Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 3. Heidelberg, 1808.

Bild:
<< vorherige Seite
Und was zum sechsten vor uns kam,
Das war ein edler Bräutigam,
Mit Hochzeitkleidern ausgeschmücket;
Der bot der Braut die Liebeshand,
Die war in reiner Lieb entbrannt,
Und schaut auf ihn, wie halb entzücket;
Vom Himmel gab es diesen Laut:
Wie selig ist des Höchsten Braut.
Darauf kam mir ein Schäfer für,
Zwar schlecht von Kleid und sonder Zier,
Doch lag ein Schaf auf seinem Rücken;
Das schien, als hätt ers aus der Nacht
Und aus der Irr auch heimgebracht,
Und wollt es bei der Heerd erquicken;
Dabei dies Wort gelesen ward:
Wohl, wenn man hat des Schäfleins Art.
Zum achten zog in einem Kahn
Ein Schiffer seinen Zug heran,
Als wollt er nun das Netz ausleeren;
Da sah man Fisch und Koth und Stein
In einem Garn ergriffen seyn,
Das fing er gleich an umzukehren;
Und mischte diesen Spruch darein:
Wohl dem, der wie ein Fisch kann seyn.
Drauf sah ich, wie Metall da floß,
Das einer in die Forme goß,
Ein Crucifix darauf zu giessen,
Das im Metall darneben stund;
Und was zum ſechſten vor uns kam,
Das war ein edler Braͤutigam,
Mit Hochzeitkleidern ausgeſchmuͤcket;
Der bot der Braut die Liebeshand,
Die war in reiner Lieb entbrannt,
Und ſchaut auf ihn, wie halb entzuͤcket;
Vom Himmel gab es dieſen Laut:
Wie ſelig iſt des Hoͤchſten Braut.
Darauf kam mir ein Schaͤfer fuͤr,
Zwar ſchlecht von Kleid und ſonder Zier,
Doch lag ein Schaf auf ſeinem Ruͤcken;
Das ſchien, als haͤtt ers aus der Nacht
Und aus der Irr auch heimgebracht,
Und wollt es bei der Heerd erquicken;
Dabei dies Wort geleſen ward:
Wohl, wenn man hat des Schaͤfleins Art.
Zum achten zog in einem Kahn
Ein Schiffer ſeinen Zug heran,
Als wollt er nun das Netz ausleeren;
Da ſah man Fiſch und Koth und Stein
In einem Garn ergriffen ſeyn,
Das fing er gleich an umzukehren;
Und miſchte dieſen Spruch darein:
Wohl dem, der wie ein Fiſch kann ſeyn.
Drauf ſah ich, wie Metall da floß,
Das einer in die Forme goß,
Ein Crucifix darauf zu gieſſen,
Das im Metall darneben ſtund;
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <pb facs="#f0189" n="179"/>
            <lg n="7">
              <l>Und was zum &#x017F;ech&#x017F;ten vor uns kam,</l><lb/>
              <l>Das war ein edler Bra&#x0364;utigam,</l><lb/>
              <l>Mit Hochzeitkleidern ausge&#x017F;chmu&#x0364;cket;</l><lb/>
              <l>Der bot der Braut die Liebeshand,</l><lb/>
              <l>Die war in reiner Lieb entbrannt,</l><lb/>
              <l>Und &#x017F;chaut auf ihn, wie halb entzu&#x0364;cket;</l><lb/>
              <l>Vom Himmel gab es die&#x017F;en Laut:</l><lb/>
              <l>Wie &#x017F;elig i&#x017F;t des Ho&#x0364;ch&#x017F;ten Braut.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="8">
              <l>Darauf kam mir ein Scha&#x0364;fer fu&#x0364;r,</l><lb/>
              <l>Zwar &#x017F;chlecht von Kleid und &#x017F;onder Zier,</l><lb/>
              <l>Doch lag ein Schaf auf &#x017F;einem Ru&#x0364;cken;</l><lb/>
              <l>Das &#x017F;chien, als ha&#x0364;tt ers aus der Nacht</l><lb/>
              <l>Und aus der Irr auch heimgebracht,</l><lb/>
              <l>Und wollt es bei der Heerd erquicken;</l><lb/>
              <l>Dabei dies Wort gele&#x017F;en ward:</l><lb/>
              <l>Wohl, wenn man hat des Scha&#x0364;fleins Art.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="9">
              <l>Zum achten zog in einem Kahn</l><lb/>
              <l>Ein Schiffer &#x017F;einen Zug heran,</l><lb/>
              <l>Als wollt er nun das Netz ausleeren;</l><lb/>
              <l>Da &#x017F;ah man Fi&#x017F;ch und Koth und Stein</l><lb/>
              <l>In einem Garn ergriffen &#x017F;eyn,</l><lb/>
              <l>Das fing er gleich an umzukehren;</l><lb/>
              <l>Und mi&#x017F;chte die&#x017F;en Spruch darein:</l><lb/>
              <l>Wohl dem, der wie ein Fi&#x017F;ch kann &#x017F;eyn.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="10">
              <l>Drauf &#x017F;ah ich, wie Metall da floß,</l><lb/>
              <l>Das einer in die Forme goß,</l><lb/>
              <l>Ein Crucifix darauf zu gie&#x017F;&#x017F;en,</l><lb/>
              <l>Das im Metall darneben &#x017F;tund;</l><lb/>
            </lg>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[179/0189] Und was zum ſechſten vor uns kam, Das war ein edler Braͤutigam, Mit Hochzeitkleidern ausgeſchmuͤcket; Der bot der Braut die Liebeshand, Die war in reiner Lieb entbrannt, Und ſchaut auf ihn, wie halb entzuͤcket; Vom Himmel gab es dieſen Laut: Wie ſelig iſt des Hoͤchſten Braut. Darauf kam mir ein Schaͤfer fuͤr, Zwar ſchlecht von Kleid und ſonder Zier, Doch lag ein Schaf auf ſeinem Ruͤcken; Das ſchien, als haͤtt ers aus der Nacht Und aus der Irr auch heimgebracht, Und wollt es bei der Heerd erquicken; Dabei dies Wort geleſen ward: Wohl, wenn man hat des Schaͤfleins Art. Zum achten zog in einem Kahn Ein Schiffer ſeinen Zug heran, Als wollt er nun das Netz ausleeren; Da ſah man Fiſch und Koth und Stein In einem Garn ergriffen ſeyn, Das fing er gleich an umzukehren; Und miſchte dieſen Spruch darein: Wohl dem, der wie ein Fiſch kann ſeyn. Drauf ſah ich, wie Metall da floß, Das einer in die Forme goß, Ein Crucifix darauf zu gieſſen, Das im Metall darneben ſtund;

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn03_1808
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn03_1808/189
Zitationshilfe: Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 3. Heidelberg, 1808, S. 179. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn03_1808/189>, abgerufen am 22.12.2024.