Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 2. Heidelberg, 1808.Junker Jakob ward lustig gemacht, Daß er ist blieben über Nacht, Doch gar mit grossen Bitten, Viel lieber wär er mit Gesind Zur Wohnung gleich geritten. Mit Trinken sezt man stark an ihn, Der Junker dacht in seinem Sinn: "Ich muß mich wohl vorsehen, "Daß ich die Sach nicht mach zu grob, "Will mich bey Zeit ausdrehen." Sie lebten all in Freuden groß, Den Degenfeld die Frau umschloß, Und küßte ihn vor allen; Sobald die andern solches sahn, Hats ihnen wohlgefallen. Junker Jakob saß an dem Tisch, Den Degenfeld an der Hand erwischt; Aus Lieb thät er sie drücken, Sprach ihm daneben freundlich zu, Thät sich an ihn auch schmücken. Ein Umtrunk bald herummer ging, Junker Jakob wieder anfing, Hat ganz freundlich gebeten; "Den bring ich euch zur guten Nacht." Vom Tisch ist er getreten. Als bald er sich zur Ruh begab, Sein Knecht zog ihm die Kleider ab; Junker Jakob ward luſtig gemacht, Daß er iſt blieben uͤber Nacht, Doch gar mit groſſen Bitten, Viel lieber waͤr er mit Geſind Zur Wohnung gleich geritten. Mit Trinken ſezt man ſtark an ihn, Der Junker dacht in ſeinem Sinn: „Ich muß mich wohl vorſehen, „Daß ich die Sach nicht mach zu grob, „Will mich bey Zeit ausdrehen.“ Sie lebten all in Freuden groß, Den Degenfeld die Frau umſchloß, Und kuͤßte ihn vor allen; Sobald die andern ſolches ſahn, Hats ihnen wohlgefallen. Junker Jakob ſaß an dem Tiſch, Den Degenfeld an der Hand erwiſcht; Aus Lieb thaͤt er ſie druͤcken, Sprach ihm daneben freundlich zu, Thaͤt ſich an ihn auch ſchmuͤcken. Ein Umtrunk bald herummer ging, Junker Jakob wieder anfing, Hat ganz freundlich gebeten; „Den bring ich euch zur guten Nacht.“ Vom Tiſch iſt er getreten. Als bald er ſich zur Ruh begab, Sein Knecht zog ihm die Kleider ab; <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0277" n="265"/> <lg n="7"> <l>Junker Jakob ward luſtig gemacht,</l><lb/> <l>Daß er iſt blieben uͤber Nacht,</l><lb/> <l>Doch gar mit groſſen Bitten,</l><lb/> <l>Viel lieber waͤr er mit Geſind</l><lb/> <l>Zur Wohnung gleich geritten.</l> </lg><lb/> <lg n="8"> <l>Mit Trinken ſezt man ſtark an ihn,</l><lb/> <l>Der Junker dacht in ſeinem Sinn:</l><lb/> <l>„Ich muß mich wohl vorſehen,</l><lb/> <l>„Daß ich die Sach nicht mach zu grob,</l><lb/> <l>„Will mich bey Zeit ausdrehen.“</l> </lg><lb/> <lg n="9"> <l>Sie lebten all in Freuden groß,</l><lb/> <l>Den Degenfeld die Frau umſchloß,</l><lb/> <l>Und kuͤßte ihn vor allen;</l><lb/> <l>Sobald die andern ſolches ſahn,</l><lb/> <l>Hats ihnen wohlgefallen.</l> </lg><lb/> <lg n="10"> <l>Junker Jakob ſaß an dem Tiſch,</l><lb/> <l>Den Degenfeld an der Hand erwiſcht;</l><lb/> <l>Aus Lieb thaͤt er ſie druͤcken,</l><lb/> <l>Sprach ihm daneben freundlich zu,</l><lb/> <l>Thaͤt ſich an ihn auch ſchmuͤcken.</l> </lg><lb/> <lg n="11"> <l>Ein Umtrunk bald herummer ging,</l><lb/> <l>Junker Jakob wieder anfing,</l><lb/> <l>Hat ganz freundlich gebeten;</l><lb/> <l>„Den bring ich euch zur guten Nacht.“</l><lb/> <l>Vom Tiſch iſt er getreten.</l> </lg><lb/> <lg n="12"> <l>Als bald er ſich zur Ruh begab,</l><lb/> <l>Sein Knecht zog ihm die Kleider ab;</l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [265/0277]
Junker Jakob ward luſtig gemacht,
Daß er iſt blieben uͤber Nacht,
Doch gar mit groſſen Bitten,
Viel lieber waͤr er mit Geſind
Zur Wohnung gleich geritten.
Mit Trinken ſezt man ſtark an ihn,
Der Junker dacht in ſeinem Sinn:
„Ich muß mich wohl vorſehen,
„Daß ich die Sach nicht mach zu grob,
„Will mich bey Zeit ausdrehen.“
Sie lebten all in Freuden groß,
Den Degenfeld die Frau umſchloß,
Und kuͤßte ihn vor allen;
Sobald die andern ſolches ſahn,
Hats ihnen wohlgefallen.
Junker Jakob ſaß an dem Tiſch,
Den Degenfeld an der Hand erwiſcht;
Aus Lieb thaͤt er ſie druͤcken,
Sprach ihm daneben freundlich zu,
Thaͤt ſich an ihn auch ſchmuͤcken.
Ein Umtrunk bald herummer ging,
Junker Jakob wieder anfing,
Hat ganz freundlich gebeten;
„Den bring ich euch zur guten Nacht.“
Vom Tiſch iſt er getreten.
Als bald er ſich zur Ruh begab,
Sein Knecht zog ihm die Kleider ab;
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