Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 2. Heidelberg, 1808.

Bild:
<< vorherige Seite

Den Quien (Hund) ruft er klug,
Und brockt ihm Lehm (Brodt) gnug,
Daß sie nicht sollen bellen,
Bis auf den Ställen
Die Klebis schnellen.

Wann sie nun haben die Hautzen Roß,
So reiten sie nach dem neuen Schloß:
Ist jemand der will kaufen?
Der Putzjakala
Ist müd und liegt da,
Weil er sich lahm gelaufen,
Schier nicht kann schnaufen,
Drum will er saufen.
Herr Wirth: Nun so laß uns lustig seyn,
Lang mir den Glestrich (Glas) vom besten Wein,
Um Drulmeß (Pfennig) darfst nicht sorgen;
Ein halbe gute Nacht
Uns all zu Sontzen (Edelleuten) macht,
Du kannst uns ja bis morgen
Die Irtin (Zeche) borgen,
Der Hautz (Bauer) muß sorgen.
Ist das nicht wunderlich Gesind,
Daß der Hautz sein Schuh mit Weiden bindt,
Und da die Zech muß zahlen,
So lang er hat ein Kuh,
Die Klebis auch dazu,
Die Rappen mit den Fahlen,
Wir allzumalen
Durch Giel (Mund) vermalen.

Den Quien (Hund) ruft er klug,
Und brockt ihm Lehm (Brodt) gnug,
Daß ſie nicht ſollen bellen,
Bis auf den Staͤllen
Die Klebis ſchnellen.

Wann ſie nun haben die Hautzen Roß,
So reiten ſie nach dem neuen Schloß:
Iſt jemand der will kaufen?
Der Putzjakala
Iſt muͤd und liegt da,
Weil er ſich lahm gelaufen,
Schier nicht kann ſchnaufen,
Drum will er ſaufen.
Herr Wirth: Nun ſo laß uns luſtig ſeyn,
Lang mir den Gleſtrich (Glas) vom beſten Wein,
Um Drulmeß (Pfennig) darfſt nicht ſorgen;
Ein halbe gute Nacht
Uns all zu Sontzen (Edelleuten) macht,
Du kannſt uns ja bis morgen
Die Irtin (Zeche) borgen,
Der Hautz (Bauer) muß ſorgen.
Iſt das nicht wunderlich Geſind,
Daß der Hautz ſein Schuh mit Weiden bindt,
Und da die Zech muß zahlen,
So lang er hat ein Kuh,
Die Klebis auch dazu,
Die Rappen mit den Fahlen,
Wir allzumalen
Durch Giel (Mund) vermalen.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <lg n="4">
              <pb facs="#f0202" n="190"/>
              <l>Den Quien (Hund) ruft er klug,</l><lb/>
              <l>Und brockt ihm Lehm (Brodt) gnug,</l><lb/>
              <l>Daß &#x017F;ie nicht &#x017F;ollen bellen,</l><lb/>
              <l>Bis auf den Sta&#x0364;llen</l><lb/>
              <l>Die Klebis &#x017F;chnellen.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="5">
              <l>Wann &#x017F;ie nun haben die Hautzen Roß,</l><lb/>
              <l>So reiten &#x017F;ie nach dem neuen Schloß:</l><lb/>
              <l>I&#x017F;t jemand der will kaufen?</l><lb/>
              <l>Der Putzjakala</l><lb/>
              <l>I&#x017F;t mu&#x0364;d und liegt da,</l><lb/>
              <l>Weil er &#x017F;ich lahm gelaufen,</l><lb/>
              <l>Schier nicht kann &#x017F;chnaufen,</l><lb/>
              <l>Drum will er &#x017F;aufen.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="6">
              <l>Herr Wirth: Nun &#x017F;o laß uns lu&#x017F;tig &#x017F;eyn,</l><lb/>
              <l>Lang mir den Gle&#x017F;trich (Glas) vom be&#x017F;ten Wein,</l><lb/>
              <l>Um Drulmeß (Pfennig) darf&#x017F;t nicht &#x017F;orgen;</l><lb/>
              <l>Ein halbe gute Nacht</l><lb/>
              <l>Uns all zu Sontzen (Edelleuten) macht,</l><lb/>
              <l>Du kann&#x017F;t uns ja bis morgen</l><lb/>
              <l>Die Irtin (Zeche) borgen,</l><lb/>
              <l>Der Hautz (Bauer) muß &#x017F;orgen.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="7">
              <l>I&#x017F;t das nicht wunderlich Ge&#x017F;ind,</l><lb/>
              <l>Daß der Hautz &#x017F;ein Schuh mit Weiden bindt,</l><lb/>
              <l>Und da die Zech muß zahlen,</l><lb/>
              <l>So lang er hat ein Kuh,</l><lb/>
              <l>Die Klebis auch dazu,</l><lb/>
              <l>Die Rappen mit den Fahlen,</l><lb/>
              <l>Wir allzumalen</l><lb/>
              <l>Durch Giel (Mund) vermalen.</l>
            </lg>
          </lg>
        </div><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[190/0202] Den Quien (Hund) ruft er klug, Und brockt ihm Lehm (Brodt) gnug, Daß ſie nicht ſollen bellen, Bis auf den Staͤllen Die Klebis ſchnellen. Wann ſie nun haben die Hautzen Roß, So reiten ſie nach dem neuen Schloß: Iſt jemand der will kaufen? Der Putzjakala Iſt muͤd und liegt da, Weil er ſich lahm gelaufen, Schier nicht kann ſchnaufen, Drum will er ſaufen. Herr Wirth: Nun ſo laß uns luſtig ſeyn, Lang mir den Gleſtrich (Glas) vom beſten Wein, Um Drulmeß (Pfennig) darfſt nicht ſorgen; Ein halbe gute Nacht Uns all zu Sontzen (Edelleuten) macht, Du kannſt uns ja bis morgen Die Irtin (Zeche) borgen, Der Hautz (Bauer) muß ſorgen. Iſt das nicht wunderlich Geſind, Daß der Hautz ſein Schuh mit Weiden bindt, Und da die Zech muß zahlen, So lang er hat ein Kuh, Die Klebis auch dazu, Die Rappen mit den Fahlen, Wir allzumalen Durch Giel (Mund) vermalen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn02_1808
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn02_1808/202
Zitationshilfe: Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 2. Heidelberg, 1808, S. 190. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn02_1808/202>, abgerufen am 27.11.2024.