Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 2. Heidelberg, 1808.So warens mit dem ersten neun, Die Zahl war ihr noch viel zu klein, Den zehnten auch Sucht sie in falscher Treue. Er war ein hochgelehrt Student, Ihr Complexion er gar wohl kennt', Er wußt gar wohl Sie konnt ihn nicht betriegen. Er blickt sie an durch Kunstes Glas, Er sah wie sie naturet war, Er warb um sie, Ihr List mußt ihm erliegen. Er zwang ihr Herz mit seiner Kunst, Er zwang ihr Herz in Liebesbrunst, Die Königinn Wollt sehnlich ihn umfangen. Da sagt er ihr ein hartes Wort, Neun Jüngling seh ich schweben dort, Die warnen mich, O Weib, das bringt mir Bangen. Ein Wasser braußet unter mir, Dein Bett ein böses Schiflein schier, Will schlagen um, Will jenen mich gesellen. Du führest falsche Segellein, Du glaubst, ich sollt der zehnte sein, Du Mörderin Willst tödten mich in Wellen. So warens mit dem erſten neun, Die Zahl war ihr noch viel zu klein, Den zehnten auch Sucht ſie in falſcher Treue. Er war ein hochgelehrt Student, Ihr Complexion er gar wohl kennt', Er wußt gar wohl Sie konnt ihn nicht betriegen. Er blickt ſie an durch Kunſtes Glas, Er ſah wie ſie naturet war, Er warb um ſie, Ihr Liſt mußt ihm erliegen. Er zwang ihr Herz mit ſeiner Kunſt, Er zwang ihr Herz in Liebesbrunſt, Die Koͤniginn Wollt ſehnlich ihn umfangen. Da ſagt er ihr ein hartes Wort, Neun Juͤngling ſeh ich ſchweben dort, Die warnen mich, O Weib, das bringt mir Bangen. Ein Waſſer braußet unter mir, Dein Bett ein boͤſes Schiflein ſchier, Will ſchlagen um, Will jenen mich geſellen. Du fuͤhreſt falſche Segellein, Du glaubſt, ich ſollt der zehnte ſein, Du Moͤrderin Willſt toͤdten mich in Wellen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0251" n="239"/> <lg n="12"> <l>So warens mit dem erſten neun,</l><lb/> <l>Die Zahl war ihr noch viel zu klein,</l><lb/> <l>Den zehnten auch</l><lb/> <l>Sucht ſie in falſcher Treue.</l> </lg><lb/> <lg n="13"> <l>Er war ein hochgelehrt Student,</l><lb/> <l>Ihr Complexion er gar wohl kennt',</l><lb/> <l>Er wußt gar wohl</l><lb/> <l>Sie konnt ihn nicht betriegen.</l> </lg><lb/> <lg n="14"> <l>Er blickt ſie an durch Kunſtes Glas,</l><lb/> <l>Er ſah wie ſie naturet war,</l><lb/> <l>Er warb um ſie,</l><lb/> <l>Ihr Liſt mußt ihm erliegen.</l> </lg><lb/> <lg n="15"> <l>Er zwang ihr Herz mit ſeiner Kunſt,</l><lb/> <l>Er zwang ihr Herz in Liebesbrunſt,</l><lb/> <l>Die Koͤniginn</l><lb/> <l>Wollt ſehnlich ihn umfangen.</l> </lg><lb/> <lg n="16"> <l>Da ſagt er ihr ein hartes Wort,</l><lb/> <l>Neun Juͤngling ſeh ich ſchweben dort,</l><lb/> <l>Die warnen mich,</l><lb/> <l>O Weib, das bringt mir Bangen.</l> </lg><lb/> <lg n="17"> <l>Ein Waſſer braußet unter mir,</l><lb/> <l>Dein Bett ein boͤſes Schiflein ſchier,</l><lb/> <l>Will ſchlagen um,</l><lb/> <l>Will jenen mich geſellen.</l> </lg><lb/> <lg n="18"> <l>Du fuͤhreſt falſche Segellein,</l><lb/> <l>Du glaubſt, ich ſollt der zehnte ſein,</l><lb/> <l>Du Moͤrderin</l><lb/> <l>Willſt toͤdten mich in Wellen.</l> </lg><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [239/0251]
So warens mit dem erſten neun,
Die Zahl war ihr noch viel zu klein,
Den zehnten auch
Sucht ſie in falſcher Treue.
Er war ein hochgelehrt Student,
Ihr Complexion er gar wohl kennt',
Er wußt gar wohl
Sie konnt ihn nicht betriegen.
Er blickt ſie an durch Kunſtes Glas,
Er ſah wie ſie naturet war,
Er warb um ſie,
Ihr Liſt mußt ihm erliegen.
Er zwang ihr Herz mit ſeiner Kunſt,
Er zwang ihr Herz in Liebesbrunſt,
Die Koͤniginn
Wollt ſehnlich ihn umfangen.
Da ſagt er ihr ein hartes Wort,
Neun Juͤngling ſeh ich ſchweben dort,
Die warnen mich,
O Weib, das bringt mir Bangen.
Ein Waſſer braußet unter mir,
Dein Bett ein boͤſes Schiflein ſchier,
Will ſchlagen um,
Will jenen mich geſellen.
Du fuͤhreſt falſche Segellein,
Du glaubſt, ich ſollt der zehnte ſein,
Du Moͤrderin
Willſt toͤdten mich in Wellen.
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