Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 1. Heidelberg, 1806."Da liege feins Liebchen und faule, Er nahm sein Rößlein bei dem Zaum, Und band es an einen Wasserstrom. "Hier steh mein Rößlein und trinke, "Mein jung frisch Herze muß sinken." Gastligkeit des Winters. Mündlich. Der Winter ist ein scharfer Gast, Das merkt ich an dem Dache; Mein Lieb gab mir ein Kränzelein Von Perlen fein, Das hab ich von ihr tragen An meinem Bart und Kragen. Der Sommer ist ein sanfter Gast, Es tröpfelt von dem Dache; Mein Lieb gab mir ein Kränzelein Im Sonnenschein, Da ist es aufgethauet, Von Eis war es erbauet. Ja traue nur dem Schleicher nicht, Viel lieber scharfe Worte; Der Sommer giebt wohl Kränzelein „Da liege feins Liebchen und faule, Er nahm ſein Roͤßlein bei dem Zaum, Und band es an einen Waſſerſtrom. „Hier ſteh mein Roͤßlein und trinke, „Mein jung friſch Herze muß ſinken.“ Gaſtligkeit des Winters. Muͤndlich. Der Winter iſt ein ſcharfer Gaſt, Das merkt ich an dem Dache; Mein Lieb gab mir ein Kraͤnzelein Von Perlen fein, Das hab ich von ihr tragen An meinem Bart und Kragen. Der Sommer iſt ein ſanfter Gaſt, Es troͤpfelt von dem Dache; Mein Lieb gab mir ein Kraͤnzelein Im Sonnenſchein, Da iſt es aufgethauet, Von Eis war es erbauet. Ja traue nur dem Schleicher nicht, Viel lieber ſcharfe Worte; Der Sommer giebt wohl Kraͤnzelein <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <lg n="9"> <pb facs="#f0048" n="39"/> <l>„Da liege feins Liebchen und faule,</l><lb/> <l>„Mein junges Herze muß trauren.“</l> </lg><lb/> <lg n="10"> <l>Er nahm ſein Roͤßlein bei dem Zaum,</l><lb/> <l>Und band es an einen Waſſerſtrom.</l><lb/> <l>„Hier ſteh mein Roͤßlein und trinke,</l><lb/> <l>„Mein jung friſch Herze muß ſinken.“</l> </lg> </lg> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head><hi rendition="#g">Gaſtligkeit des Winters</hi>.</head><lb/> <p rendition="#c">Muͤndlich.</p><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l><hi rendition="#in">D</hi>er Winter iſt ein ſcharfer Gaſt,</l><lb/> <l>Das merkt ich an dem Dache;</l><lb/> <l>Mein Lieb gab mir ein Kraͤnzelein</l><lb/> <l>Von Perlen fein,</l><lb/> <l>Das hab ich von ihr tragen</l><lb/> <l>An meinem Bart und Kragen.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Der Sommer iſt ein ſanfter Gaſt,</l><lb/> <l>Es troͤpfelt von dem Dache;</l><lb/> <l>Mein Lieb gab mir ein Kraͤnzelein</l><lb/> <l>Im Sonnenſchein,</l><lb/> <l>Da iſt es aufgethauet,</l><lb/> <l>Von Eis war es erbauet.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Ja traue nur dem Schleicher nicht,</l><lb/> <l>Viel lieber ſcharfe Worte;</l><lb/> <l>Der Sommer giebt wohl Kraͤnzelein</l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [39/0048]
„Da liege feins Liebchen und faule,
„Mein junges Herze muß trauren.“
Er nahm ſein Roͤßlein bei dem Zaum,
Und band es an einen Waſſerſtrom.
„Hier ſteh mein Roͤßlein und trinke,
„Mein jung friſch Herze muß ſinken.“
Gaſtligkeit des Winters.
Muͤndlich.
Der Winter iſt ein ſcharfer Gaſt,
Das merkt ich an dem Dache;
Mein Lieb gab mir ein Kraͤnzelein
Von Perlen fein,
Das hab ich von ihr tragen
An meinem Bart und Kragen.
Der Sommer iſt ein ſanfter Gaſt,
Es troͤpfelt von dem Dache;
Mein Lieb gab mir ein Kraͤnzelein
Im Sonnenſchein,
Da iſt es aufgethauet,
Von Eis war es erbauet.
Ja traue nur dem Schleicher nicht,
Viel lieber ſcharfe Worte;
Der Sommer giebt wohl Kraͤnzelein
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Zitationshilfe: | Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 1. Heidelberg, 1806, S. 39. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn01_1806/48>, abgerufen am 16.07.2024. |