Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 2. Heidelberg, 1808.Der ein Hauptmann zum andern seit: "Heut Nacht wend wir noch gen Uri hinein, wir müssen tapfer laufen." Der ein Hauptmann zum andern sprach, Wie ihm gefiele diese Sach: He die Gesellen wollen wir verkaufen. Sie zogen über den Gotthard auf, Die jungen Soldaten schreien überlaut, Es wolt sie all schier gereuen, Der ein gut Gesell zum andern sprach: He keim Hauptmann ist mehr zu trauen. Sie fahren über den langen See, Sie sehen das Vaterland nimmermehr, Sie thäten schier all weinen, Der ein gut Gesell zum andern sprach: He wären wir nunmehr daheime. Und wie sie kamen zu der Meerstangen, Es thut die Schweizersoldaten plangen: "Wie weit münd wir von hinnen, "Wann ich denke an mein Vaterland, "He mein Herz möcht mir zerspringen!" Sie reisen eine weite Reiß, Der ein gut Gesell zum andern schreit: Wie weit münd wir noch reisen? Der Hauptmann zu den Soldaten sprach: He Venedig will ich bald zeigen. Der Wachmeister ist ein munterer Mann, Er hat die bravsten Soldaten g'han, Der ein Hauptmann zum andern ſeit: „Heut Nacht wend wir noch gen Uri hinein, wir muͤſſen tapfer laufen.“ Der ein Hauptmann zum andern ſprach, Wie ihm gefiele dieſe Sach: He die Geſellen wollen wir verkaufen. Sie zogen uͤber den Gotthard auf, Die jungen Soldaten ſchreien uͤberlaut, Es wolt ſie all ſchier gereuen, Der ein gut Geſell zum andern ſprach: He keim Hauptmann iſt mehr zu trauen. Sie fahren uͤber den langen See, Sie ſehen das Vaterland nimmermehr, Sie thaͤten ſchier all weinen, Der ein gut Geſell zum andern ſprach: He waͤren wir nunmehr daheime. Und wie ſie kamen zu der Meerſtangen, Es thut die Schweizerſoldaten plangen: „Wie weit muͤnd wir von hinnen, „Wann ich denke an mein Vaterland, „He mein Herz moͤcht mir zerſpringen!“ Sie reiſen eine weite Reiß, Der ein gut Geſell zum andern ſchreit: Wie weit muͤnd wir noch reiſen? Der Hauptmann zu den Soldaten ſprach: He Venedig will ich bald zeigen. Der Wachmeiſter iſt ein munterer Mann, Er hat die bravſten Soldaten g'han, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0155" n="143"/> <lg n="5"> <l>Der ein Hauptmann zum andern ſeit:</l><lb/> <l>„Heut Nacht wend wir noch gen Uri hinein, wir muͤſſen</l><lb/> <l>tapfer laufen.“</l><lb/> <l>Der ein Hauptmann zum andern ſprach,</l><lb/> <l>Wie ihm gefiele dieſe Sach:</l><lb/> <l>He die Geſellen wollen wir verkaufen.</l> </lg><lb/> <lg n="6"> <l>Sie zogen uͤber den Gotthard auf,</l><lb/> <l>Die jungen Soldaten ſchreien uͤberlaut,</l><lb/> <l>Es wolt ſie all ſchier gereuen,</l><lb/> <l>Der ein gut Geſell zum andern ſprach:</l><lb/> <l>He keim Hauptmann iſt mehr zu trauen.</l> </lg><lb/> <lg n="7"> <l>Sie fahren uͤber den langen See,</l><lb/> <l>Sie ſehen das Vaterland nimmermehr,</l><lb/> <l>Sie thaͤten ſchier all weinen,</l><lb/> <l>Der ein gut Geſell zum andern ſprach:</l><lb/> <l>He waͤren wir nunmehr daheime.</l> </lg><lb/> <lg n="8"> <l>Und wie ſie kamen zu der Meerſtangen,</l><lb/> <l>Es thut die Schweizerſoldaten plangen:</l><lb/> <l>„Wie weit muͤnd wir von hinnen,</l><lb/> <l>„Wann ich denke an mein Vaterland,</l><lb/> <l>„He mein Herz moͤcht mir zerſpringen!“</l> </lg><lb/> <lg n="9"> <l>Sie reiſen eine weite Reiß,</l><lb/> <l>Der ein gut Geſell zum andern ſchreit:</l><lb/> <l>Wie weit muͤnd wir noch reiſen?</l><lb/> <l>Der Hauptmann zu den Soldaten ſprach:</l><lb/> <l>He Venedig will ich bald zeigen.</l> </lg><lb/> <lg n="10"> <l>Der Wachmeiſter iſt ein munterer Mann,</l><lb/> <l>Er hat die bravſten Soldaten g'han,</l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [143/0155]
Der ein Hauptmann zum andern ſeit:
„Heut Nacht wend wir noch gen Uri hinein, wir muͤſſen
tapfer laufen.“
Der ein Hauptmann zum andern ſprach,
Wie ihm gefiele dieſe Sach:
He die Geſellen wollen wir verkaufen.
Sie zogen uͤber den Gotthard auf,
Die jungen Soldaten ſchreien uͤberlaut,
Es wolt ſie all ſchier gereuen,
Der ein gut Geſell zum andern ſprach:
He keim Hauptmann iſt mehr zu trauen.
Sie fahren uͤber den langen See,
Sie ſehen das Vaterland nimmermehr,
Sie thaͤten ſchier all weinen,
Der ein gut Geſell zum andern ſprach:
He waͤren wir nunmehr daheime.
Und wie ſie kamen zu der Meerſtangen,
Es thut die Schweizerſoldaten plangen:
„Wie weit muͤnd wir von hinnen,
„Wann ich denke an mein Vaterland,
„He mein Herz moͤcht mir zerſpringen!“
Sie reiſen eine weite Reiß,
Der ein gut Geſell zum andern ſchreit:
Wie weit muͤnd wir noch reiſen?
Der Hauptmann zu den Soldaten ſprach:
He Venedig will ich bald zeigen.
Der Wachmeiſter iſt ein munterer Mann,
Er hat die bravſten Soldaten g'han,
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |