Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 1. Heidelberg, 1806.

Bild:
<< vorherige Seite
Des Antonius von Padua Fischpredigt.

Nach Abraham a St. Clara. Judas, der Erzschelm. I. S. 253.

Antonius zur Predig
Die Kirche findt ledig,
Er geht zu den Flüssen,
Und predigt den Fischen;
Sie schlagn mit den Schwänzen,
Im Sonnenschein glänzen.
Die Karpfen mit Rogen
Sind all hieher zogen,
Haben d' Mäuler aufrissen,
Sich Zuhörens beflissen:
Kein Predig niemalen
Den Karpfen so gfallen.
Spitzgoschete Hechte,
Die immerzu fechten,
Sind eilend herschwommen
Zu hören den Frommen:
Kein Predig niemalen
Den Hechten so gfallen.
Auch jene Phantasten
So immer beym Fasten,
Die Stockfisch ich meine
Zur Predig erscheinen.
Kein Predig niemalen
Dem Stockfisch so gfallen.

Des Antonius von Padua Fiſchpredigt.

Nach Abraham a St. Clara. Judas, der Erzſchelm. I. S. 253.

Antonius zur Predig
Die Kirche findt ledig,
Er geht zu den Fluͤſſen,
Und predigt den Fiſchen;
Sie ſchlagn mit den Schwaͤnzen,
Im Sonnenſchein glaͤnzen.
Die Karpfen mit Rogen
Sind all hieher zogen,
Haben d' Maͤuler aufriſſen,
Sich Zuhoͤrens befliſſen:
Kein Predig niemalen
Den Karpfen ſo gfallen.
Spitzgoſchete Hechte,
Die immerzu fechten,
Sind eilend herſchwommen
Zu hoͤren den Frommen:
Kein Predig niemalen
Den Hechten ſo gfallen.
Auch jene Phantaſten
So immer beym Faſten,
Die Stockfiſch ich meine
Zur Predig erſcheinen.
Kein Predig niemalen
Dem Stockfiſch ſo gfallen.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0366" n="347[357]"/>
        <div n="2">
          <head>Des Antonius von Padua Fi&#x017F;chpredigt.</head><lb/>
          <p rendition="#c">Nach Abraham a St. Clara. Judas, der Erz&#x017F;chelm. <hi rendition="#aq">I</hi>. S. 253.</p><lb/>
          <lg type="poem">
            <lg n="1">
              <l><hi rendition="#in">A</hi>ntonius zur Predig</l><lb/>
              <l>Die Kirche findt ledig,</l><lb/>
              <l>Er geht zu den Flu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en,</l><lb/>
              <l>Und predigt den Fi&#x017F;chen;</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="2">
              <l>Sie &#x017F;chlagn mit den Schwa&#x0364;nzen,</l><lb/>
              <l>Im Sonnen&#x017F;chein gla&#x0364;nzen.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="3">
              <l>Die Karpfen mit Rogen</l><lb/>
              <l>Sind all hieher zogen,</l><lb/>
              <l>Haben d' Ma&#x0364;uler aufri&#x017F;&#x017F;en,</l><lb/>
              <l>Sich Zuho&#x0364;rens befli&#x017F;&#x017F;en:</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="4">
              <l>Kein Predig niemalen</l><lb/>
              <l>Den Karpfen &#x017F;o gfallen.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="5">
              <l>Spitzgo&#x017F;chete Hechte,</l><lb/>
              <l>Die immerzu fechten,</l><lb/>
              <l>Sind eilend her&#x017F;chwommen</l><lb/>
              <l>Zu ho&#x0364;ren den Frommen:</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="6">
              <l>Kein Predig niemalen</l><lb/>
              <l>Den Hechten &#x017F;o gfallen.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="7">
              <l>Auch jene Phanta&#x017F;ten</l><lb/>
              <l>So immer beym Fa&#x017F;ten,</l><lb/>
              <l>Die Stockfi&#x017F;ch ich meine</l><lb/>
              <l>Zur Predig er&#x017F;cheinen.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="8">
              <l>Kein Predig niemalen</l><lb/>
              <l>Dem Stockfi&#x017F;ch &#x017F;o gfallen.</l>
            </lg><lb/>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[347[357]/0366] Des Antonius von Padua Fiſchpredigt. Nach Abraham a St. Clara. Judas, der Erzſchelm. I. S. 253. Antonius zur Predig Die Kirche findt ledig, Er geht zu den Fluͤſſen, Und predigt den Fiſchen; Sie ſchlagn mit den Schwaͤnzen, Im Sonnenſchein glaͤnzen. Die Karpfen mit Rogen Sind all hieher zogen, Haben d' Maͤuler aufriſſen, Sich Zuhoͤrens befliſſen: Kein Predig niemalen Den Karpfen ſo gfallen. Spitzgoſchete Hechte, Die immerzu fechten, Sind eilend herſchwommen Zu hoͤren den Frommen: Kein Predig niemalen Den Hechten ſo gfallen. Auch jene Phantaſten So immer beym Faſten, Die Stockfiſch ich meine Zur Predig erſcheinen. Kein Predig niemalen Dem Stockfiſch ſo gfallen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn01_1806
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn01_1806/366
Zitationshilfe: Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 1. Heidelberg, 1806, S. 347[357]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn01_1806/366>, abgerufen am 22.11.2024.