Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 2. Heidelberg, 1808.

Bild:
<< vorherige Seite
Er b'stellt sie auf die Brücke schlau,
Die werthen Domherrn von Glogau,
Der Herzog kam gegangen,
Die Rede thät er anfangen.
Sie sprachen viel und mancherley
Riz, Raz, da ging der Boden entzwey,
Wohl hinter ihrem Rücken
Zersägte man die Brücken.
"Nun seht euch um, ihr Herrn gemach,
Der Herzog grimmen Tones sprach,
"Ihr Herren wollt ihr singen,
"Ihr Herren wollt ihr springen?
Die Herren sahn die Wassersnoth,
Sie sahen vorn und hinten Tod:
"Es muß euch wohl gelingen
"Herr Hans, wir wollen singen.
Und darauf gingen all nach Haus,
Der Herzog lacht sie lustig aus:
Sein Spas, der war gelungen,
Mein Lied, das ist gesungen.


Der Pfalzgraf.

(Der erschossene Pfalzgraf, wahrscheinlich des Churfürsten Philip Wilhelms
Sohn, Pfalzgraf Friedrich Wilhelm, erschossen vor Mainz, 1689 den
den 30. Julv.)

Es reitet die Gräfin weit über das Feld,
Mit ihrem gelbhaarigen Töchterlein fein,
Sie reiten wohl in des Pfalzgrafen sein Zelt,
Und wollen fein frölich und lustig sein.

Er b'ſtellt ſie auf die Bruͤcke ſchlau,
Die werthen Domherrn von Glogau,
Der Herzog kam gegangen,
Die Rede thaͤt er anfangen.
Sie ſprachen viel und mancherley
Riz, Raz, da ging der Boden entzwey,
Wohl hinter ihrem Ruͤcken
Zerſaͤgte man die Bruͤcken.
„Nun ſeht euch um, ihr Herrn gemach,
Der Herzog grimmen Tones ſprach,
„Ihr Herren wollt ihr ſingen,
„Ihr Herren wollt ihr ſpringen?
Die Herren ſahn die Waſſersnoth,
Sie ſahen vorn und hinten Tod:
„Es muß euch wohl gelingen
„Herr Hans, wir wollen ſingen.
Und darauf gingen all nach Haus,
Der Herzog lacht ſie luſtig aus:
Sein Spas, der war gelungen,
Mein Lied, das iſt geſungen.


Der Pfalzgraf.

(Der erſchoſſene Pfalzgraf, wahrſcheinlich des Churfuͤrſten Philip Wilhelms
Sohn, Pfalzgraf Friedrich Wilhelm, erſchoſſen vor Mainz, 1689 den
den 30. Julv.)

Es reitet die Graͤfin weit uͤber das Feld,
Mit ihrem gelbhaarigen Toͤchterlein fein,
Sie reiten wohl in des Pfalzgrafen ſein Zelt,
Und wollen fein froͤlich und luſtig ſein.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <pb facs="#f0274" n="262"/>
            <lg n="5">
              <l>Er b'&#x017F;tellt &#x017F;ie auf die Bru&#x0364;cke &#x017F;chlau,</l><lb/>
              <l>Die werthen Domherrn von Glogau,</l><lb/>
              <l>Der Herzog kam gegangen,</l><lb/>
              <l>Die Rede tha&#x0364;t er anfangen.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="6">
              <l>Sie &#x017F;prachen viel und mancherley</l><lb/>
              <l>Riz, Raz, da ging der Boden entzwey,</l><lb/>
              <l>Wohl hinter ihrem Ru&#x0364;cken</l><lb/>
              <l>Zer&#x017F;a&#x0364;gte man die Bru&#x0364;cken.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="7">
              <l>&#x201E;Nun &#x017F;eht euch um, ihr Herrn gemach,</l><lb/>
              <l>Der Herzog grimmen Tones &#x017F;prach,</l><lb/>
              <l>&#x201E;Ihr Herren wollt ihr &#x017F;ingen,</l><lb/>
              <l>&#x201E;Ihr Herren wollt ihr &#x017F;pringen?</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="8">
              <l>Die Herren &#x017F;ahn die Wa&#x017F;&#x017F;ersnoth,</l><lb/>
              <l>Sie &#x017F;ahen vorn und hinten Tod:</l><lb/>
              <l>&#x201E;Es muß euch wohl gelingen</l><lb/>
              <l>&#x201E;Herr Hans, wir wollen &#x017F;ingen.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="9">
              <l>Und darauf gingen all nach Haus,</l><lb/>
              <l>Der Herzog lacht &#x017F;ie lu&#x017F;tig aus:</l><lb/>
              <l>Sein Spas, der war gelungen,</l><lb/>
              <l>Mein Lied, das i&#x017F;t ge&#x017F;ungen.</l>
            </lg>
          </lg>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <div n="2">
          <head><hi rendition="#g">Der Pfalzgraf</hi>.</head><lb/>
          <p rendition="#c">(Der er&#x017F;cho&#x017F;&#x017F;ene Pfalzgraf, wahr&#x017F;cheinlich des Churfu&#x0364;r&#x017F;ten Philip Wilhelms<lb/>
Sohn, Pfalzgraf Friedrich Wilhelm, er&#x017F;cho&#x017F;&#x017F;en vor Mainz, 1689 den<lb/>
den 30. Julv.)</p><lb/>
          <lg type="poem">
            <lg n="1">
              <l><hi rendition="#in">E</hi>s reitet die Gra&#x0364;fin weit u&#x0364;ber das Feld,</l><lb/>
              <l>Mit ihrem gelbhaarigen To&#x0364;chterlein fein,</l><lb/>
              <l>Sie reiten wohl in des Pfalzgrafen &#x017F;ein Zelt,</l><lb/>
              <l>Und wollen fein fro&#x0364;lich und lu&#x017F;tig &#x017F;ein.</l>
            </lg><lb/>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[262/0274] Er b'ſtellt ſie auf die Bruͤcke ſchlau, Die werthen Domherrn von Glogau, Der Herzog kam gegangen, Die Rede thaͤt er anfangen. Sie ſprachen viel und mancherley Riz, Raz, da ging der Boden entzwey, Wohl hinter ihrem Ruͤcken Zerſaͤgte man die Bruͤcken. „Nun ſeht euch um, ihr Herrn gemach, Der Herzog grimmen Tones ſprach, „Ihr Herren wollt ihr ſingen, „Ihr Herren wollt ihr ſpringen? Die Herren ſahn die Waſſersnoth, Sie ſahen vorn und hinten Tod: „Es muß euch wohl gelingen „Herr Hans, wir wollen ſingen. Und darauf gingen all nach Haus, Der Herzog lacht ſie luſtig aus: Sein Spas, der war gelungen, Mein Lied, das iſt geſungen. Der Pfalzgraf. (Der erſchoſſene Pfalzgraf, wahrſcheinlich des Churfuͤrſten Philip Wilhelms Sohn, Pfalzgraf Friedrich Wilhelm, erſchoſſen vor Mainz, 1689 den den 30. Julv.) Es reitet die Graͤfin weit uͤber das Feld, Mit ihrem gelbhaarigen Toͤchterlein fein, Sie reiten wohl in des Pfalzgrafen ſein Zelt, Und wollen fein froͤlich und luſtig ſein.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn02_1808
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn02_1808/274
Zitationshilfe: Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 2. Heidelberg, 1808, S. 262. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn02_1808/274>, abgerufen am 21.11.2024.