Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 2. Heidelberg, 1808.Sonst machen sie dir die Reise nur schwer, Der Pilgrim. Ich bin ein Pilgrim, reis' ins heilige Land, Ob ich komm wieder, das ist Gott bekannt, Nach Rom, Lorett in Italia, Auch nach St. Jakob in Galitia. Gott mich begleite, daß ichs glücklich ende, Mein Müh und Zeit zu seinem Dienst anwende, All Tritt und Schritt geschehen ihm zu Ehren, Er geb mir Gnad, daß ich mög wiederkehren. Viel muß ich leiden auf der Wanderschaft, Ach lieber Herr verleih mir Stärk und Kraft, Denn der Gefahr ich unterworfen bin, Hilft nichts dafür, ich schlag mirs aus dem Sinn. Mein schweres Bündel muß ich selber tragen, Weiß keinen Weg, darum muß ich oft fragen, Groß Ungewitter, Ungelegenheiten, Mich werden plagen, ich sehs schon von weiten. Der bittre Hunger mir die Kräfte frißt, Der täglich Durst mein steter Gleitsmann ist, Bey langem Tag, wohl in dem Sommer heiß Thu ich vergiessen manchen Tropfen Schweis. Geld hab ich nicht, davon ich möchte zehren, Doch trau ich Gott, der wird mir Speis bescheren. Die müden Füß mich machen schier verzagen, Gern hättens, daß ich sie am Hals thät tragen. Sonſt machen ſie dir die Reiſe nur ſchwer, Der Pilgrim. Ich bin ein Pilgrim, reiſ' ins heilige Land, Ob ich komm wieder, das iſt Gott bekannt, Nach Rom, Lorett in Italia, Auch nach St. Jakob in Galitia. Gott mich begleite, daß ichs gluͤcklich ende, Mein Muͤh und Zeit zu ſeinem Dienſt anwende, All Tritt und Schritt geſchehen ihm zu Ehren, Er geb mir Gnad, daß ich moͤg wiederkehren. Viel muß ich leiden auf der Wanderſchaft, Ach lieber Herr verleih mir Staͤrk und Kraft, Denn der Gefahr ich unterworfen bin, Hilft nichts dafuͤr, ich ſchlag mirs aus dem Sinn. Mein ſchweres Buͤndel muß ich ſelber tragen, Weiß keinen Weg, darum muß ich oft fragen, Groß Ungewitter, Ungelegenheiten, Mich werden plagen, ich ſehs ſchon von weiten. Der bittre Hunger mir die Kraͤfte frißt, Der taͤglich Durſt mein ſteter Gleitsmann iſt, Bey langem Tag, wohl in dem Sommer heiß Thu ich vergieſſen manchen Tropfen Schweis. Geld hab ich nicht, davon ich moͤchte zehren, Doch trau ich Gott, der wird mir Speis beſcheren. Die muͤden Fuͤß mich machen ſchier verzagen, Gern haͤttens, daß ich ſie am Hals thaͤt tragen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <lg n="2"> <pb facs="#f0345" n="333"/> <l>Sonſt machen ſie dir die Reiſe nur ſchwer,</l><lb/> <l>All falſchen Betrug im Geſang der Sirenen,</l><lb/> <l>Liebkoſen der Welt du weißt zu verhoͤhnen,</l><lb/> <l>Ach biſt du ermuͤdet, wie rauh ſind die Wege,</l><lb/> <l>Wie wird es ſo dunkel, wie ſchmal ſind ſie Stege.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <head><hi rendition="#g">Der Pilgrim</hi>.</head><lb/> <l>Ich bin ein Pilgrim, reiſ' ins heilige Land,</l><lb/> <l>Ob ich komm wieder, das iſt Gott bekannt,</l><lb/> <l>Nach Rom, Lorett in Italia,</l><lb/> <l>Auch nach St. Jakob in Galitia.</l><lb/> <l>Gott mich begleite, daß ichs gluͤcklich ende,</l><lb/> <l>Mein Muͤh und Zeit zu ſeinem Dienſt anwende,</l><lb/> <l>All Tritt und Schritt geſchehen ihm zu Ehren,</l><lb/> <l>Er geb mir Gnad, daß ich moͤg wiederkehren.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Viel muß ich leiden auf der Wanderſchaft,</l><lb/> <l>Ach lieber Herr verleih mir Staͤrk und Kraft,</l><lb/> <l>Denn der Gefahr ich unterworfen bin,</l><lb/> <l>Hilft nichts dafuͤr, ich ſchlag mirs aus dem Sinn.</l><lb/> <l>Mein ſchweres Buͤndel muß ich ſelber tragen,</l><lb/> <l>Weiß keinen Weg, darum muß ich oft fragen,</l><lb/> <l>Groß Ungewitter, Ungelegenheiten,</l><lb/> <l>Mich werden plagen, ich ſehs ſchon von weiten.</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>Der bittre Hunger mir die Kraͤfte frißt,</l><lb/> <l>Der taͤglich Durſt mein ſteter Gleitsmann iſt,</l><lb/> <l>Bey langem Tag, wohl in dem Sommer heiß</l><lb/> <l>Thu ich vergieſſen manchen Tropfen Schweis.</l><lb/> <l>Geld hab ich nicht, davon ich moͤchte zehren,</l><lb/> <l>Doch trau ich Gott, der wird mir Speis beſcheren.</l><lb/> <l>Die muͤden Fuͤß mich machen ſchier verzagen,</l><lb/> <l>Gern haͤttens, daß ich ſie am Hals thaͤt tragen.</l> </lg><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [333/0345]
Sonſt machen ſie dir die Reiſe nur ſchwer,
All falſchen Betrug im Geſang der Sirenen,
Liebkoſen der Welt du weißt zu verhoͤhnen,
Ach biſt du ermuͤdet, wie rauh ſind die Wege,
Wie wird es ſo dunkel, wie ſchmal ſind ſie Stege.
Der Pilgrim.
Ich bin ein Pilgrim, reiſ' ins heilige Land,
Ob ich komm wieder, das iſt Gott bekannt,
Nach Rom, Lorett in Italia,
Auch nach St. Jakob in Galitia.
Gott mich begleite, daß ichs gluͤcklich ende,
Mein Muͤh und Zeit zu ſeinem Dienſt anwende,
All Tritt und Schritt geſchehen ihm zu Ehren,
Er geb mir Gnad, daß ich moͤg wiederkehren.
Viel muß ich leiden auf der Wanderſchaft,
Ach lieber Herr verleih mir Staͤrk und Kraft,
Denn der Gefahr ich unterworfen bin,
Hilft nichts dafuͤr, ich ſchlag mirs aus dem Sinn.
Mein ſchweres Buͤndel muß ich ſelber tragen,
Weiß keinen Weg, darum muß ich oft fragen,
Groß Ungewitter, Ungelegenheiten,
Mich werden plagen, ich ſehs ſchon von weiten.
Der bittre Hunger mir die Kraͤfte frißt,
Der taͤglich Durſt mein ſteter Gleitsmann iſt,
Bey langem Tag, wohl in dem Sommer heiß
Thu ich vergieſſen manchen Tropfen Schweis.
Geld hab ich nicht, davon ich moͤchte zehren,
Doch trau ich Gott, der wird mir Speis beſcheren.
Die muͤden Fuͤß mich machen ſchier verzagen,
Gern haͤttens, daß ich ſie am Hals thaͤt tragen.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |