Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 3. Heidelberg, 1808.

Bild:
<< vorherige Seite
Wo er gestorben und gelebt,
Das Kloster Einsiedeln sich erhebt;
Für fromme Pilger ein Wunderquelle,
Quillt dort in St. Meinrads Kapelle.


Goldarbeiten auf dem Liebesbande.

(Christian Fende Anleitung für eine gottsuchende Seele. Grätz 1732. S. 175.)

Ich wollt um meines Herren Haupt,
Das ganz von Dornen war umschraubt,
Ein Kronenband von Golde binden;
Das sollte meine Liebe seyn,
Da braucht ich nun ein Schmelzwerk drein,
Das wußt ich nirgends aufzufinden;
Doch traf mein Geist auf guter Bahn
Noch endlich einen Goldschmied an.
Der legte mir zu dieser Zier
Der Muster eine Menge für;
Ich wählt und weiß es noch zu nennen,
Ein Haupt, darauf man Balsam goß,
Der auch davon herunter floß,
Doch, daß der Leib nicht wohl zu kennen;
Dabei war dies die Nebenschrift:
Wohl dem, den dieser Balsam trift.
Zur andern ward mir vorgelegt
Ein Oehlbaum, den man abgesägt,
Und frisch mit Reisern übersetzet;
3. Band. 12.
Wo er geſtorben und gelebt,
Das Kloſter Einſiedeln ſich erhebt;
Fuͤr fromme Pilger ein Wunderquelle,
Quillt dort in St. Meinrads Kapelle.


Goldarbeiten auf dem Liebesbande.

(Chriſtian Fende Anleitung fuͤr eine gottſuchende Seele. Graͤtz 1732. S. 175.)

Ich wollt um meines Herren Haupt,
Das ganz von Dornen war umſchraubt,
Ein Kronenband von Golde binden;
Das ſollte meine Liebe ſeyn,
Da braucht ich nun ein Schmelzwerk drein,
Das wußt ich nirgends aufzufinden;
Doch traf mein Geiſt auf guter Bahn
Noch endlich einen Goldſchmied an.
Der legte mir zu dieſer Zier
Der Muſter eine Menge fuͤr;
Ich waͤhlt und weiß es noch zu nennen,
Ein Haupt, darauf man Balſam goß,
Der auch davon herunter floß,
Doch, daß der Leib nicht wohl zu kennen;
Dabei war dies die Nebenſchrift:
Wohl dem, den dieſer Balſam trift.
Zur andern ward mir vorgelegt
Ein Oehlbaum, den man abgeſaͤgt,
Und friſch mit Reiſern uͤberſetzet;
3. Band. 12.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <pb facs="#f0187" n="177"/>
            <lg n="44">
              <l>Wo er ge&#x017F;torben und gelebt,</l><lb/>
              <l>Das Klo&#x017F;ter Ein&#x017F;iedeln &#x017F;ich erhebt;</l><lb/>
              <l>Fu&#x0364;r fromme Pilger ein Wunderquelle,</l><lb/>
              <l>Quillt dort in St. Meinrads Kapelle.</l>
            </lg>
          </lg>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <div n="2">
          <head><hi rendition="#g">Goldarbeiten auf dem Liebesbande</hi>.</head><lb/>
          <p rendition="#c">(Chri&#x017F;tian Fende Anleitung fu&#x0364;r eine gott&#x017F;uchende Seele. Gra&#x0364;tz 1732. S. 175.)</p><lb/>
          <lg type="poem">
            <lg n="1">
              <l><hi rendition="#in">I</hi>ch wollt um meines Herren Haupt,</l><lb/>
              <l>Das ganz von Dornen war um&#x017F;chraubt,</l><lb/>
              <l>Ein Kronenband von Golde binden;</l><lb/>
              <l>Das &#x017F;ollte meine Liebe &#x017F;eyn,</l><lb/>
              <l>Da braucht ich nun ein Schmelzwerk drein,</l><lb/>
              <l>Das wußt ich nirgends aufzufinden;</l><lb/>
              <l>Doch traf mein Gei&#x017F;t auf guter Bahn</l><lb/>
              <l>Noch endlich einen Gold&#x017F;chmied an.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="2">
              <l>Der legte mir zu die&#x017F;er Zier</l><lb/>
              <l>Der Mu&#x017F;ter eine Menge fu&#x0364;r;</l><lb/>
              <l>Ich wa&#x0364;hlt und weiß es noch zu nennen,</l><lb/>
              <l>Ein Haupt, darauf man Bal&#x017F;am goß,</l><lb/>
              <l>Der auch davon herunter floß,</l><lb/>
              <l>Doch, daß der Leib nicht wohl zu kennen;</l><lb/>
              <l>Dabei war dies die Neben&#x017F;chrift:</l><lb/>
              <l>Wohl dem, den die&#x017F;er Bal&#x017F;am trift.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="3">
              <l>Zur andern ward mir vorgelegt</l><lb/>
              <l>Ein Oehlbaum, den man abge&#x017F;a&#x0364;gt,</l><lb/>
              <l>Und fri&#x017F;ch mit Rei&#x017F;ern u&#x0364;ber&#x017F;etzet;</l><lb/>
              <fw place="bottom" type="sig">3. <hi rendition="#g">Band</hi>. 12.</fw><lb/>
            </lg>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[177/0187] Wo er geſtorben und gelebt, Das Kloſter Einſiedeln ſich erhebt; Fuͤr fromme Pilger ein Wunderquelle, Quillt dort in St. Meinrads Kapelle. Goldarbeiten auf dem Liebesbande. (Chriſtian Fende Anleitung fuͤr eine gottſuchende Seele. Graͤtz 1732. S. 175.) Ich wollt um meines Herren Haupt, Das ganz von Dornen war umſchraubt, Ein Kronenband von Golde binden; Das ſollte meine Liebe ſeyn, Da braucht ich nun ein Schmelzwerk drein, Das wußt ich nirgends aufzufinden; Doch traf mein Geiſt auf guter Bahn Noch endlich einen Goldſchmied an. Der legte mir zu dieſer Zier Der Muſter eine Menge fuͤr; Ich waͤhlt und weiß es noch zu nennen, Ein Haupt, darauf man Balſam goß, Der auch davon herunter floß, Doch, daß der Leib nicht wohl zu kennen; Dabei war dies die Nebenſchrift: Wohl dem, den dieſer Balſam trift. Zur andern ward mir vorgelegt Ein Oehlbaum, den man abgeſaͤgt, Und friſch mit Reiſern uͤberſetzet; 3. Band. 12.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn03_1808
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn03_1808/187
Zitationshilfe: Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 3. Heidelberg, 1808, S. 177. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn03_1808/187>, abgerufen am 22.12.2024.