Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 2. Heidelberg, 1808.Herr Konrad sah an ihren Hals, Da hatte sie ein Muttermahl. Grüß Gott, grüß Gott mein Schwesterlein. Dein Vater ist König an dem Rhein. Christina heißt deine Mutter, Konrad dein Zwillingsbruder. Da knieten sie nieder auf ihre Knie, Und dankten Gott bis morgens früh. Daß er sie hielt von Sünden rein, Durch den Staar und das Badwännelein. Und als zu morgen kräht der Hahn, Frau Wirthin fängt zu rufen an. Steh auf, steh auf du junge Braut, Kehr deiner Frau die Stube aus. Sie ist fürwahr keine junge Braut, Sie kehrt der Wirthin die Stube nicht aus. Herein Frau Wirthin nur herein, Nun bringt uns einen Morgenwein. Und als die Wirthin zur Stube eintrat, Herr Konrad sie gefraget hat: Woher habt ihr das Jungfräulein? Sie ist eines Königs Töchterlein. Die Wirthin ward bleich als die Wand, Der Staar verrieth da ihre Schand. Herr Konrad ſah an ihren Hals, Da hatte ſie ein Muttermahl. Gruͤß Gott, gruͤß Gott mein Schweſterlein. Dein Vater iſt Koͤnig an dem Rhein. Chriſtina heißt deine Mutter, Konrad dein Zwillingsbruder. Da knieten ſie nieder auf ihre Knie, Und dankten Gott bis morgens fruͤh. Daß er ſie hielt von Suͤnden rein, Durch den Staar und das Badwaͤnnelein. Und als zu morgen kraͤht der Hahn, Frau Wirthin faͤngt zu rufen an. Steh auf, ſteh auf du junge Braut, Kehr deiner Frau die Stube aus. Sie iſt fuͤrwahr keine junge Braut, Sie kehrt der Wirthin die Stube nicht aus. Herein Frau Wirthin nur herein, Nun bringt uns einen Morgenwein. Und als die Wirthin zur Stube eintrat, Herr Konrad ſie gefraget hat: Woher habt ihr das Jungfraͤulein? Sie iſt eines Koͤnigs Toͤchterlein. Die Wirthin ward bleich als die Wand, Der Staar verrieth da ihre Schand. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0292" n="280"/> <lg n="27"> <l>Herr Konrad ſah an ihren Hals,</l><lb/> <l>Da hatte ſie ein Muttermahl.</l> </lg><lb/> <lg n="28"> <l>Gruͤß Gott, gruͤß Gott mein Schweſterlein.</l><lb/> <l>Dein Vater iſt Koͤnig an dem Rhein.</l> </lg><lb/> <lg n="29"> <l>Chriſtina heißt deine Mutter,</l><lb/> <l>Konrad dein Zwillingsbruder.</l> </lg><lb/> <lg n="30"> <l>Da knieten ſie nieder auf ihre Knie,</l><lb/> <l>Und dankten Gott bis morgens fruͤh.</l> </lg><lb/> <lg n="31"> <l>Daß er ſie hielt von Suͤnden rein,</l><lb/> <l>Durch den Staar und das Badwaͤnnelein.</l> </lg><lb/> <lg n="32"> <l>Und als zu morgen kraͤht der Hahn,</l><lb/> <l>Frau Wirthin faͤngt zu rufen an.</l> </lg><lb/> <lg n="33"> <l>Steh auf, ſteh auf du junge Braut,</l><lb/> <l>Kehr deiner Frau die Stube aus.</l> </lg><lb/> <lg n="34"> <l>Sie iſt fuͤrwahr keine junge Braut,</l><lb/> <l>Sie kehrt der Wirthin die Stube nicht aus.</l> </lg><lb/> <lg n="35"> <l>Herein Frau Wirthin nur herein,</l><lb/> <l>Nun bringt uns einen Morgenwein.</l> </lg><lb/> <lg n="36"> <l>Und als die Wirthin zur Stube eintrat,</l><lb/> <l>Herr Konrad ſie gefraget hat:</l> </lg><lb/> <lg n="37"> <l>Woher habt ihr das Jungfraͤulein?</l><lb/> <l>Sie iſt eines Koͤnigs Toͤchterlein.</l> </lg><lb/> <lg n="38"> <l>Die Wirthin ward bleich als die Wand,</l><lb/> <l>Der Staar verrieth da ihre Schand.</l> </lg><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [280/0292]
Herr Konrad ſah an ihren Hals,
Da hatte ſie ein Muttermahl.
Gruͤß Gott, gruͤß Gott mein Schweſterlein.
Dein Vater iſt Koͤnig an dem Rhein.
Chriſtina heißt deine Mutter,
Konrad dein Zwillingsbruder.
Da knieten ſie nieder auf ihre Knie,
Und dankten Gott bis morgens fruͤh.
Daß er ſie hielt von Suͤnden rein,
Durch den Staar und das Badwaͤnnelein.
Und als zu morgen kraͤht der Hahn,
Frau Wirthin faͤngt zu rufen an.
Steh auf, ſteh auf du junge Braut,
Kehr deiner Frau die Stube aus.
Sie iſt fuͤrwahr keine junge Braut,
Sie kehrt der Wirthin die Stube nicht aus.
Herein Frau Wirthin nur herein,
Nun bringt uns einen Morgenwein.
Und als die Wirthin zur Stube eintrat,
Herr Konrad ſie gefraget hat:
Woher habt ihr das Jungfraͤulein?
Sie iſt eines Koͤnigs Toͤchterlein.
Die Wirthin ward bleich als die Wand,
Der Staar verrieth da ihre Schand.
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