mich nicht! Liegend ich beyde nicht ſcheu, Steht nur der Waizen, und gruͤnet das Laub, Ich meinen Feinden nicht werde zum Raub, Aber die Schnitter die machen mich arm, Wehe mir, wehe mir! Daß ſich der Himmel erbarm.
Kommen die Schnitter, ſo ruft ſie ganz keck: Tritt mich nicht, tritt mich nicht! Liegend zur Erde geſtreckt. Flieht von geſchnittenen Feldern hindann, Weil ſie ſich nirgend verbergen mehr kann, Klaget, ich finde kein Koͤrnlein darin, Iſt mir leid, iſt mir leid! Flieht zu den Saaten dahin.
Iſt nun das Schneiden der Fruͤchte vorbey, Harte Zeit! harte Zeit! Schon kommt der Winter herbey. Hebt ſich zum Lande zu wandern nun fort Hin zu dem andern weit froͤhlichern Ort Wuͤnſche indeſſen dem Lande noch an: Huͤt dich Gott, huͤt dich Gott! Fliehet in Frieden bergan.
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Laufet zum Sande und ſcharret ſich ein,
Hartes Bett, hartes Bett!
Sagt ſie, und legt ſich darein.
Kommt nun der Waidmann mit Hund und mit Bley,
Fuͤrcht mich nicht, fuͤrcht mich nicht!
Liegend ich beyde nicht ſcheu,
Steht nur der Waizen, und gruͤnet das Laub,
Ich meinen Feinden nicht werde zum Raub,
Aber die Schnitter die machen mich arm,
Wehe mir, wehe mir!
Daß ſich der Himmel erbarm.
Kommen die Schnitter, ſo ruft ſie ganz keck:
Tritt mich nicht, tritt mich nicht!
Liegend zur Erde geſtreckt.
Flieht von geſchnittenen Feldern hindann,
Weil ſie ſich nirgend verbergen mehr kann,
Klaget, ich finde kein Koͤrnlein darin,
Iſt mir leid, iſt mir leid!
Flieht zu den Saaten dahin.
Iſt nun das Schneiden der Fruͤchte vorbey,
Harte Zeit! harte Zeit!
Schon kommt der Winter herbey.
Hebt ſich zum Lande zu wandern nun fort
Hin zu dem andern weit froͤhlichern Ort
Wuͤnſche indeſſen dem Lande noch an:
Huͤt dich Gott, huͤt dich Gott!
Fliehet in Frieden bergan.
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Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 1. Heidelberg, 1806, S. 160. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn01_1806/169>, abgerufen am 18.07.2024.
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