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Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 2. Heidelberg, 1808.

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Und helf den Winter weiter jagen.
Da wird der Lenz bald näher gehn,
Wird lassen warme Lüftlein wehen,
Da wird der Winter werden schwach,
Mit Schnee und Frost auch lassen nach.
Der Fried kommt aus der Erde geschossen
Auf Bäumen und auf Büschen sproßen,
Frech werden schaun die grünen Röslein,
Mit aufdringenden grünen Gräßlein.
Noch wird der Winter nicht gar fliehn,
Wirds Land mit Frost noch überziehn,
Und böslich nochmals überschreien:
Dann bringt der Lenz zur Hilf den Mayen,
Mit seinen linden warmen Lüften,
Jetzt Wald, Berg, Thal erst recht erklüften,
Den Winter werdens von sich schütten,
Die Bäum und Hecken stehn in Blüthen,
Durch Blümlein werden auf den Wiesen,
Die Maienregen sich ergiessen,
Es wird ganz grün in Graß und Laub,
Da wird der Winter matt und taub
Nehmen überwunden die Flucht.
Sein Nachtrab uns noch bös heimsucht,
Mit Ungewitter und kalten Reifen,
Wohl gar des Maien Blüth angreifen.
Dann scheint und schlägt in Siegeswonne,
Mit blankem Schwerdesstrahl die Sonne,
Und dann ist gar der Feind verjagt,
Der Vieh und Leut hätt lang geplagt,
Doch wird er drohn mit hartem Brummen,
Er woll aufs Jahr schon wieder kummen.

Und helf den Winter weiter jagen.
Da wird der Lenz bald naͤher gehn,
Wird laſſen warme Luͤftlein wehen,
Da wird der Winter werden ſchwach,
Mit Schnee und Froſt auch laſſen nach.
Der Fried kommt aus der Erde geſchoſſen
Auf Baͤumen und auf Buͤſchen ſproßen,
Frech werden ſchaun die gruͤnen Roͤslein,
Mit aufdringenden gruͤnen Graͤßlein.
Noch wird der Winter nicht gar fliehn,
Wirds Land mit Froſt noch uͤberziehn,
Und boͤslich nochmals uͤberſchreien:
Dann bringt der Lenz zur Hilf den Mayen,
Mit ſeinen linden warmen Luͤften,
Jetzt Wald, Berg, Thal erſt recht erkluͤften,
Den Winter werdens von ſich ſchuͤtten,
Die Baͤum und Hecken ſtehn in Bluͤthen,
Durch Bluͤmlein werden auf den Wieſen,
Die Maienregen ſich ergieſſen,
Es wird ganz gruͤn in Graß und Laub,
Da wird der Winter matt und taub
Nehmen uͤberwunden die Flucht.
Sein Nachtrab uns noch boͤs heimſucht,
Mit Ungewitter und kalten Reifen,
Wohl gar des Maien Bluͤth angreifen.
Dann ſcheint und ſchlaͤgt in Siegeswonne,
Mit blankem Schwerdesſtrahl die Sonne,
Und dann iſt gar der Feind verjagt,
Der Vieh und Leut haͤtt lang geplagt,
Doch wird er drohn mit hartem Brummen,
Er woll aufs Jahr ſchon wieder kummen.

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[68/0080] Und helf den Winter weiter jagen. Da wird der Lenz bald naͤher gehn, Wird laſſen warme Luͤftlein wehen, Da wird der Winter werden ſchwach, Mit Schnee und Froſt auch laſſen nach. Der Fried kommt aus der Erde geſchoſſen Auf Baͤumen und auf Buͤſchen ſproßen, Frech werden ſchaun die gruͤnen Roͤslein, Mit aufdringenden gruͤnen Graͤßlein. Noch wird der Winter nicht gar fliehn, Wirds Land mit Froſt noch uͤberziehn, Und boͤslich nochmals uͤberſchreien: Dann bringt der Lenz zur Hilf den Mayen, Mit ſeinen linden warmen Luͤften, Jetzt Wald, Berg, Thal erſt recht erkluͤften, Den Winter werdens von ſich ſchuͤtten, Die Baͤum und Hecken ſtehn in Bluͤthen, Durch Bluͤmlein werden auf den Wieſen, Die Maienregen ſich ergieſſen, Es wird ganz gruͤn in Graß und Laub, Da wird der Winter matt und taub Nehmen uͤberwunden die Flucht. Sein Nachtrab uns noch boͤs heimſucht, Mit Ungewitter und kalten Reifen, Wohl gar des Maien Bluͤth angreifen. Dann ſcheint und ſchlaͤgt in Siegeswonne, Mit blankem Schwerdesſtrahl die Sonne, Und dann iſt gar der Feind verjagt, Der Vieh und Leut haͤtt lang geplagt, Doch wird er drohn mit hartem Brummen, Er woll aufs Jahr ſchon wieder kummen.

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Zitationshilfe: Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 2. Heidelberg, 1808, S. 68. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn02_1808/80>, abgerufen am 21.11.2024.