Säh ich den Held mit Augen, Daß erfreuet das Herze mein. Und siehst du dort die Linden, Wohl vor der Burge stahn, Da heiß dann deinen Herren Des Abends spät darunter gahn. Da will ich mit ihm kosen, Und sagen meinen Muth; Ich bin vor großen Sorgen Sicher wol behut't.
Da der edel Ritter Da unter die Linden kam, Was fand er unter der Linden? Ein Mägdlein die war wolgethan. Ab zog er den Mantel sein, Er warf ihn in das Gras. Da lagen die zwey die lange Nacht, Bis an den lichten Tag. Er halst, er küßt, er drücket, Sie lieblich an sein Leib; Du bist auf meine Treue, Das allerliebste Weib.
Nun ist dir dein Will an mir zergangen, Redt als das Mägdlein rein, So thust du wol dem geleiche, Sam du mir treu wollst sein. Und kehrst mir bald den Rücken Und reist dahin von mir. So thu ich als ein kleines Kind, Und wein, ach edler Herr! nach dir.
Saͤh ich den Held mit Augen, Daß erfreuet das Herze mein. Und ſiehſt du dort die Linden, Wohl vor der Burge ſtahn, Da heiß dann deinen Herren Des Abends ſpaͤt darunter gahn. Da will ich mit ihm koſen, Und ſagen meinen Muth; Ich bin vor großen Sorgen Sicher wol behut't.
Da der edel Ritter Da unter die Linden kam, Was fand er unter der Linden? Ein Maͤgdlein die war wolgethan. Ab zog er den Mantel ſein, Er warf ihn in das Gras. Da lagen die zwey die lange Nacht, Bis an den lichten Tag. Er halſt, er kuͤßt, er druͤcket, Sie lieblich an ſein Leib; Du biſt auf meine Treue, Das allerliebſte Weib.
Nun iſt dir dein Will an mir zergangen, Redt als das Maͤgdlein rein, So thuſt du wol dem geleiche, Sam du mir treu wollſt ſein. Und kehrſt mir bald den Ruͤcken Und reiſt dahin von mir. So thu ich als ein kleines Kind, Und wein, ach edler Herr! nach dir.
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Saͤh ich den Held mit Augen,
Daß erfreuet das Herze mein.
Und ſiehſt du dort die Linden,
Wohl vor der Burge ſtahn,
Da heiß dann deinen Herren
Des Abends ſpaͤt darunter gahn.
Da will ich mit ihm koſen,
Und ſagen meinen Muth;
Ich bin vor großen Sorgen
Sicher wol behut't.
Da der edel Ritter
Da unter die Linden kam,
Was fand er unter der Linden?
Ein Maͤgdlein die war wolgethan.
Ab zog er den Mantel ſein,
Er warf ihn in das Gras.
Da lagen die zwey die lange Nacht,
Bis an den lichten Tag.
Er halſt, er kuͤßt, er druͤcket,
Sie lieblich an ſein Leib;
Du biſt auf meine Treue,
Das allerliebſte Weib.
Nun iſt dir dein Will an mir zergangen,
Redt als das Maͤgdlein rein,
So thuſt du wol dem geleiche,
Sam du mir treu wollſt ſein.
Und kehrſt mir bald den Ruͤcken
Und reiſt dahin von mir.
So thu ich als ein kleines Kind,
Und wein, ach edler Herr! nach dir.
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Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 2. Heidelberg, 1808, S. 283. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn02_1808/295>, abgerufen am 16.07.2024.
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