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Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 1. Heidelberg, 1806.

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Frisch auf! Sie zittern wie das Laub,
Und wären gern schon ausgerissen.



Herr von Falkenstein.

Fliegendes Blat, auch abgedruckt in Herders Volksliedern I. Th. S. 232.

Es reit der Herr von Falkenstein,
Wohl über ein' breite Haide.
Was sieht er an dem Wege stehn?
Ein Mädel mit weissem Kleide.
"Wohin, wohinaus du schöne Magd?
"Was machet ihr hier alleine?
"Wollt ihr die Nacht mein Schlafbule seyn,
"So reitet ihr mit mir heime."
"Mit euch heimreiten, das thu' ich nicht,
"Kann euch doch nicht erkennen."
"Ich bin der Herr von Falkenstein,
"Und thu mich selber nennen."
"Seyd ihr der Herr von Falkenstein,
"Derselbe edle Herre,
"So will ich euch bitten um'n Gefang'n mein,
"Den will ich haben zur Ehe." --
"Den Gefangnen mein, den geb ich dir nicht,
"Im Thurn muß er vertrauren.
"Zu Falkenstein steht ein tiefer Thurn,
"Wohl zwischen zwo hohen Mauren." --

Friſch auf! Sie zittern wie das Laub,
Und waͤren gern ſchon ausgeriſſen.



Herr von Falkenſtein.

Fliegendes Blat, auch abgedruckt in Herders Volksliedern I. Th. S. 232.

Es reit der Herr von Falkenſtein,
Wohl uͤber ein' breite Haide.
Was ſieht er an dem Wege ſtehn?
Ein Maͤdel mit weiſſem Kleide.
„Wohin, wohinaus du ſchoͤne Magd?
„Was machet ihr hier alleine?
„Wollt ihr die Nacht mein Schlafbule ſeyn,
„So reitet ihr mit mir heime.“
„Mit euch heimreiten, das thu' ich nicht,
„Kann euch doch nicht erkennen.“
„Ich bin der Herr von Falkenſtein,
„Und thu mich ſelber nennen.“
„Seyd ihr der Herr von Falkenſtein,
„Derſelbe edle Herre,
„So will ich euch bitten um'n Gefang'n mein,
„Den will ich haben zur Ehe.“ —
„Den Gefangnen mein, den geb ich dir nicht,
„Im Thurn muß er vertrauren.
„Zu Falkenſtein ſteht ein tiefer Thurn,
„Wohl zwiſchen zwo hohen Mauren.“ —

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[255/0264] Friſch auf! Sie zittern wie das Laub, Und waͤren gern ſchon ausgeriſſen. Herr von Falkenſtein. Fliegendes Blat, auch abgedruckt in Herders Volksliedern I. Th. S. 232. Es reit der Herr von Falkenſtein, Wohl uͤber ein' breite Haide. Was ſieht er an dem Wege ſtehn? Ein Maͤdel mit weiſſem Kleide. „Wohin, wohinaus du ſchoͤne Magd? „Was machet ihr hier alleine? „Wollt ihr die Nacht mein Schlafbule ſeyn, „So reitet ihr mit mir heime.“ „Mit euch heimreiten, das thu' ich nicht, „Kann euch doch nicht erkennen.“ „Ich bin der Herr von Falkenſtein, „Und thu mich ſelber nennen.“ „Seyd ihr der Herr von Falkenſtein, „Derſelbe edle Herre, „So will ich euch bitten um'n Gefang'n mein, „Den will ich haben zur Ehe.“ — „Den Gefangnen mein, den geb ich dir nicht, „Im Thurn muß er vertrauren. „Zu Falkenſtein ſteht ein tiefer Thurn, „Wohl zwiſchen zwo hohen Mauren.“ —

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Zitationshilfe: Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 1. Heidelberg, 1806, S. 255. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn01_1806/264>, abgerufen am 24.11.2024.