Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 2. Heidelberg, 1808.Ach Jungfer liebste Jungfrau mein, Schenk mir ein Becher kühlen Wein ein, Ach Herre, lieber Herre mein! Ich bring ein Becher kühlen Wein. Trink ab, trink ab du rother Mund, Trink aus den Becher auf den Grund. Frau Wirthin, liebe Frau Wirthin mein, Ist dies fürwahr euer Töchterlein? Mein Töchterlein ist sie nicht fürwahr, Sie ist mein Magd für immerdar. Wollt ihr mir sie leihen auf eine Nacht? So will ich euch geben des Goldes Macht. Wollt ihr mir geben des Goldes Macht, Will ich sie euch leihen auf eine Nacht. Nun richt dem Herrn ein Fußbad an, Mit Rosmarin und Majoran. Sie ging in Garten und brach das Kraut, Da sprach der Staar, "o weh du Braut, "In dem Badwännelein ist sie hergetragen, "Darin muß sie ihm die Füße zwagen, "Der Vater starb in Leid und Noth, "Die Mutter grämt sich schier zu todt. "O weh du Braut! du Findelkind, "Weißt nicht wo Vater und Mutter sind. Ach Jungfer liebſte Jungfrau mein, Schenk mir ein Becher kuͤhlen Wein ein, Ach Herre, lieber Herre mein! Ich bring ein Becher kuͤhlen Wein. Trink ab, trink ab du rother Mund, Trink aus den Becher auf den Grund. Frau Wirthin, liebe Frau Wirthin mein, Iſt dies fuͤrwahr euer Toͤchterlein? Mein Toͤchterlein iſt ſie nicht fuͤrwahr, Sie iſt mein Magd fuͤr immerdar. Wollt ihr mir ſie leihen auf eine Nacht? So will ich euch geben des Goldes Macht. Wollt ihr mir geben des Goldes Macht, Will ich ſie euch leihen auf eine Nacht. Nun richt dem Herrn ein Fußbad an, Mit Rosmarin und Majoran. Sie ging in Garten und brach das Kraut, Da ſprach der Staar, „o weh du Braut, „In dem Badwaͤnnelein iſt ſie hergetragen, „Darin muß ſie ihm die Fuͤße zwagen, „Der Vater ſtarb in Leid und Noth, „Die Mutter graͤmt ſich ſchier zu todt. „O weh du Braut! du Findelkind, „Weißt nicht wo Vater und Mutter ſind. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0290" n="278"/> <lg n="3"> <l>Ach Jungfer liebſte Jungfrau mein,</l><lb/> <l>Schenk mir ein Becher kuͤhlen Wein ein,</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Ach Herre, lieber Herre mein!</l><lb/> <l>Ich bring ein Becher kuͤhlen Wein.</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>Trink ab, trink ab du rother Mund,</l><lb/> <l>Trink aus den Becher auf den Grund.</l> </lg><lb/> <lg n="6"> <l>Frau Wirthin, liebe Frau Wirthin mein,</l><lb/> <l>Iſt dies fuͤrwahr euer Toͤchterlein?</l> </lg><lb/> <lg n="7"> <l>Mein Toͤchterlein iſt ſie nicht fuͤrwahr,</l><lb/> <l>Sie iſt mein Magd fuͤr immerdar.</l> </lg><lb/> <lg n="8"> <l>Wollt ihr mir ſie leihen auf eine Nacht?</l><lb/> <l>So will ich euch geben des Goldes Macht.</l> </lg><lb/> <lg n="9"> <l>Wollt ihr mir geben des Goldes Macht,</l><lb/> <l>Will ich ſie euch leihen auf eine Nacht.</l> </lg><lb/> <lg n="10"> <l>Nun richt dem Herrn ein Fußbad an,</l><lb/> <l>Mit Rosmarin und Majoran.</l> </lg><lb/> <lg n="11"> <l>Sie ging in Garten und brach das Kraut,</l><lb/> <l>Da ſprach der Staar, „o weh du Braut,</l> </lg><lb/> <lg n="12"> <l>„In dem Badwaͤnnelein iſt ſie hergetragen,</l><lb/> <l>„Darin muß ſie ihm die Fuͤße zwagen,</l> </lg><lb/> <lg n="13"> <l>„Der Vater ſtarb in Leid und Noth,</l><lb/> <l>„Die Mutter graͤmt ſich ſchier zu todt.</l> </lg><lb/> <lg n="14"> <l>„O weh du Braut! du Findelkind,</l><lb/> <l>„Weißt nicht wo Vater und Mutter ſind.</l> </lg><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [278/0290]
Ach Jungfer liebſte Jungfrau mein,
Schenk mir ein Becher kuͤhlen Wein ein,
Ach Herre, lieber Herre mein!
Ich bring ein Becher kuͤhlen Wein.
Trink ab, trink ab du rother Mund,
Trink aus den Becher auf den Grund.
Frau Wirthin, liebe Frau Wirthin mein,
Iſt dies fuͤrwahr euer Toͤchterlein?
Mein Toͤchterlein iſt ſie nicht fuͤrwahr,
Sie iſt mein Magd fuͤr immerdar.
Wollt ihr mir ſie leihen auf eine Nacht?
So will ich euch geben des Goldes Macht.
Wollt ihr mir geben des Goldes Macht,
Will ich ſie euch leihen auf eine Nacht.
Nun richt dem Herrn ein Fußbad an,
Mit Rosmarin und Majoran.
Sie ging in Garten und brach das Kraut,
Da ſprach der Staar, „o weh du Braut,
„In dem Badwaͤnnelein iſt ſie hergetragen,
„Darin muß ſie ihm die Fuͤße zwagen,
„Der Vater ſtarb in Leid und Noth,
„Die Mutter graͤmt ſich ſchier zu todt.
„O weh du Braut! du Findelkind,
„Weißt nicht wo Vater und Mutter ſind.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |