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Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 3. Heidelberg, 1808.

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So lieb als mir mein Leben ist,
So lieb ist mir mein Schatz;
Und wenn er auch gestorben ist,
So lieb ich noch den Platz.
Das Liederl ist gesungen,
Der Kreutzer ist gewunnen;
Und wer mir ihn nit geit,
Dem singe ich auf Beut.


Es ist ein Mädel hier,
Es hat ein Gulden vier;
Hat ein spitzigs Mäule,
Ein Näsle als wie ein Säule;
Zwey Augen als wie ein Stier,
Trotz allen Mädchen hier.
Jetzt ist mein Liedel aus,
Es beißt mich noch eine Laus;
Ich bin so keck und nehm sie,
Und nehm ein Messer und schind sie;
Und stech ihr beide Augen aus,
Jetzt hasts meine liebe Laus.


Schwimmen zwei Fischle im Wasser herum,
Strecken die Schwänzerl in die Höh;
Liegt es mein Schatzerl im Federbett,
Thut ihm sein Köpfle so weh.

So lieb als mir mein Leben iſt,
So lieb iſt mir mein Schatz;
Und wenn er auch geſtorben iſt,
So lieb ich noch den Platz.
Das Liederl iſt geſungen,
Der Kreutzer iſt gewunnen;
Und wer mir ihn nit geit,
Dem ſinge ich auf Beut.


Es iſt ein Maͤdel hier,
Es hat ein Gulden vier;
Hat ein ſpitzigs Maͤule,
Ein Naͤsle als wie ein Saͤule;
Zwey Augen als wie ein Stier,
Trotz allen Maͤdchen hier.
Jetzt iſt mein Liedel aus,
Es beißt mich noch eine Laus;
Ich bin ſo keck und nehm ſie,
Und nehm ein Meſſer und ſchind ſie;
Und ſtech ihr beide Augen aus,
Jetzt haſts meine liebe Laus.


Schwimmen zwei Fiſchle im Waſſer herum,
Strecken die Schwaͤnzerl in die Hoͤh;
Liegt es mein Schatzerl im Federbett,
Thut ihm ſein Koͤpfle ſo weh.

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[128/0138] So lieb als mir mein Leben iſt, So lieb iſt mir mein Schatz; Und wenn er auch geſtorben iſt, So lieb ich noch den Platz. Das Liederl iſt geſungen, Der Kreutzer iſt gewunnen; Und wer mir ihn nit geit, Dem ſinge ich auf Beut. Es iſt ein Maͤdel hier, Es hat ein Gulden vier; Hat ein ſpitzigs Maͤule, Ein Naͤsle als wie ein Saͤule; Zwey Augen als wie ein Stier, Trotz allen Maͤdchen hier. Jetzt iſt mein Liedel aus, Es beißt mich noch eine Laus; Ich bin ſo keck und nehm ſie, Und nehm ein Meſſer und ſchind ſie; Und ſtech ihr beide Augen aus, Jetzt haſts meine liebe Laus. Schwimmen zwei Fiſchle im Waſſer herum, Strecken die Schwaͤnzerl in die Hoͤh; Liegt es mein Schatzerl im Federbett, Thut ihm ſein Koͤpfle ſo weh.

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Zitationshilfe: Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 3. Heidelberg, 1808, S. 128. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn03_1808/138>, abgerufen am 22.12.2024.