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Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 3. Heidelberg, 1808.

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Erinnerung beym Wein.
Es dunkelt auf jenem Berge,
Nach Hause wollen wir gehen;
Den Wein, den wollen wir trinken,
Den wir gewohnet seyn.
Ich hör ein Hirschlein rauschen,
Wohl rauschen durch den Wald;
Ich hör ein feines Lieb klagen,
Klagen, es hätt' die Ehr verloren.
Hast du deine Ehr verloren,
Hab ich die meine noch;
So gehen wir miteinander,
Und tragen die Kränzelein.
Ein Kränzelein von Rosen,
Ein Kränzelein von Klee;
Zu Straßburg auf der Brucke,
Da liegt ein tiefer Schnee.
Wenn der Schnee thut schmelzen,
So lauft das Wasser in See;
Darauf bin ich gesessen,
Und gefahren bis hieher.


Und dieß und das und das ist mein.
Heute wollen wir Haber mähn,
Morgen wollen wir binden:
Erinnerung beym Wein.
Es dunkelt auf jenem Berge,
Nach Hauſe wollen wir gehen;
Den Wein, den wollen wir trinken,
Den wir gewohnet ſeyn.
Ich hoͤr ein Hirſchlein rauſchen,
Wohl rauſchen durch den Wald;
Ich hoͤr ein feines Lieb klagen,
Klagen, es haͤtt' die Ehr verloren.
Haſt du deine Ehr verloren,
Hab ich die meine noch;
So gehen wir miteinander,
Und tragen die Kraͤnzelein.
Ein Kraͤnzelein von Roſen,
Ein Kraͤnzelein von Klee;
Zu Straßburg auf der Brucke,
Da liegt ein tiefer Schnee.
Wenn der Schnee thut ſchmelzen,
So lauft das Waſſer in See;
Darauf bin ich geſeſſen,
Und gefahren bis hieher.


Und dieß und das und das iſt mein.
Heute wollen wir Haber maͤhn,
Morgen wollen wir binden:
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[118/0128] Erinnerung beym Wein. Es dunkelt auf jenem Berge, Nach Hauſe wollen wir gehen; Den Wein, den wollen wir trinken, Den wir gewohnet ſeyn. Ich hoͤr ein Hirſchlein rauſchen, Wohl rauſchen durch den Wald; Ich hoͤr ein feines Lieb klagen, Klagen, es haͤtt' die Ehr verloren. Haſt du deine Ehr verloren, Hab ich die meine noch; So gehen wir miteinander, Und tragen die Kraͤnzelein. Ein Kraͤnzelein von Roſen, Ein Kraͤnzelein von Klee; Zu Straßburg auf der Brucke, Da liegt ein tiefer Schnee. Wenn der Schnee thut ſchmelzen, So lauft das Waſſer in See; Darauf bin ich geſeſſen, Und gefahren bis hieher. Und dieß und das und das iſt mein. Heute wollen wir Haber maͤhn, Morgen wollen wir binden:

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Zitationshilfe: Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 3. Heidelberg, 1808, S. 118. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn03_1808/128>, abgerufen am 22.12.2024.