"Doch, Herr! den Pfeifenkopf, den gebe "Ich nicht um alles Gold.
"Hört nur: Einst jagten wir Husaren, "Den Feind nach Herzenslust, "Da schoß ein Hund von Janitscharen "Den Hauptmann in die Brust.
"Ich hob ihn flugs auf meinen Schimmel, "Er hätt' es auch gethan, "Und trug ihn sanft aus dem Getümmel "Zu einem Edelmann.
"Ich pflegte sein. Vor seinem Ende "Reicht er mir all sein Geld, "Und diesen Kopf, drückt mir die Hände, "Und blieb im Tod noch Held.
"Das Geld must du dem Wirthe schenken, "Der dreymal Plündrung litt, "So dacht' ich, und zum Angedenken, "Nahm ich die Pfeife mit.
"Ich trug auf allen meinen Zügen, "Sie wie ein Heiligthum, "Wir mochten weichen oder siegen "Im Stiefel mit herum.
"Vor Prag verlohr ich auf der Streife "Das Bein durch einen Schuß, "Da griff ich erst nach meiner Pfeife, "Und dann nach meinem Fuß."
„Doch, Herr! den Pfeifenkopf, den gebe „Ich nicht um alles Gold.
„Hoͤrt nur: Einſt jagten wir Huſaren, „Den Feind nach Herzensluſt, „Da ſchoß ein Hund von Janitſcharen „Den Hauptmann in die Bruſt.
„Ich hob ihn flugs auf meinen Schimmel, „Er haͤtt' es auch gethan, „Und trug ihn ſanft aus dem Getuͤmmel „Zu einem Edelmann.
„Ich pflegte ſein. Vor ſeinem Ende „Reicht er mir all ſein Geld, „Und dieſen Kopf, druͤckt mir die Haͤnde, „Und blieb im Tod noch Held.
„Das Geld muſt du dem Wirthe ſchenken, „Der dreymal Pluͤndrung litt, „So dacht' ich, und zum Angedenken, „Nahm ich die Pfeife mit.
„Ich trug auf allen meinen Zuͤgen, „Sie wie ein Heiligthum, „Wir mochten weichen oder ſiegen „Im Stiefel mit herum.
„Vor Prag verlohr ich auf der Streife „Das Bein durch einen Schuß, „Da griff ich erſt nach meiner Pfeife, „Und dann nach meinem Fuß.“
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[385[395]/0404]
„Doch, Herr! den Pfeifenkopf, den gebe
„Ich nicht um alles Gold.
„Hoͤrt nur: Einſt jagten wir Huſaren,
„Den Feind nach Herzensluſt,
„Da ſchoß ein Hund von Janitſcharen
„Den Hauptmann in die Bruſt.
„Ich hob ihn flugs auf meinen Schimmel,
„Er haͤtt' es auch gethan,
„Und trug ihn ſanft aus dem Getuͤmmel
„Zu einem Edelmann.
„Ich pflegte ſein. Vor ſeinem Ende
„Reicht er mir all ſein Geld,
„Und dieſen Kopf, druͤckt mir die Haͤnde,
„Und blieb im Tod noch Held.
„Das Geld muſt du dem Wirthe ſchenken,
„Der dreymal Pluͤndrung litt,
„So dacht' ich, und zum Angedenken,
„Nahm ich die Pfeife mit.
„Ich trug auf allen meinen Zuͤgen,
„Sie wie ein Heiligthum,
„Wir mochten weichen oder ſiegen
„Im Stiefel mit herum.
„Vor Prag verlohr ich auf der Streife
„Das Bein durch einen Schuß,
„Da griff ich erſt nach meiner Pfeife,
„Und dann nach meinem Fuß.“
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Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 1. Heidelberg, 1806, S. 385[395]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn01_1806/404>, abgerufen am 18.06.2024.
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