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Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 2. Heidelberg, 1808.

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Ihr gebt das zu, doch greift er drin,
Die Feder aus dem Bart zu ziehn,
So beisset schnell nach seiner Hand,
Ich setze meine Seel zum Pfand,
Er wird die Hand zurücke ziehn,
Und in dem ersten Schrecken fliehn.
Dem Fürsten wohl gefiel der Rath,
Den ihm der Mann gegeben hat,
Die Feder in den Bart er steckt,
Wie er vom Schlafe war erweckt,
Als morgens er zur Kirche ritt,
Er nahm sein Hausgesinde mit,
Auch unser fromme Thebel kam
Und seine Stell beym Fürsten nahm,
Fein tapfer kam daher getreten,
Mit seines Fürsten ersten Räthen
Und ward der Feder bald gewahr,
Die in des Fürsten Bart steckt dar.
Der unerschrockne Unverfehrt
Trat da zu ihm, wohl vor sein Pferd,
Der Fürst sich da nicht anders stellt,
Als ob er ihm zusprechen wöllt,
Und neiget sich zum Unverfehrt,
Der ihm mit sittlicher Geberd,
Nach seiner Feder tasten thät,
Meint, daß er sie ergriffen hätt;
Der Herzog biß ihm nach der Hand,
Dafür er auf der Backe fand,
Ein Schlag, und der war über gut,
Das thät er aus bewegtem Muth.
Herr Thedel sprach mit zorngem Mund:

Ihr gebt das zu, doch greift er drin,
Die Feder aus dem Bart zu ziehn,
So beiſſet ſchnell nach ſeiner Hand,
Ich ſetze meine Seel zum Pfand,
Er wird die Hand zuruͤcke ziehn,
Und in dem erſten Schrecken fliehn.
Dem Fuͤrſten wohl gefiel der Rath,
Den ihm der Mann gegeben hat,
Die Feder in den Bart er ſteckt,
Wie er vom Schlafe war erweckt,
Als morgens er zur Kirche ritt,
Er nahm ſein Hausgeſinde mit,
Auch unſer fromme Thebel kam
Und ſeine Stell beym Fuͤrſten nahm,
Fein tapfer kam daher getreten,
Mit ſeines Fuͤrſten erſten Raͤthen
Und ward der Feder bald gewahr,
Die in des Fuͤrſten Bart ſteckt dar.
Der unerſchrockne Unverfehrt
Trat da zu ihm, wohl vor ſein Pferd,
Der Fuͤrſt ſich da nicht anders ſtellt,
Als ob er ihm zuſprechen woͤllt,
Und neiget ſich zum Unverfehrt,
Der ihm mit ſittlicher Geberd,
Nach ſeiner Feder taſten thaͤt,
Meint, daß er ſie ergriffen haͤtt;
Der Herzog biß ihm nach der Hand,
Dafuͤr er auf der Backe fand,
Ein Schlag, und der war uͤber gut,
Das thaͤt er aus bewegtem Muth.
Herr Thedel ſprach mit zorngem Mund:

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[315/0327] Ihr gebt das zu, doch greift er drin, Die Feder aus dem Bart zu ziehn, So beiſſet ſchnell nach ſeiner Hand, Ich ſetze meine Seel zum Pfand, Er wird die Hand zuruͤcke ziehn, Und in dem erſten Schrecken fliehn. Dem Fuͤrſten wohl gefiel der Rath, Den ihm der Mann gegeben hat, Die Feder in den Bart er ſteckt, Wie er vom Schlafe war erweckt, Als morgens er zur Kirche ritt, Er nahm ſein Hausgeſinde mit, Auch unſer fromme Thebel kam Und ſeine Stell beym Fuͤrſten nahm, Fein tapfer kam daher getreten, Mit ſeines Fuͤrſten erſten Raͤthen Und ward der Feder bald gewahr, Die in des Fuͤrſten Bart ſteckt dar. Der unerſchrockne Unverfehrt Trat da zu ihm, wohl vor ſein Pferd, Der Fuͤrſt ſich da nicht anders ſtellt, Als ob er ihm zuſprechen woͤllt, Und neiget ſich zum Unverfehrt, Der ihm mit ſittlicher Geberd, Nach ſeiner Feder taſten thaͤt, Meint, daß er ſie ergriffen haͤtt; Der Herzog biß ihm nach der Hand, Dafuͤr er auf der Backe fand, Ein Schlag, und der war uͤber gut, Das thaͤt er aus bewegtem Muth. Herr Thedel ſprach mit zorngem Mund:

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Zitationshilfe: Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 2. Heidelberg, 1808, S. 315. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn02_1808/327>, abgerufen am 21.11.2024.