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Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 2. Heidelberg, 1808.

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Wann er dann in die Kirche geht, auf ein Fuß kniet er
nieder,
Er macht kein Kreuz, spricht kein Gebet, er gafft nur hin
und wieder,
Er dreht sein Bart zusammen hart, streicht die Razzen-
schnauz zur Seiten,
Gar weit von hinn mit feinem Sinn thut er spazieren
reiten.
Sein Red' ist lauter Phantasie, viel schwätzen und viel
lügen,
Er lügt daher ohn alle Scheu, bis sich die Balken
biegen,
Erzählet frei, wie daß er sey in fremdem Land' ge-
wesen,
Er könn viel Sprach, kann allem nach ja kaum ein Buch-
stab lesen.
Er lügt daher manch Ritterthat, die er nit hat be-
gangen,
Wie er belagert jene Stadt und jenen Kriegsmann
g'fangen,
In einem Streich hab er zugleich zwei Kürassier er-
schlagen,
Kein todten Hund hat er verwundt, er thet daran ver-
zagen.
Wann er dann auf die Fechtschul geht, sich da zu
exerziren,
Und einer ihm entgegen steht, die Wehr thut presen-
tiren,
Wann er dann in die Kirche geht, auf ein Fuß kniet er
nieder,
Er macht kein Kreuz, ſpricht kein Gebet, er gafft nur hin
und wieder,
Er dreht ſein Bart zuſammen hart, ſtreicht die Razzen-
ſchnauz zur Seiten,
Gar weit von hinn mit feinem Sinn thut er ſpazieren
reiten.
Sein Red' iſt lauter Phantaſie, viel ſchwaͤtzen und viel
luͤgen,
Er luͤgt daher ohn alle Scheu, bis ſich die Balken
biegen,
Erzaͤhlet frei, wie daß er ſey in fremdem Land' ge-
weſen,
Er koͤnn viel Sprach, kann allem nach ja kaum ein Buch-
ſtab leſen.
Er luͤgt daher manch Ritterthat, die er nit hat be-
gangen,
Wie er belagert jene Stadt und jenen Kriegsmann
g'fangen,
In einem Streich hab er zugleich zwei Kuͤraſſier er-
ſchlagen,
Kein todten Hund hat er verwundt, er thet daran ver-
zagen.
Wann er dann auf die Fechtſchul geht, ſich da zu
exerziren,
Und einer ihm entgegen ſteht, die Wehr thut preſen-
tiren,
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[88/0100] Wann er dann in die Kirche geht, auf ein Fuß kniet er nieder, Er macht kein Kreuz, ſpricht kein Gebet, er gafft nur hin und wieder, Er dreht ſein Bart zuſammen hart, ſtreicht die Razzen- ſchnauz zur Seiten, Gar weit von hinn mit feinem Sinn thut er ſpazieren reiten. Sein Red' iſt lauter Phantaſie, viel ſchwaͤtzen und viel luͤgen, Er luͤgt daher ohn alle Scheu, bis ſich die Balken biegen, Erzaͤhlet frei, wie daß er ſey in fremdem Land' ge- weſen, Er koͤnn viel Sprach, kann allem nach ja kaum ein Buch- ſtab leſen. Er luͤgt daher manch Ritterthat, die er nit hat be- gangen, Wie er belagert jene Stadt und jenen Kriegsmann g'fangen, In einem Streich hab er zugleich zwei Kuͤraſſier er- ſchlagen, Kein todten Hund hat er verwundt, er thet daran ver- zagen. Wann er dann auf die Fechtſchul geht, ſich da zu exerziren, Und einer ihm entgegen ſteht, die Wehr thut preſen- tiren,

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Zitationshilfe: Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 2. Heidelberg, 1808, S. 88. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn02_1808/100>, abgerufen am 21.11.2024.