Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 2. Heidelberg, 1808.Graf Friedrich edler Herre So bitt ich euch so sehre: Ihr wollt thun nach dem Willen mein, Laßt mich die Nacht ein Jungfrau sein! O allerliebste Gemahle mein! Der Bitt' sollt du gewähret sein. Mein Schaz! mein Trost, mein schönes Lieb, Ob deinem Schmerzen ich mich betrüb. Du herzigs Lieb! mein höchster Hort, Ich bitt dich: hör mich nur ein Wort! Hab ich dich tödlich wund erkennt, Verzeih mir das vor deinem End! Ach allerliebster Gemal und Herr! Bekümmert euch doch nicht so sehr! Es ist euch alles verziehen schon, Nichts Arges habt ihr mir gethan. Sie keht sich gegen die Wände, Und nahm ein seeligs Ende, In Gott endt sie ihr Leben fein, Und blieb ein Jungfrau, keusch und rein. Zu Morgens wollt sie haben Ihr Vater reichlich begabet, Da war sie schon verschieden In Gottes Nahmen und Frieden. Ihr Vater fragt all' Umstände, Wie sie genommen hätt' ein Ende? Graf Friedrich sprach: Ich armer Mann Bin, Gott sei's klagt! selbst schuldig dran. Graf Friedrich edler Herre So bitt ich euch ſo ſehre: Ihr wollt thun nach dem Willen mein, Laßt mich die Nacht ein Jungfrau ſein! O allerliebſte Gemahle mein! Der Bitt' ſollt du gewaͤhret ſein. Mein Schaz! mein Troſt, mein ſchoͤnes Lieb, Ob deinem Schmerzen ich mich betruͤb. Du herzigs Lieb! mein hoͤchſter Hort, Ich bitt dich: hoͤr mich nur ein Wort! Hab ich dich toͤdlich wund erkennt, Verzeih mir das vor deinem End! Ach allerliebſter Gemal und Herr! Bekuͤmmert euch doch nicht ſo ſehr! Es iſt euch alles verziehen ſchon, Nichts Arges habt ihr mir gethan. Sie keht ſich gegen die Waͤnde, Und nahm ein ſeeligs Ende, In Gott endt ſie ihr Leben fein, Und blieb ein Jungfrau, keuſch und rein. Zu Morgens wollt ſie haben Ihr Vater reichlich begabet, Da war ſie ſchon verſchieden In Gottes Nahmen und Frieden. Ihr Vater fragt all' Umſtaͤnde, Wie ſie genommen haͤtt' ein Ende? Graf Friedrich ſprach: Ich armer Mann Bin, Gott ſei's klagt! ſelbſt ſchuldig dran. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0304" n="292"/> <lg n="18"> <l>Graf Friedrich edler Herre</l><lb/> <l>So bitt ich euch ſo ſehre:</l><lb/> <l>Ihr wollt thun nach dem Willen mein,</l><lb/> <l>Laßt mich die Nacht ein Jungfrau ſein!</l> </lg><lb/> <lg n="19"> <l>O allerliebſte Gemahle mein!</l><lb/> <l>Der Bitt' ſollt du gewaͤhret ſein.</l><lb/> <l>Mein Schaz! mein Troſt, mein ſchoͤnes Lieb,</l><lb/> <l>Ob deinem Schmerzen ich mich betruͤb.</l> </lg><lb/> <lg n="20"> <l>Du herzigs Lieb! mein hoͤchſter Hort,</l><lb/> <l>Ich bitt dich: hoͤr mich nur ein Wort!</l><lb/> <l>Hab ich dich toͤdlich wund erkennt,</l><lb/> <l>Verzeih mir das vor deinem End!</l> </lg><lb/> <lg n="21"> <l>Ach allerliebſter Gemal und Herr!</l><lb/> <l>Bekuͤmmert euch doch nicht ſo ſehr!</l><lb/> <l>Es iſt euch alles verziehen ſchon,</l><lb/> <l>Nichts Arges habt ihr mir gethan.</l> </lg><lb/> <lg n="22"> <l>Sie keht ſich gegen die Waͤnde,</l><lb/> <l>Und nahm ein ſeeligs Ende,</l><lb/> <l>In Gott endt ſie ihr Leben fein,</l><lb/> <l>Und blieb ein Jungfrau, keuſch und rein.</l> </lg><lb/> <lg n="23"> <l>Zu Morgens wollt ſie haben</l><lb/> <l>Ihr Vater reichlich begabet,</l><lb/> <l>Da war ſie ſchon verſchieden</l><lb/> <l>In Gottes Nahmen und Frieden.</l> </lg><lb/> <lg n="24"> <l>Ihr Vater fragt all' Umſtaͤnde,</l><lb/> <l>Wie ſie genommen haͤtt' ein Ende?</l><lb/> <l>Graf Friedrich ſprach: Ich armer Mann</l><lb/> <l>Bin, Gott ſei's klagt! ſelbſt ſchuldig dran.</l> </lg><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [292/0304]
Graf Friedrich edler Herre
So bitt ich euch ſo ſehre:
Ihr wollt thun nach dem Willen mein,
Laßt mich die Nacht ein Jungfrau ſein!
O allerliebſte Gemahle mein!
Der Bitt' ſollt du gewaͤhret ſein.
Mein Schaz! mein Troſt, mein ſchoͤnes Lieb,
Ob deinem Schmerzen ich mich betruͤb.
Du herzigs Lieb! mein hoͤchſter Hort,
Ich bitt dich: hoͤr mich nur ein Wort!
Hab ich dich toͤdlich wund erkennt,
Verzeih mir das vor deinem End!
Ach allerliebſter Gemal und Herr!
Bekuͤmmert euch doch nicht ſo ſehr!
Es iſt euch alles verziehen ſchon,
Nichts Arges habt ihr mir gethan.
Sie keht ſich gegen die Waͤnde,
Und nahm ein ſeeligs Ende,
In Gott endt ſie ihr Leben fein,
Und blieb ein Jungfrau, keuſch und rein.
Zu Morgens wollt ſie haben
Ihr Vater reichlich begabet,
Da war ſie ſchon verſchieden
In Gottes Nahmen und Frieden.
Ihr Vater fragt all' Umſtaͤnde,
Wie ſie genommen haͤtt' ein Ende?
Graf Friedrich ſprach: Ich armer Mann
Bin, Gott ſei's klagt! ſelbſt ſchuldig dran.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |