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Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 3. Heidelberg, 1808.

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Will man mir meine Zuflucht rauben,
Die mir des Hoͤchſten Wort verſpricht?
So iſt mein Leben, Gram und Leid,
In dieſer aufgeklaͤrten Zeit.

Ein jeder ſchnitzt ſich nach Belieben
Jezt ſelber die Religion;
Der Teufel, heißt es, iſt vertrieben,
Und Chriſtus iſt nicht Gottesſohn;
Und nichts gilt mehr Dreyeinigkeit,
In dieſer aufgeklaͤrten Zeit.
Die Taufe, das Kommunicieren,
Iſt fuͤr die aufgeklaͤrte Welt
Nur Thorheit wie das Kopulieren,
Und bringet nur den Prieſtern Geld;
Der Kluge nimmt ein Weib und freyt
Nach Art der aufgeklaͤrten Zeit.
Der Ehebruch iſt keine Suͤnde,
Noch weniger die Hurerey;
Und obs gleich in der Bibel ſtuͤnde,[…]
Steht doch der Galgen nicht dabey.
Drum iſts gelante Sittlichkeit
In dieſer aufgeklaͤrten Zeit.
Der Aufgeklaͤrte folgt den Trieben,
Und dieſe ſind ihm Glaubenslehr;
Was Gottes Wort ihm vorgeſchrieben,
Das deucht ihm fabelhaft und ſchwer.
Dem Poͤbel iſt es nur geweiht
Und nicht der aufgeklaͤrten Zeit.

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Zitationshilfe: Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 3. Heidelberg, 1808, S. 168. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn03_1808/178>, abgerufen am 10.01.2025.