Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 3. Heidelberg, 1808.Es thut mir die Flinte versagen, Ein Kreutz thut das Hirschelein tragen; Stolzierend auf seinem Gewicht, Die Gnade zum Sünder wohl spricht. Da thät ich zur Erden hinsinken, Wohl auf meine bogene Knie; Thät mir es entgegen blinken, Ein silbernes Kreuzlein schneeweiß. Jezt thu ich kein Hirschlein mehr schiessen, Will lieber in's Kloster mich schließen; Dem grünen Wald sag ich gut Nacht, Die Gnade hat alles gemacht! Ablösung. (Musikbuch.) Kukuk hat sich zu todt gefallen An einer holen Weiden, Wer soll uns diesen Sommer lang Die Zeit und Weil vertreiben. Ey das soll thun Frau Nachtigall, Die sitzt auf grünem Zweige; Sie singt und springt, ist allzeit froh, Wenn andre Vögel schweigen. Es thut mir die Flinte verſagen, Ein Kreutz thut das Hirſchelein tragen; Stolzierend auf ſeinem Gewicht, Die Gnade zum Suͤnder wohl ſpricht. Da thaͤt ich zur Erden hinſinken, Wohl auf meine bogene Knie; Thaͤt mir es entgegen blinken, Ein ſilbernes Kreuzlein ſchneeweiß. Jezt thu ich kein Hirſchlein mehr ſchieſſen, Will lieber in's Kloſter mich ſchließen; Dem gruͤnen Wald ſag ich gut Nacht, Die Gnade hat alles gemacht! Abloͤſung. (Muſikbuch.) Kukuk hat ſich zu todt gefallen An einer holen Weiden, Wer ſoll uns dieſen Sommer lang Die Zeit und Weil vertreiben. Ey das ſoll thun Frau Nachtigall, Die ſitzt auf gruͤnem Zweige; Sie ſingt und ſpringt, iſt allzeit froh, Wenn andre Voͤgel ſchweigen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0121" n="111"/> <lg n="2"> <l>Es thut mir die Flinte verſagen,</l><lb/> <l>Ein Kreutz thut das Hirſchelein tragen;</l><lb/> <l>Stolzierend auf ſeinem Gewicht,</l><lb/> <l>Die Gnade zum Suͤnder wohl ſpricht.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Da thaͤt ich zur Erden hinſinken,</l><lb/> <l>Wohl auf meine bogene Knie;</l><lb/> <l>Thaͤt mir es entgegen blinken,</l><lb/> <l>Ein ſilbernes Kreuzlein ſchneeweiß.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Jezt thu ich kein Hirſchlein mehr ſchieſſen,</l><lb/> <l>Will lieber in's Kloſter mich ſchließen;</l><lb/> <l>Dem gruͤnen Wald ſag ich gut Nacht,</l><lb/> <l>Die Gnade hat alles gemacht!</l> </lg> </lg> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head><hi rendition="#g">Abloͤſung</hi>.</head><lb/> <p rendition="#c">(Muſikbuch.)</p><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l><hi rendition="#in">K</hi>ukuk hat ſich zu todt gefallen</l><lb/> <l>An einer holen Weiden,</l><lb/> <l>Wer ſoll uns dieſen Sommer lang</l><lb/> <l>Die Zeit und Weil vertreiben.</l><lb/> <l>Ey das ſoll thun Frau Nachtigall,</l><lb/> <l>Die ſitzt auf gruͤnem Zweige;</l><lb/> <l>Sie ſingt und ſpringt, iſt allzeit froh,</l><lb/> <l>Wenn andre Voͤgel ſchweigen.</l> </lg> </lg> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [111/0121]
Es thut mir die Flinte verſagen,
Ein Kreutz thut das Hirſchelein tragen;
Stolzierend auf ſeinem Gewicht,
Die Gnade zum Suͤnder wohl ſpricht.
Da thaͤt ich zur Erden hinſinken,
Wohl auf meine bogene Knie;
Thaͤt mir es entgegen blinken,
Ein ſilbernes Kreuzlein ſchneeweiß.
Jezt thu ich kein Hirſchlein mehr ſchieſſen,
Will lieber in's Kloſter mich ſchließen;
Dem gruͤnen Wald ſag ich gut Nacht,
Die Gnade hat alles gemacht!
Abloͤſung.
(Muſikbuch.)
Kukuk hat ſich zu todt gefallen
An einer holen Weiden,
Wer ſoll uns dieſen Sommer lang
Die Zeit und Weil vertreiben.
Ey das ſoll thun Frau Nachtigall,
Die ſitzt auf gruͤnem Zweige;
Sie ſingt und ſpringt, iſt allzeit froh,
Wenn andre Voͤgel ſchweigen.
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