Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 2. Heidelberg, 1808.

Bild:
<< vorherige Seite
Das ist übertrieben!
Sagest du mir stets;
Ach was ist das Lieben,
Nimmermehr geräths:
Ich will es nun lassen ganz,
Du bist eine dumme Gans:
Das glaubst du nur nicht.


Die Mordwirthin.

(Mündlich.)

Es waren drei Soldaten-Söhn,
Sie haben Lust im Krieg zu gehn,
Wohl ins Soldaten Leben.
Sie bleiben aus eine kleine Weil,
Sie machen sich Geld und Brod dabei,
Auch Ungrische Dukaten.
Sie haben sich ganz kurz bedacht,
Und haben sich wieder nach Haus gemacht,
Frau Wirthin sprang entgegen:
"Frau Wirthin hat sie die Gewalt,
Ein'n Reiter über Nacht aus zu behalten,
Dazu und auch gastiren?"
Warum werd ich die Gewalt nicht hab'n,
Einen Reiter über Nacht zu behalten,
Dazu und auch gastiren?
Der Reiter sezt sich oben an den Tisch,
Sie mag mir auftragen was sie will,
Ich kanns ja wohl bezahlen.

Das iſt uͤbertrieben!
Sageſt du mir ſtets;
Ach was iſt das Lieben,
Nimmermehr geraͤths:
Ich will es nun laſſen ganz,
Du biſt eine dumme Gans:
Das glaubſt du nur nicht.


Die Mordwirthin.

(Muͤndlich.)

Es waren drei Soldaten-Soͤhn,
Sie haben Luſt im Krieg zu gehn,
Wohl ins Soldaten Leben.
Sie bleiben aus eine kleine Weil,
Sie machen ſich Geld und Brod dabei,
Auch Ungriſche Dukaten.
Sie haben ſich ganz kurz bedacht,
Und haben ſich wieder nach Haus gemacht,
Frau Wirthin ſprang entgegen:
„Frau Wirthin hat ſie die Gewalt,
Ein'n Reiter uͤber Nacht aus zu behalten,
Dazu und auch gaſtiren?“
Warum werd ich die Gewalt nicht hab'n,
Einen Reiter uͤber Nacht zu behalten,
Dazu und auch gaſtiren?
Der Reiter ſezt ſich oben an den Tiſch,
Sie mag mir auftragen was ſie will,
Ich kanns ja wohl bezahlen.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <pb facs="#f0209" n="197"/>
            <lg n="3">
              <l>Das i&#x017F;t u&#x0364;bertrieben!</l><lb/>
              <l>Sage&#x017F;t du mir &#x017F;tets;</l><lb/>
              <l>Ach was i&#x017F;t das Lieben,</l><lb/>
              <l>Nimmermehr gera&#x0364;ths:</l><lb/>
              <l>Ich will es nun la&#x017F;&#x017F;en ganz,</l><lb/>
              <l>Du bi&#x017F;t eine dumme Gans:</l><lb/>
              <l>Das glaub&#x017F;t du nur nicht.</l>
            </lg>
          </lg>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <div n="2">
          <head><hi rendition="#g">Die Mordwirthin</hi>.</head><lb/>
          <p rendition="#c">(Mu&#x0364;ndlich.)</p><lb/>
          <lg type="poem">
            <lg n="1">
              <l><hi rendition="#in">E</hi>s waren drei Soldaten-So&#x0364;hn,</l><lb/>
              <l>Sie haben Lu&#x017F;t im Krieg zu gehn,</l><lb/>
              <l>Wohl ins Soldaten Leben.</l><lb/>
              <l>Sie bleiben aus eine kleine Weil,</l><lb/>
              <l>Sie machen &#x017F;ich Geld und Brod dabei,</l><lb/>
              <l>Auch Ungri&#x017F;che Dukaten.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="2">
              <l>Sie haben &#x017F;ich ganz kurz bedacht,</l><lb/>
              <l>Und haben &#x017F;ich wieder nach Haus gemacht,</l><lb/>
              <l>Frau Wirthin &#x017F;prang entgegen:</l><lb/>
              <l>&#x201E;Frau Wirthin hat &#x017F;ie die Gewalt,</l><lb/>
              <l>Ein'n Reiter u&#x0364;ber Nacht aus zu behalten,</l><lb/>
              <l>Dazu und auch ga&#x017F;tiren?&#x201C;</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="3">
              <l>Warum werd ich die Gewalt nicht hab'n,</l><lb/>
              <l>Einen Reiter u&#x0364;ber Nacht zu behalten,</l><lb/>
              <l>Dazu und auch ga&#x017F;tiren?</l><lb/>
              <l>Der Reiter &#x017F;ezt &#x017F;ich oben an den Ti&#x017F;ch,</l><lb/>
              <l>Sie mag mir auftragen was &#x017F;ie will,</l><lb/>
              <l>Ich kanns ja wohl bezahlen.</l>
            </lg><lb/>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[197/0209] Das iſt uͤbertrieben! Sageſt du mir ſtets; Ach was iſt das Lieben, Nimmermehr geraͤths: Ich will es nun laſſen ganz, Du biſt eine dumme Gans: Das glaubſt du nur nicht. Die Mordwirthin. (Muͤndlich.) Es waren drei Soldaten-Soͤhn, Sie haben Luſt im Krieg zu gehn, Wohl ins Soldaten Leben. Sie bleiben aus eine kleine Weil, Sie machen ſich Geld und Brod dabei, Auch Ungriſche Dukaten. Sie haben ſich ganz kurz bedacht, Und haben ſich wieder nach Haus gemacht, Frau Wirthin ſprang entgegen: „Frau Wirthin hat ſie die Gewalt, Ein'n Reiter uͤber Nacht aus zu behalten, Dazu und auch gaſtiren?“ Warum werd ich die Gewalt nicht hab'n, Einen Reiter uͤber Nacht zu behalten, Dazu und auch gaſtiren? Der Reiter ſezt ſich oben an den Tiſch, Sie mag mir auftragen was ſie will, Ich kanns ja wohl bezahlen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn02_1808
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn02_1808/209
Zitationshilfe: Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 2. Heidelberg, 1808, S. 197. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn02_1808/209>, abgerufen am 26.11.2024.