Sie thaͤten ihm gar balde winken, Der ein ſtand auf, bot ihm zu trinken.
Er ſchuͤttelte den Kopf und lachte, Die Leute groſſe Augen machten.
Der ein fuͤhrt ihn hinein geſchwind, Er ſizt bei ihnen wie ein Kind.
Es war ſein Herz ihm noch ſo ſchwer, Hub an zu ſeufzen gar zu ſehr.
Wie er ans Heimweh nur gedacht, Der Frau Geſundheit ward gebracht.
Er tranks hinein, er trank es aus, Und dachte gar nicht mehr nach Haus
Sein Glas, das ruͤckt er immer vor, Und war der lauteſte im Chor.
Doch die Geſellen giengen eben, Zwei mußten ihn nach Hauſe heben.
Recht mit Gewalt ſie mußten ſchleppen, Er ſtuͤrzt hinauf die ſchmalen Treppen.
Das Weib mit Angſt kam angegangen, Ein Ungluͤck meint ſie, waͤr ergangen.
Sie hat die ganze Nacht gewacht, Und im Gebet an ihn gedacht.
3. Band. 10.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><lgtype="poem"><pbfacs="#f0155"n="145"/><lgn="6"><l>Geſellen ſein darinnen ſaſſen,</l><lb/><l>Recht froͤhlich tranken, ſangen, aſſen.</l></lg><lb/><lgn="7"><l>Sie thaͤten ihm gar balde winken,</l><lb/><l>Der ein ſtand auf, bot ihm zu trinken.</l></lg><lb/><lgn="8"><l>Er ſchuͤttelte den Kopf und lachte,</l><lb/><l>Die Leute groſſe Augen machten.</l></lg><lb/><lgn="9"><l>Der ein fuͤhrt ihn hinein geſchwind,</l><lb/><l>Er ſizt bei ihnen wie ein Kind.</l></lg><lb/><lgn="10"><l>Es war ſein Herz ihm noch ſo ſchwer,</l><lb/><l>Hub an zu ſeufzen gar zu ſehr.</l></lg><lb/><lgn="11"><l>Wie er ans Heimweh nur gedacht,</l><lb/><l>Der Frau Geſundheit ward gebracht.</l></lg><lb/><lgn="12"><l>Er tranks hinein, er trank es aus,</l><lb/><l>Und dachte gar nicht mehr nach Haus</l></lg><lb/><lgn="13"><l>Sein Glas, das ruͤckt er immer vor,</l><lb/><l>Und war der lauteſte im Chor.</l></lg><lb/><lgn="14"><l>Doch die Geſellen giengen eben,</l><lb/><l>Zwei mußten ihn nach Hauſe heben.</l></lg><lb/><lgn="15"><l>Recht mit Gewalt ſie mußten ſchleppen,</l><lb/><l>Er ſtuͤrzt hinauf die ſchmalen Treppen.</l></lg><lb/><lgn="16"><l>Das Weib mit Angſt kam angegangen,</l><lb/><l>Ein Ungluͤck meint ſie, waͤr ergangen.</l></lg><lb/><lgn="17"><l>Sie hat die ganze Nacht gewacht,</l><lb/><l>Und im Gebet an ihn gedacht.</l></lg><lb/><fwplace="bottom"type="sig">3. <hirendition="#g">Band</hi>. 10.</fw><lb/></lg></div></div></body></text></TEI>
[145/0155]
Geſellen ſein darinnen ſaſſen,
Recht froͤhlich tranken, ſangen, aſſen.
Sie thaͤten ihm gar balde winken,
Der ein ſtand auf, bot ihm zu trinken.
Er ſchuͤttelte den Kopf und lachte,
Die Leute groſſe Augen machten.
Der ein fuͤhrt ihn hinein geſchwind,
Er ſizt bei ihnen wie ein Kind.
Es war ſein Herz ihm noch ſo ſchwer,
Hub an zu ſeufzen gar zu ſehr.
Wie er ans Heimweh nur gedacht,
Der Frau Geſundheit ward gebracht.
Er tranks hinein, er trank es aus,
Und dachte gar nicht mehr nach Haus
Sein Glas, das ruͤckt er immer vor,
Und war der lauteſte im Chor.
Doch die Geſellen giengen eben,
Zwei mußten ihn nach Hauſe heben.
Recht mit Gewalt ſie mußten ſchleppen,
Er ſtuͤrzt hinauf die ſchmalen Treppen.
Das Weib mit Angſt kam angegangen,
Ein Ungluͤck meint ſie, waͤr ergangen.
Sie hat die ganze Nacht gewacht,
Und im Gebet an ihn gedacht.
3. Band. 10.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 3. Heidelberg, 1808, S. 145. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn03_1808/155>, abgerufen am 10.01.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.