"Wohl wie sie zupetschieret sind, "Du sollst hier trinken und auch essen "Nach Nothdurft, bis wir sie gelesen." Die Fürstin war sehr guter Ding, Ließ bringen einen goldnen Ring, Auch einen Kranz von Golde gut, Der saß auf einem neuen Huth, Sie wurd gereitzt zur Fröhligkeit, Daß sie ihm gab ein neues Kleid, All das dem Thedel zum Geschenk, Daß er ihr Gnaden bey gedenk. Dann sagt sie ihm:"Ein gutes Pferd "Müßt ihr wohl haben Unverfehrt, "Daß ihr in zweyen Tagen hier? -- "Dafür gebt Gott die Ehr, nicht mir!" Die Fürstin gab ihm ihre Hand, Eh dann sie ihn von dannen sandt, Der Thedel in die Herberg ging, Zu sagen also gleich anfing: "Ihr Knechte, daß wir reiten, trachtet, "Herr Wirth genau die Rechnung machet." Der Wirth sprach:"Zieht in Gottes Geleit, "Die Fürstin hat bezahlet heut." Da nahm er gütlich sein Abschied Zum Graf von Schladen er hinritt, Doch fand er ihn nicht gleich zu Haus, Er mußte vor das Thor hinaus, Gericht ward da gesprochen, Der Stab war schon gebrochen. "Der Pferdedieb ist schon gehangen, "Laßt euch um euer schön Pferd nicht bangen."
„Wohl wie ſie zupetſchieret ſind, „Du ſollſt hier trinken und auch eſſen „Nach Nothdurft, bis wir ſie geleſen.“ Die Fuͤrſtin war ſehr guter Ding, Ließ bringen einen goldnen Ring, Auch einen Kranz von Golde gut, Der ſaß auf einem neuen Huth, Sie wurd gereitzt zur Froͤhligkeit, Daß ſie ihm gab ein neues Kleid, All das dem Thedel zum Geſchenk, Daß er ihr Gnaden bey gedenk. Dann ſagt ſie ihm:„Ein gutes Pferd „Muͤßt ihr wohl haben Unverfehrt, „Daß ihr in zweyen Tagen hier? — „Dafuͤr gebt Gott die Ehr, nicht mir!“ Die Fuͤrſtin gab ihm ihre Hand, Eh dann ſie ihn von dannen ſandt, Der Thedel in die Herberg ging, Zu ſagen alſo gleich anfing: „Ihr Knechte, daß wir reiten, trachtet, „Herr Wirth genau die Rechnung machet.“ Der Wirth ſprach:„Zieht in Gottes Geleit, „Die Fuͤrſtin hat bezahlet heut.“ Da nahm er guͤtlich ſein Abſchied Zum Graf von Schladen er hinritt, Doch fand er ihn nicht gleich zu Haus, Er mußte vor das Thor hinaus, Gericht ward da geſprochen, Der Stab war ſchon gebrochen. „Der Pferdedieb iſt ſchon gehangen, „Laßt euch um euer ſchoͤn Pferd nicht bangen.“
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><lgtype="poem"><lgn="1"><pbfacs="#f0322"n="310"/><l>„Wohl wie ſie zupetſchieret ſind,</l><lb/><l>„Du ſollſt hier trinken und auch eſſen</l><lb/><l>„Nach Nothdurft, bis wir ſie geleſen.“</l><lb/><l>Die Fuͤrſtin war ſehr guter Ding,</l><lb/><l>Ließ bringen einen goldnen Ring,</l><lb/><l>Auch einen Kranz von Golde gut,</l><lb/><l>Der ſaß auf einem neuen Huth,</l><lb/><l>Sie wurd gereitzt zur Froͤhligkeit,</l><lb/><l>Daß ſie ihm gab ein neues Kleid,</l><lb/><l>All das dem Thedel zum Geſchenk,</l><lb/><l>Daß er ihr Gnaden bey gedenk.</l><lb/><l>Dann ſagt ſie ihm:„Ein gutes Pferd</l><lb/><l>„Muͤßt ihr wohl haben Unverfehrt,</l><lb/><l>„Daß ihr in zweyen Tagen hier? —</l><lb/><l>„Dafuͤr gebt Gott die Ehr, nicht mir!“</l><lb/><l>Die Fuͤrſtin gab ihm ihre Hand,</l><lb/><l>Eh dann ſie ihn von dannen ſandt,</l><lb/><l>Der Thedel in die Herberg ging,</l><lb/><l>Zu ſagen alſo gleich anfing:</l><lb/><l>„Ihr Knechte, daß wir reiten, trachtet,</l><lb/><l>„Herr Wirth genau die Rechnung machet.“</l><lb/><l>Der Wirth ſprach:„Zieht in Gottes Geleit,</l><lb/><l>„Die Fuͤrſtin hat bezahlet heut.“</l><lb/><l>Da nahm er guͤtlich ſein Abſchied</l><lb/><l>Zum Graf von Schladen er hinritt,</l><lb/><l>Doch fand er ihn nicht gleich zu Haus,</l><lb/><l>Er mußte vor das Thor hinaus,</l><lb/><l>Gericht ward da geſprochen,</l><lb/><l>Der Stab war ſchon gebrochen.</l><lb/><l>„Der Pferdedieb iſt ſchon gehangen,</l><lb/><l>„Laßt euch um euer ſchoͤn Pferd nicht bangen.“</l><lb/></lg></lg></div></div></div></body></text></TEI>
[310/0322]
„Wohl wie ſie zupetſchieret ſind,
„Du ſollſt hier trinken und auch eſſen
„Nach Nothdurft, bis wir ſie geleſen.“
Die Fuͤrſtin war ſehr guter Ding,
Ließ bringen einen goldnen Ring,
Auch einen Kranz von Golde gut,
Der ſaß auf einem neuen Huth,
Sie wurd gereitzt zur Froͤhligkeit,
Daß ſie ihm gab ein neues Kleid,
All das dem Thedel zum Geſchenk,
Daß er ihr Gnaden bey gedenk.
Dann ſagt ſie ihm:„Ein gutes Pferd
„Muͤßt ihr wohl haben Unverfehrt,
„Daß ihr in zweyen Tagen hier? —
„Dafuͤr gebt Gott die Ehr, nicht mir!“
Die Fuͤrſtin gab ihm ihre Hand,
Eh dann ſie ihn von dannen ſandt,
Der Thedel in die Herberg ging,
Zu ſagen alſo gleich anfing:
„Ihr Knechte, daß wir reiten, trachtet,
„Herr Wirth genau die Rechnung machet.“
Der Wirth ſprach:„Zieht in Gottes Geleit,
„Die Fuͤrſtin hat bezahlet heut.“
Da nahm er guͤtlich ſein Abſchied
Zum Graf von Schladen er hinritt,
Doch fand er ihn nicht gleich zu Haus,
Er mußte vor das Thor hinaus,
Gericht ward da geſprochen,
Der Stab war ſchon gebrochen.
„Der Pferdedieb iſt ſchon gehangen,
„Laßt euch um euer ſchoͤn Pferd nicht bangen.“
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 2. Heidelberg, 1808, S. 310. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn02_1808/322>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.