Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 1. Heidelberg, 1806."Willst du die Klag nicht hören, Ein freier Wächter hört die Mehr, Lag still an seiner Zinnen, Er fragt, wer hier verborgen wär, So hart nach Lieb thät ringen: "Ey komm her Held, willt mir vertraun, "Dein Klag hilf ich dir decken, "Sehnst dich so hart nach meiner Frau, "Ohn Zweifel sollst du auf mich baun, "Freundlich will ichs auferwecken." "Mein Trauen gänzlich zu dir setz, "Wächter, o freyer Geselle! "Mein Kleid laß ich dir hie zuletz, "Mach uns kein Ungefälle: "Geh hübschlich dar, nimm dir der Weil, "Laß auch dein Gespan nicht merken, "Die Thürmer sehn aus Langeweil, "Schau daß dich keiner übereil." "Zu Hoffnung thu mich stärken." "Wach auf, herzallerliebste Frau, "Hört jämmerliche Schmerzen, "Es singt ein Held vor grüner Au, "Fürwahr thu ich nicht scherzen. "Legt an euer Wad, besorgt euch nicht, "Euch soll nichts wiederfahren, „Willſt du die Klag nicht hoͤren, Ein freier Waͤchter hoͤrt die Mehr, Lag ſtill an ſeiner Zinnen, Er fragt, wer hier verborgen waͤr, So hart nach Lieb thaͤt ringen: „Ey komm her Held, willt mir vertraun, „Dein Klag hilf ich dir decken, „Sehnſt dich ſo hart nach meiner Frau, „Ohn Zweifel ſollſt du auf mich baun, „Freundlich will ichs auferwecken.“ „Mein Trauen gaͤnzlich zu dir ſetz, „Waͤchter, o freyer Geſelle! „Mein Kleid laß ich dir hie zuletz, „Mach uns kein Ungefaͤlle: „Geh huͤbſchlich dar, nimm dir der Weil, „Laß auch dein Geſpan nicht merken, „Die Thuͤrmer ſehn aus Langeweil, „Schau daß dich keiner uͤbereil.“ „Zu Hoffnung thu mich ſtaͤrken.“ „Wach auf, herzallerliebſte Frau, „Hoͤrt jaͤmmerliche Schmerzen, „Es ſingt ein Held vor gruͤner Au, „Fuͤrwahr thu ich nicht ſcherzen. „Legt an euer Wad, beſorgt euch nicht, „Euch ſoll nichts wiederfahren, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <lg type="poem"> <lg n="1"> <pb facs="#f0411" n="392[402]"/> <l>„Willſt du die Klag nicht hoͤren,</l><lb/> <l>„Laß dich erwecken mein Geſang,</l><lb/> <l>„Dein Lieb will mich bethoͤren.“</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Ein freier Waͤchter hoͤrt die Mehr,</l><lb/> <l>Lag ſtill an ſeiner Zinnen,</l><lb/> <l>Er fragt, wer hier verborgen waͤr,</l><lb/> <l>So hart nach Lieb thaͤt ringen:</l><lb/> <l>„Ey komm her Held, willt mir vertraun,</l><lb/> <l>„Dein Klag hilf ich dir decken,</l><lb/> <l>„Sehnſt dich ſo hart nach meiner Frau,</l><lb/> <l>„Ohn Zweifel ſollſt du auf mich baun,</l><lb/> <l>„Freundlich will ichs auferwecken.“</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>„Mein Trauen gaͤnzlich zu dir ſetz,</l><lb/> <l>„Waͤchter, o freyer Geſelle!</l><lb/> <l>„Mein Kleid laß ich dir hie zuletz,</l><lb/> <l>„Mach uns kein Ungefaͤlle:</l><lb/> <l>„Geh huͤbſchlich dar, nimm dir der Weil,</l><lb/> <l>„Laß auch dein Geſpan nicht merken,</l><lb/> <l>„Die Thuͤrmer ſehn aus Langeweil,</l><lb/> <l>„Schau daß dich keiner uͤbereil.“</l><lb/> <l>„Zu Hoffnung thu mich ſtaͤrken.“</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>„Wach auf, herzallerliebſte Frau,</l><lb/> <l>„Hoͤrt jaͤmmerliche Schmerzen,</l><lb/> <l>„Es ſingt ein Held vor gruͤner Au,</l><lb/> <l>„Fuͤrwahr thu ich nicht ſcherzen.</l><lb/> <l>„Legt an euer Wad, beſorgt euch nicht,</l><lb/> <l>„Euch ſoll nichts wiederfahren,</l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [392[402]/0411]
„Willſt du die Klag nicht hoͤren,
„Laß dich erwecken mein Geſang,
„Dein Lieb will mich bethoͤren.“
Ein freier Waͤchter hoͤrt die Mehr,
Lag ſtill an ſeiner Zinnen,
Er fragt, wer hier verborgen waͤr,
So hart nach Lieb thaͤt ringen:
„Ey komm her Held, willt mir vertraun,
„Dein Klag hilf ich dir decken,
„Sehnſt dich ſo hart nach meiner Frau,
„Ohn Zweifel ſollſt du auf mich baun,
„Freundlich will ichs auferwecken.“
„Mein Trauen gaͤnzlich zu dir ſetz,
„Waͤchter, o freyer Geſelle!
„Mein Kleid laß ich dir hie zuletz,
„Mach uns kein Ungefaͤlle:
„Geh huͤbſchlich dar, nimm dir der Weil,
„Laß auch dein Geſpan nicht merken,
„Die Thuͤrmer ſehn aus Langeweil,
„Schau daß dich keiner uͤbereil.“
„Zu Hoffnung thu mich ſtaͤrken.“
„Wach auf, herzallerliebſte Frau,
„Hoͤrt jaͤmmerliche Schmerzen,
„Es ſingt ein Held vor gruͤner Au,
„Fuͤrwahr thu ich nicht ſcherzen.
„Legt an euer Wad, beſorgt euch nicht,
„Euch ſoll nichts wiederfahren,
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |