Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 2. Heidelberg, 1808.Drum bleibts dabey, Er hegt ein recht vergöttert Leben, Weil er so frey Kann in die Lüfte schweben. Und wenn wir ihn In unsre hohlen Hälse lassen Mit Pracht einziehn, Empfinden wir ihn gleichermassen. Dann manches Haus, So schwer es sonst auf Säulen stehet, Fährt mit hinaus, Es merket, daß es leichter gehet, Sobald der Wein Durch seine Pfort ist eingezogen, So stimmt es ein, Und meint es sey schon hochgeflogen. Wenn dies geschicht, So könnte doch kein Haus bestehen, Wenn Morpheus nicht, Der Baukunst an die Hand zu gehen, Vor andren wär Erfahren und so weit gekommen, Daß ihm die Ehr Von Sterblichen noch nie genommen. Dann wenn der Wein Aufleget gar zu schwere Dächer, So muß es seyn, Daß sie beschweren die Gemächer, Macht er Verdruß, Drum bleibts dabey, Er hegt ein recht vergoͤttert Leben, Weil er ſo frey Kann in die Luͤfte ſchweben. Und wenn wir ihn In unſre hohlen Haͤlſe laſſen Mit Pracht einziehn, Empfinden wir ihn gleichermaſſen. Dann manches Haus, So ſchwer es ſonſt auf Saͤulen ſtehet, Faͤhrt mit hinaus, Es merket, daß es leichter gehet, Sobald der Wein Durch ſeine Pfort iſt eingezogen, So ſtimmt es ein, Und meint es ſey ſchon hochgeflogen. Wenn dies geſchicht, So koͤnnte doch kein Haus beſtehen, Wenn Morpheus nicht, Der Baukunſt an die Hand zu gehen, Vor andren waͤr Erfahren und ſo weit gekommen, Daß ihm die Ehr Von Sterblichen noch nie genommen. Dann wenn der Wein Aufleget gar zu ſchwere Daͤcher, So muß es ſeyn, Daß ſie beſchweren die Gemaͤcher, Macht er Verdruß, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0431" n="419"/> <lg n="3"> <l>Drum bleibts dabey,</l><lb/> <l>Er hegt ein recht vergoͤttert Leben,</l><lb/> <l>Weil er ſo frey</l><lb/> <l>Kann in die Luͤfte ſchweben.</l><lb/> <l>Und wenn wir ihn</l><lb/> <l>In unſre hohlen Haͤlſe laſſen</l><lb/> <l>Mit Pracht einziehn,</l><lb/> <l>Empfinden wir ihn gleichermaſſen.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Dann manches Haus,</l><lb/> <l>So ſchwer es ſonſt auf Saͤulen ſtehet,</l><lb/> <l>Faͤhrt mit hinaus,</l><lb/> <l>Es merket, daß es leichter gehet,</l><lb/> <l>Sobald der Wein</l><lb/> <l>Durch ſeine Pfort iſt eingezogen,</l><lb/> <l>So ſtimmt es ein,</l><lb/> <l>Und meint es ſey ſchon hochgeflogen.</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>Wenn dies geſchicht,</l><lb/> <l>So koͤnnte doch kein Haus beſtehen,</l><lb/> <l>Wenn Morpheus nicht,</l><lb/> <l>Der Baukunſt an die Hand zu gehen,</l><lb/> <l>Vor andren waͤr</l><lb/> <l>Erfahren und ſo weit gekommen,</l><lb/> <l>Daß ihm die Ehr</l><lb/> <l>Von Sterblichen noch nie genommen.</l> </lg><lb/> <lg n="6"> <l>Dann wenn der Wein</l><lb/> <l>Aufleget gar zu ſchwere Daͤcher,</l><lb/> <l>So muß es ſeyn,</l><lb/> <l>Daß ſie beſchweren die Gemaͤcher,</l><lb/> <l>Macht er Verdruß,</l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [419/0431]
Drum bleibts dabey,
Er hegt ein recht vergoͤttert Leben,
Weil er ſo frey
Kann in die Luͤfte ſchweben.
Und wenn wir ihn
In unſre hohlen Haͤlſe laſſen
Mit Pracht einziehn,
Empfinden wir ihn gleichermaſſen.
Dann manches Haus,
So ſchwer es ſonſt auf Saͤulen ſtehet,
Faͤhrt mit hinaus,
Es merket, daß es leichter gehet,
Sobald der Wein
Durch ſeine Pfort iſt eingezogen,
So ſtimmt es ein,
Und meint es ſey ſchon hochgeflogen.
Wenn dies geſchicht,
So koͤnnte doch kein Haus beſtehen,
Wenn Morpheus nicht,
Der Baukunſt an die Hand zu gehen,
Vor andren waͤr
Erfahren und ſo weit gekommen,
Daß ihm die Ehr
Von Sterblichen noch nie genommen.
Dann wenn der Wein
Aufleget gar zu ſchwere Daͤcher,
So muß es ſeyn,
Daß ſie beſchweren die Gemaͤcher,
Macht er Verdruß,
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