Das unter vierthalb hundert wär." -- Und dones war am Frytig früh Sie führet das Mägdli us so früh. Frumm Mägdli wend sie henke, Sin junge Soh vertränke. -- Und dones uf die Laiter kam Und es de Nachrichter treuli bath. "Nachrichter, liebe Nachrichter mi -- O wart du nune kleine Wil, Ih ghör e scharfe Reitery, Ih hoffs es möcht ein drunter sy, Möcht meines Kindlis Vater sy." -- Der Nachrichter ist en barmherzige Ma, Er warte vierthalb Stunden ab, Er wartet vierthalb Stund Bis das die Schaar vo Ritter kumt. Er wünschet allen e gute Tag, Dazu nen gute Morge. "Wen wender so früh versorge? -- In unserm Land ists nit der Bruch Daß mas Wibervolk thut henken uf." Was zog er us sim Buse? -- Voll Wunder! -- Ein schönes Thücheli. "Sieh hi! sieh hie! Brun Maidli mi! Wickle du di kleis Kindli dri!" -- Was zieht er us si'r Scheide? -- Voll Wunder! -- Ein schönglänziges Schwerdt, Er stach sin Schwägerin uf die Erd. "Wenn ih den Adel nit niesse möcht, So stäch ih min Schwäher wohl uf die Erd. Ach! Anni -- magsts ritten erlide? --
Das unter vierthalb hundert waͤr.“ — Und dones war am Frytig fruͤh Sie fuͤhret das Maͤgdli us ſo fruͤh. Frumm Maͤgdli wend ſie henke, Sin junge Soh vertraͤnke. — Und dones uf die Laiter kam Und es de Nachrichter treuli bath. „Nachrichter, liebe Nachrichter mi — O wart du nune kleine Wil, Ih ghoͤr e ſcharfe Reitery, Ih hoffs es moͤcht ein drunter ſy, Moͤcht meines Kindlis Vater ſy.“ — Der Nachrichter iſt en barmherzige Ma, Er warte vierthalb Stunden ab, Er wartet vierthalb Stund Bis das die Schaar vo Ritter kumt. Er wuͤnſchet allen e gute Tag, Dazu nen gute Morge. „Wen wender ſo fruͤh verſorge? — In unſerm Land iſts nit der Bruch Daß mas Wibervolk thut henken uf.“ Was zog er us ſim Buſe? — Voll Wunder! — Ein ſchoͤnes Thuͤcheli. „Sieh hi! ſieh hie! Brun Maidli mi! Wickle du di kleis Kindli dri!“ — Was zieht er us ſi'r Scheide? — Voll Wunder! — Ein ſchoͤnglaͤnziges Schwerdt, Er ſtach ſin Schwaͤgerin uf die Erd. „Wenn ih den Adel nit nieſſe moͤcht, So ſtaͤch ih min Schwaͤher wohl uf die Erd. Ach! Anni — magſts ritten erlide? —
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><lgtype="poem"><lgn="1"><pbfacs="#f0300"n="288"/><l>Das unter vierthalb hundert waͤr.“—</l><lb/><l>Und dones war am Frytig fruͤh</l><lb/><l>Sie fuͤhret das Maͤgdli us ſo fruͤh.</l><lb/><l>Frumm Maͤgdli wend ſie henke,</l><lb/><l>Sin junge Soh vertraͤnke. —</l><lb/><l>Und dones uf die Laiter kam</l><lb/><l>Und es de Nachrichter treuli bath.</l><lb/><l>„Nachrichter, liebe Nachrichter mi —</l><lb/><l>O wart du nune kleine Wil,</l><lb/><l>Ih ghoͤr e ſcharfe Reitery,</l><lb/><l>Ih hoffs es moͤcht ein drunter ſy,</l><lb/><l>Moͤcht meines Kindlis Vater ſy.“—</l><lb/><l>Der Nachrichter iſt en barmherzige Ma,</l><lb/><l>Er warte vierthalb Stunden ab,</l><lb/><l>Er wartet vierthalb Stund</l><lb/><l>Bis das die Schaar vo Ritter kumt.</l><lb/><l>Er wuͤnſchet allen e gute Tag,</l><lb/><l>Dazu nen gute Morge.</l><lb/><l>„Wen wender ſo fruͤh verſorge? —</l><lb/><l>In unſerm Land iſts nit der Bruch</l><lb/><l>Daß mas Wibervolk thut henken uf.“</l><lb/><l>Was zog er us ſim Buſe? —</l><lb/><l>Voll Wunder! — Ein ſchoͤnes Thuͤcheli.</l><lb/><l>„Sieh hi! ſieh hie! Brun Maidli mi!</l><lb/><l>Wickle du di kleis Kindli dri!“—</l><lb/><l>Was zieht er us ſi'r Scheide? —</l><lb/><l>Voll Wunder! — Ein ſchoͤnglaͤnziges Schwerdt,</l><lb/><l>Er ſtach ſin Schwaͤgerin uf die Erd.</l><lb/><l>„Wenn ih den Adel nit nieſſe moͤcht,</l><lb/><l>So ſtaͤch ih min Schwaͤher wohl uf die Erd.</l><lb/><l>Ach! Anni — magſts ritten erlide? —</l><lb/><l/></lg></lg></div></div></body></text></TEI>
[288/0300]
Das unter vierthalb hundert waͤr.“ —
Und dones war am Frytig fruͤh
Sie fuͤhret das Maͤgdli us ſo fruͤh.
Frumm Maͤgdli wend ſie henke,
Sin junge Soh vertraͤnke. —
Und dones uf die Laiter kam
Und es de Nachrichter treuli bath.
„Nachrichter, liebe Nachrichter mi —
O wart du nune kleine Wil,
Ih ghoͤr e ſcharfe Reitery,
Ih hoffs es moͤcht ein drunter ſy,
Moͤcht meines Kindlis Vater ſy.“ —
Der Nachrichter iſt en barmherzige Ma,
Er warte vierthalb Stunden ab,
Er wartet vierthalb Stund
Bis das die Schaar vo Ritter kumt.
Er wuͤnſchet allen e gute Tag,
Dazu nen gute Morge.
„Wen wender ſo fruͤh verſorge? —
In unſerm Land iſts nit der Bruch
Daß mas Wibervolk thut henken uf.“
Was zog er us ſim Buſe? —
Voll Wunder! — Ein ſchoͤnes Thuͤcheli.
„Sieh hi! ſieh hie! Brun Maidli mi!
Wickle du di kleis Kindli dri!“ —
Was zieht er us ſi'r Scheide? —
Voll Wunder! — Ein ſchoͤnglaͤnziges Schwerdt,
Er ſtach ſin Schwaͤgerin uf die Erd.
„Wenn ih den Adel nit nieſſe moͤcht,
So ſtaͤch ih min Schwaͤher wohl uf die Erd.
Ach! Anni — magſts ritten erlide? —
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 2. Heidelberg, 1808, S. 288. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn02_1808/300>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.