Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 3. Heidelberg, 1808.

Bild:
<< vorherige Seite

Hast du dich verschlossen,
Will ich unverdrossen
Liebend doch vor deiner Thüre stehn;
Daß sie Liebe quäle,
Jauchzet meine Seele,
Darf ich liebend doch an deiner Thüre stehn.

Schlaf nur ein, dein Sternenschimmer
Läßt mich nie zu meinem Bette gehn,
Meine müden Augen sehn dich immer,
Bis sie vor den deinen untergehn,
Wie die Blätter fallen,
Also werd ich fallen,
Unter deinem Fuße rauschen hin,
Mild bist du den Armen,
Trage mir Erbarmen,
Unter deinem Fuße rausch ich hin.
Schlaf nur ein, und heiß mich wachend gehen,
Herz und Seele bleibet doch bei dir,
Will mir mit dem Tag die Sonne untergehen,
Ist ein Liebeshimmel doch in mir,
Denn da seh ich immer
Deiner Sterne Schimmer,
Wie sie flüchtig auf mein Herze gehn,
Säh ich dich doch morgen,
Ließ ich alle Sorgen
Also flüchtig durch mein Herze gehn.


Haſt du dich verſchloſſen,
Will ich unverdroſſen
Liebend doch vor deiner Thuͤre ſtehn;
Daß ſie Liebe quaͤle,
Jauchzet meine Seele,
Darf ich liebend doch an deiner Thuͤre ſtehn.

Schlaf nur ein, dein Sternenſchimmer
Laͤßt mich nie zu meinem Bette gehn,
Meine muͤden Augen ſehn dich immer,
Bis ſie vor den deinen untergehn,
Wie die Blaͤtter fallen,
Alſo werd ich fallen,
Unter deinem Fuße rauſchen hin,
Mild biſt du den Armen,
Trage mir Erbarmen,
Unter deinem Fuße rauſch ich hin.
Schlaf nur ein, und heiß mich wachend gehen,
Herz und Seele bleibet doch bei dir,
Will mir mit dem Tag die Sonne untergehen,
Iſt ein Liebeshimmel doch in mir,
Denn da ſeh ich immer
Deiner Sterne Schimmer,
Wie ſie fluͤchtig auf mein Herze gehn,
Saͤh ich dich doch morgen,
Ließ ich alle Sorgen
Alſo fluͤchtig durch mein Herze gehn.


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <lg n="1">
              <pb facs="#f0018" n="8"/>
              <l>Ha&#x017F;t du dich ver&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en,</l><lb/>
              <l>Will ich unverdro&#x017F;&#x017F;en</l><lb/>
              <l>Liebend doch vor deiner Thu&#x0364;re &#x017F;tehn;</l><lb/>
              <l>Daß &#x017F;ie Liebe qua&#x0364;le,</l><lb/>
              <l>Jauchzet meine Seele,</l><lb/>
              <l>Darf ich liebend doch an deiner Thu&#x0364;re &#x017F;tehn.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="2">
              <l>Schlaf nur ein, dein Sternen&#x017F;chimmer</l><lb/>
              <l>La&#x0364;ßt mich nie zu meinem Bette gehn,</l><lb/>
              <l>Meine mu&#x0364;den Augen &#x017F;ehn dich immer,</l><lb/>
              <l>Bis &#x017F;ie vor den deinen untergehn,</l><lb/>
              <l>Wie die Bla&#x0364;tter fallen,</l><lb/>
              <l>Al&#x017F;o werd ich fallen,</l><lb/>
              <l>Unter deinem Fuße rau&#x017F;chen hin,</l><lb/>
              <l>Mild bi&#x017F;t du den Armen,</l><lb/>
              <l>Trage mir Erbarmen,</l><lb/>
              <l>Unter deinem Fuße rau&#x017F;ch ich hin.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="3">
              <l>Schlaf nur ein, und heiß mich wachend gehen,</l><lb/>
              <l>Herz und Seele bleibet doch bei dir,</l><lb/>
              <l>Will mir mit dem Tag die Sonne untergehen,</l><lb/>
              <l>I&#x017F;t ein Liebeshimmel doch in mir,</l><lb/>
              <l>Denn da &#x017F;eh ich immer</l><lb/>
              <l>Deiner Sterne Schimmer,</l><lb/>
              <l>Wie &#x017F;ie flu&#x0364;chtig auf mein Herze gehn,</l><lb/>
              <l>Sa&#x0364;h ich dich doch morgen,</l><lb/>
              <l>Ließ ich alle Sorgen</l><lb/>
              <l>Al&#x017F;o flu&#x0364;chtig durch mein Herze gehn.</l>
            </lg>
          </lg>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[8/0018] Haſt du dich verſchloſſen, Will ich unverdroſſen Liebend doch vor deiner Thuͤre ſtehn; Daß ſie Liebe quaͤle, Jauchzet meine Seele, Darf ich liebend doch an deiner Thuͤre ſtehn. Schlaf nur ein, dein Sternenſchimmer Laͤßt mich nie zu meinem Bette gehn, Meine muͤden Augen ſehn dich immer, Bis ſie vor den deinen untergehn, Wie die Blaͤtter fallen, Alſo werd ich fallen, Unter deinem Fuße rauſchen hin, Mild biſt du den Armen, Trage mir Erbarmen, Unter deinem Fuße rauſch ich hin. Schlaf nur ein, und heiß mich wachend gehen, Herz und Seele bleibet doch bei dir, Will mir mit dem Tag die Sonne untergehen, Iſt ein Liebeshimmel doch in mir, Denn da ſeh ich immer Deiner Sterne Schimmer, Wie ſie fluͤchtig auf mein Herze gehn, Saͤh ich dich doch morgen, Ließ ich alle Sorgen Alſo fluͤchtig durch mein Herze gehn.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn03_1808
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn03_1808/18
Zitationshilfe: Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 3. Heidelberg, 1808, S. 8. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn03_1808/18>, abgerufen am 22.12.2024.