Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 2. Heidelberg, 1808.Je stärker er schläget, Ich als ein klein Bäumlein, Im Garten da bin, Gott selbst ist der Gärtner, Und bigt mich zu ihm, Er stutzet und butzet Noch immer mein Zweig, Daß ich soll aufwachsen, Und höher aufsteig. Ich muß es bekennen, Gott hobelt mich sehr, Er schneidt mich, er haut mich, Doch fällt mirs nicht schwer, Willst wissen warum? Ich halte dafür, Gott wollt ja gern schnitzeln, Ein Engel aus mir. Es kränket mich gar nicht, Daß ein Krüppel ich bin, Wer weiß ob nicht eben Ein Glücksstern darin. Gott ist ja so gar sehr In die Krüpplein verliebt, Weil er für sich selbsten Sein Kurzweil drin geübt. Je ſtaͤrker er ſchlaͤget, Ich als ein klein Baͤumlein, Im Garten da bin, Gott ſelbſt iſt der Gaͤrtner, Und bigt mich zu ihm, Er ſtutzet und butzet Noch immer mein Zweig, Daß ich ſoll aufwachſen, Und hoͤher aufſteig. Ich muß es bekennen, Gott hobelt mich ſehr, Er ſchneidt mich, er haut mich, Doch faͤllt mirs nicht ſchwer, Willſt wiſſen warum? Ich halte dafuͤr, Gott wollt ja gern ſchnitzeln, Ein Engel aus mir. Es kraͤnket mich gar nicht, Daß ein Kruͤppel ich bin, Wer weiß ob nicht eben Ein Gluͤcksſtern darin. Gott iſt ja ſo gar ſehr In die Kruͤpplein verliebt, Weil er fuͤr ſich ſelbſten Sein Kurzweil drin geuͤbt. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <lg n="1"> <pb facs="#f0021" n="9"/> <l>Je ſtaͤrker er ſchlaͤget,</l><lb/> <l>Je hoͤher ich flieg.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Ich als ein klein Baͤumlein,</l><lb/> <l>Im Garten da bin,</l><lb/> <l>Gott ſelbſt iſt der Gaͤrtner,</l><lb/> <l>Und bigt mich zu ihm,</l><lb/> <l>Er ſtutzet und butzet</l><lb/> <l>Noch immer mein Zweig,</l><lb/> <l>Daß ich ſoll aufwachſen,</l><lb/> <l>Und hoͤher aufſteig.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Ich muß es bekennen,</l><lb/> <l>Gott hobelt mich ſehr,</l><lb/> <l>Er ſchneidt mich, er haut mich,</l><lb/> <l>Doch faͤllt mirs nicht ſchwer,</l><lb/> <l>Willſt wiſſen warum?</l><lb/> <l>Ich halte dafuͤr,</l><lb/> <l>Gott wollt ja gern ſchnitzeln,</l><lb/> <l>Ein Engel aus mir.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Es kraͤnket mich gar nicht,</l><lb/> <l>Daß ein Kruͤppel ich bin,</l><lb/> <l>Wer weiß ob nicht eben</l><lb/> <l>Ein Gluͤcksſtern darin.</l><lb/> <l>Gott iſt ja ſo gar ſehr</l><lb/> <l>In die Kruͤpplein verliebt,</l><lb/> <l>Weil er fuͤr ſich ſelbſten</l><lb/> <l>Sein Kurzweil drin geuͤbt.</l> </lg> </lg> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [9/0021]
Je ſtaͤrker er ſchlaͤget,
Je hoͤher ich flieg.
Ich als ein klein Baͤumlein,
Im Garten da bin,
Gott ſelbſt iſt der Gaͤrtner,
Und bigt mich zu ihm,
Er ſtutzet und butzet
Noch immer mein Zweig,
Daß ich ſoll aufwachſen,
Und hoͤher aufſteig.
Ich muß es bekennen,
Gott hobelt mich ſehr,
Er ſchneidt mich, er haut mich,
Doch faͤllt mirs nicht ſchwer,
Willſt wiſſen warum?
Ich halte dafuͤr,
Gott wollt ja gern ſchnitzeln,
Ein Engel aus mir.
Es kraͤnket mich gar nicht,
Daß ein Kruͤppel ich bin,
Wer weiß ob nicht eben
Ein Gluͤcksſtern darin.
Gott iſt ja ſo gar ſehr
In die Kruͤpplein verliebt,
Weil er fuͤr ſich ſelbſten
Sein Kurzweil drin geuͤbt.
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