Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 2. Heidelberg, 1808.Er war in seinen jungen Tagen, (17 Jahr) Die Ungarn hiessen ihn einen deutschen Knaben, Das haben wir wohl vernommen, Daß er zu Ofen ist ausgeritten, Zu Prag ist er umkommen. Er schickte aus nach weiblicher Ehr, Und wollt erwerben Freundschaft mehr, Gar fein in Frankenreiche, Nach einer Jungfrau säuberlich, Man findt nicht ihres Gleiche. Der König in Frankreich einen Brief aussandt, Der kam König Lasla in seine Hand, Wie er ihn lesen sollte; Und wie ihm der König in Frankreich, Seine Tochter geben wollte. Er schrieb: König Lasla du lieber Sohn, Du weißt wohl, was du solltest thun, Die Ketzer sollt du vertreiben, Und so wird dir Ehr und Lob gesagt, Wo du im Land sollt bleiben. König Lasla des Briefes aufn Tisch vergaß, Zur Hand ihm ein falscher Ketzer saß, Er erschrack der Mähre gar sehre; Wie bald er zu dem Rockenzahn lief, Verkündigt ihm die Mähre. Und da der Rockenzahn die Mähr erhört, Er ruft den Ketzer an einen Ort, Er begunnt ihm diese Red zu melden, Er war in ſeinen jungen Tagen, (17 Jahr) Die Ungarn hieſſen ihn einen deutſchen Knaben, Das haben wir wohl vernommen, Daß er zu Ofen iſt ausgeritten, Zu Prag iſt er umkommen. Er ſchickte aus nach weiblicher Ehr, Und wollt erwerben Freundſchaft mehr, Gar fein in Frankenreiche, Nach einer Jungfrau ſaͤuberlich, Man findt nicht ihres Gleiche. Der Koͤnig in Frankreich einen Brief ausſandt, Der kam Koͤnig Lasla in ſeine Hand, Wie er ihn leſen ſollte; Und wie ihm der Koͤnig in Frankreich, Seine Tochter geben wollte. Er ſchrieb: Koͤnig Lasla du lieber Sohn, Du weißt wohl, was du ſollteſt thun, Die Ketzer ſollt du vertreiben, Und ſo wird dir Ehr und Lob geſagt, Wo du im Land ſollt bleiben. Koͤnig Lasla des Briefes aufn Tiſch vergaß, Zur Hand ihm ein falſcher Ketzer ſaß, Er erſchrack der Maͤhre gar ſehre; Wie bald er zu dem Rockenzahn lief, Verkuͤndigt ihm die Maͤhre. Und da der Rockenzahn die Maͤhr erhoͤrt, Er ruft den Ketzer an einen Ort, Er begunnt ihm dieſe Red zu melden, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0132" n="120"/> <lg n="2"> <l>Er war in ſeinen jungen Tagen, (17 Jahr)</l><lb/> <l>Die Ungarn hieſſen ihn einen deutſchen Knaben,</l><lb/> <l>Das haben wir wohl vernommen,</l><lb/> <l>Daß er zu Ofen iſt ausgeritten,</l><lb/> <l>Zu Prag iſt er umkommen.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Er ſchickte aus nach weiblicher Ehr,</l><lb/> <l>Und wollt erwerben Freundſchaft mehr,</l><lb/> <l>Gar fein in Frankenreiche,</l><lb/> <l>Nach einer Jungfrau ſaͤuberlich,</l><lb/> <l>Man findt nicht ihres Gleiche.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Der Koͤnig in Frankreich einen Brief ausſandt,</l><lb/> <l>Der kam Koͤnig Lasla in ſeine Hand,</l><lb/> <l>Wie er ihn leſen ſollte;</l><lb/> <l>Und wie ihm der Koͤnig in Frankreich,</l><lb/> <l>Seine Tochter geben wollte.</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>Er ſchrieb: Koͤnig Lasla du lieber Sohn,</l><lb/> <l>Du weißt wohl, was du ſollteſt thun,</l><lb/> <l>Die Ketzer ſollt du vertreiben,</l><lb/> <l>Und ſo wird dir Ehr und Lob geſagt,</l><lb/> <l>Wo du im Land ſollt bleiben.</l> </lg><lb/> <lg n="6"> <l>Koͤnig Lasla des Briefes aufn Tiſch vergaß,</l><lb/> <l>Zur Hand ihm ein falſcher Ketzer ſaß,</l><lb/> <l>Er erſchrack der Maͤhre gar ſehre;</l><lb/> <l>Wie bald er zu dem Rockenzahn lief,</l><lb/> <l>Verkuͤndigt ihm die Maͤhre.</l> </lg><lb/> <lg n="7"> <l>Und da der Rockenzahn die Maͤhr erhoͤrt,</l><lb/> <l>Er ruft den Ketzer an einen Ort,</l><lb/> <l>Er begunnt ihm dieſe Red zu melden,</l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [120/0132]
Er war in ſeinen jungen Tagen, (17 Jahr)
Die Ungarn hieſſen ihn einen deutſchen Knaben,
Das haben wir wohl vernommen,
Daß er zu Ofen iſt ausgeritten,
Zu Prag iſt er umkommen.
Er ſchickte aus nach weiblicher Ehr,
Und wollt erwerben Freundſchaft mehr,
Gar fein in Frankenreiche,
Nach einer Jungfrau ſaͤuberlich,
Man findt nicht ihres Gleiche.
Der Koͤnig in Frankreich einen Brief ausſandt,
Der kam Koͤnig Lasla in ſeine Hand,
Wie er ihn leſen ſollte;
Und wie ihm der Koͤnig in Frankreich,
Seine Tochter geben wollte.
Er ſchrieb: Koͤnig Lasla du lieber Sohn,
Du weißt wohl, was du ſollteſt thun,
Die Ketzer ſollt du vertreiben,
Und ſo wird dir Ehr und Lob geſagt,
Wo du im Land ſollt bleiben.
Koͤnig Lasla des Briefes aufn Tiſch vergaß,
Zur Hand ihm ein falſcher Ketzer ſaß,
Er erſchrack der Maͤhre gar ſehre;
Wie bald er zu dem Rockenzahn lief,
Verkuͤndigt ihm die Maͤhre.
Und da der Rockenzahn die Maͤhr erhoͤrt,
Er ruft den Ketzer an einen Ort,
Er begunnt ihm dieſe Red zu melden,
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Zitationshilfe: | Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 2. Heidelberg, 1808, S. 120. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn02_1808/132>, abgerufen am 16.07.2024. |