Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 1. Heidelberg, 1806."Du bist ein Erzbärnhäuter, Das wollte den Petrus verdrießen, Daß er erst der Niemand sollt seyn, Er zog heraus sein Sabel, Und hieb ganz sakerisch drein. Der Malchus stund darneben, Und hat sich nicht umgeschaut, Dem hat er ä Täscherl aufs Dach auf geben, Und Ohr-Watschl putz weggehaut. Der Malchus fängt protz und zu weinen an, Und schrie da überlaut: "Herr, heil mir doch mein Ohr wieder an, "Der Glatzkopf hat mirs weggehaut." Der Herr der nahm des Malchus Ohr Und wollts gleich wieder kuriren, Auf einmal sprang der Petrus hervor, Fängt an zu raisoniren: "Was hat mich denn mein Haun genuzt, "Da wär ich ja ein Hans, "Was ich so sakrisch hab zammen gepuzt, "Das machst du gleich wieder ganz." Er gieng bey des Kaisers Kohlenfeuer, Da sassen die Juden dick, Da führt der Teufel die Dienstmagd her, Der Petrus kennet sie nicht. „Du biſt ein Erzbaͤrnhaͤuter, Das wollte den Petrus verdrießen, Daß er erſt der Niemand ſollt ſeyn, Er zog heraus ſein Sabel, Und hieb ganz ſakeriſch drein. Der Malchus ſtund darneben, Und hat ſich nicht umgeſchaut, Dem hat er aͤ Taͤſcherl aufs Dach auf geben, Und Ohr-Watſchl putz weggehaut. Der Malchus faͤngt protz und zu weinen an, Und ſchrie da uͤberlaut: „Herr, heil mir doch mein Ohr wieder an, „Der Glatzkopf hat mirs weggehaut.“ Der Herr der nahm des Malchus Ohr Und wollts gleich wieder kuriren, Auf einmal ſprang der Petrus hervor, Faͤngt an zu raiſoniren: „Was hat mich denn mein Haun genuzt, „Da waͤr ich ja ein Hans, „Was ich ſo ſakriſch hab zammen gepuzt, „Das machſt du gleich wieder ganz.“ Er gieng bey des Kaiſers Kohlenfeuer, Da ſaſſen die Juden dick, Da fuͤhrt der Teufel die Dienſtmagd her, Der Petrus kennet ſie nicht. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <lg n="4"> <pb facs="#f0402" n="383[393]"/> <l>„Du biſt ein Erzbaͤrnhaͤuter,</l><lb/> <l>„Dein Schneid iſt kein Teufel werth.“</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>Das wollte den Petrus verdrießen,</l><lb/> <l>Daß er erſt der Niemand ſollt ſeyn,</l><lb/> <l>Er zog heraus ſein Sabel,</l><lb/> <l>Und hieb ganz ſakeriſch drein.</l> </lg><lb/> <lg n="6"> <l>Der Malchus ſtund darneben,</l><lb/> <l>Und hat ſich nicht umgeſchaut,</l><lb/> <l>Dem hat er aͤ Taͤſcherl aufs Dach auf geben,</l><lb/> <l>Und Ohr-Watſchl putz weggehaut.</l> </lg><lb/> <lg n="7"> <l>Der Malchus faͤngt protz und zu weinen an,</l><lb/> <l>Und ſchrie da uͤberlaut:</l><lb/> <l>„Herr, heil mir doch mein Ohr wieder an,</l><lb/> <l>„Der Glatzkopf hat mirs weggehaut.“</l> </lg><lb/> <lg n="8"> <l>Der Herr der nahm des Malchus Ohr</l><lb/> <l>Und wollts gleich wieder kuriren,</l><lb/> <l>Auf einmal ſprang der Petrus hervor,</l><lb/> <l>Faͤngt an zu raiſoniren:</l> </lg><lb/> <lg n="9"> <l>„Was hat mich denn mein Haun genuzt,</l><lb/> <l>„Da waͤr ich ja ein Hans,</l><lb/> <l>„Was ich ſo ſakriſch hab zammen gepuzt,</l><lb/> <l>„Das machſt du gleich wieder ganz.“</l> </lg><lb/> <lg n="10"> <l>Er gieng bey des Kaiſers Kohlenfeuer,</l><lb/> <l>Da ſaſſen die Juden dick,</l><lb/> <l>Da fuͤhrt der Teufel die Dienſtmagd her,</l><lb/> <l>Der Petrus kennet ſie nicht.</l> </lg><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [383[393]/0402]
„Du biſt ein Erzbaͤrnhaͤuter,
„Dein Schneid iſt kein Teufel werth.“
Das wollte den Petrus verdrießen,
Daß er erſt der Niemand ſollt ſeyn,
Er zog heraus ſein Sabel,
Und hieb ganz ſakeriſch drein.
Der Malchus ſtund darneben,
Und hat ſich nicht umgeſchaut,
Dem hat er aͤ Taͤſcherl aufs Dach auf geben,
Und Ohr-Watſchl putz weggehaut.
Der Malchus faͤngt protz und zu weinen an,
Und ſchrie da uͤberlaut:
„Herr, heil mir doch mein Ohr wieder an,
„Der Glatzkopf hat mirs weggehaut.“
Der Herr der nahm des Malchus Ohr
Und wollts gleich wieder kuriren,
Auf einmal ſprang der Petrus hervor,
Faͤngt an zu raiſoniren:
„Was hat mich denn mein Haun genuzt,
„Da waͤr ich ja ein Hans,
„Was ich ſo ſakriſch hab zammen gepuzt,
„Das machſt du gleich wieder ganz.“
Er gieng bey des Kaiſers Kohlenfeuer,
Da ſaſſen die Juden dick,
Da fuͤhrt der Teufel die Dienſtmagd her,
Der Petrus kennet ſie nicht.
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