Das Volk mit Fleis solchs höret an, Doch, da ers wolt erklären dann, Woltens nicht hören überall Fingen an mit frölichem Schall: "Nun freut euch lieben Christen gemein "Und laßt uns frölich springen. Der Pfaff stand, wundert ob den Sachen, Weil man am Gesang kein End wolt machen; Da stand er und ward gleich erstart, Letzlich er halb unsinnig ward, Lief von der Kanzel ungestüm, Und ging mit großem Zorn und Grimm, Zu einem Jülichschen Fürsten dar, Denn sonst noch kein Fürst drinnen war, Klagt ihm, er würd von seinem Ort Mit Gewalt, ohn Recht gedrungen fort, Und könnt sein Amt verrichten nicht, Das wollt er klagen ihm hiermit, Und sollt er ihm auf diese Klag Zeugniß geben am Jüngsten Tag. Der Fürst sprach: "Lieber Priester mein, "Die Fürsten kamen überein, "Daß sie wolten an diesem Ort, "Anhören das Göttliche Wort, "Von einem, welcher zugethan "Ihrem Glauben und Religion, "Solchem, der Fürsten Schluß gemein, "Solt ihr nicht widerstanden sein. "Zudem kömmt mir beschwerlich für, "Daß ihr habt zugemuthet mir, "Ich soll von dieser eurer Klag
Das Volk mit Fleis ſolchs hoͤret an, Doch, da ers wolt erklaͤren dann, Woltens nicht hoͤren uͤberall Fingen an mit froͤlichem Schall: „Nun freut euch lieben Chriſten gemein „Und laßt uns froͤlich ſpringen. Der Pfaff ſtand, wundert ob den Sachen, Weil man am Geſang kein End wolt machen; Da ſtand er und ward gleich erſtart, Letzlich er halb unſinnig ward, Lief von der Kanzel ungeſtuͤm, Und ging mit großem Zorn und Grimm, Zu einem Juͤlichſchen Fuͤrſten dar, Denn ſonſt noch kein Fuͤrſt drinnen war, Klagt ihm, er wuͤrd von ſeinem Ort Mit Gewalt, ohn Recht gedrungen fort, Und koͤnnt ſein Amt verrichten nicht, Das wollt er klagen ihm hiermit, Und ſollt er ihm auf dieſe Klag Zeugniß geben am Juͤngſten Tag. Der Fuͤrſt ſprach: „Lieber Prieſter mein, „Die Fuͤrſten kamen uͤberein, „Daß ſie wolten an dieſem Ort, „Anhoͤren das Goͤttliche Wort, „Von einem, welcher zugethan „Ihrem Glauben und Religion, „Solchem, der Fuͤrſten Schluß gemein, „Solt ihr nicht widerſtanden ſein. „Zudem koͤmmt mir beſchwerlich fuͤr, „Daß ihr habt zugemuthet mir, „Ich ſoll von dieſer eurer Klag
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Das Volk mit Fleis ſolchs hoͤret an,
Doch, da ers wolt erklaͤren dann,
Woltens nicht hoͤren uͤberall
Fingen an mit froͤlichem Schall:
„Nun freut euch lieben Chriſten gemein
„Und laßt uns froͤlich ſpringen.
Der Pfaff ſtand, wundert ob den Sachen,
Weil man am Geſang kein End wolt machen;
Da ſtand er und ward gleich erſtart,
Letzlich er halb unſinnig ward,
Lief von der Kanzel ungeſtuͤm,
Und ging mit großem Zorn und Grimm,
Zu einem Juͤlichſchen Fuͤrſten dar,
Denn ſonſt noch kein Fuͤrſt drinnen war,
Klagt ihm, er wuͤrd von ſeinem Ort
Mit Gewalt, ohn Recht gedrungen fort,
Und koͤnnt ſein Amt verrichten nicht,
Das wollt er klagen ihm hiermit,
Und ſollt er ihm auf dieſe Klag
Zeugniß geben am Juͤngſten Tag.
Der Fuͤrſt ſprach: „Lieber Prieſter mein,
„Die Fuͤrſten kamen uͤberein,
„Daß ſie wolten an dieſem Ort,
„Anhoͤren das Goͤttliche Wort,
„Von einem, welcher zugethan
„Ihrem Glauben und Religion,
„Solchem, der Fuͤrſten Schluß gemein,
„Solt ihr nicht widerſtanden ſein.
„Zudem koͤmmt mir beſchwerlich fuͤr,
„Daß ihr habt zugemuthet mir,
„Ich ſoll von dieſer eurer Klag
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Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 2. Heidelberg, 1808, S. 342. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn02_1808/354>, abgerufen am 22.11.2024.
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