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Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 3. Heidelberg, 1808.

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das Hünchen war neidisch, und hat nicht theilen wollen,
und hat aus Neid den Nußkern ganz verschluckt, der ist
ihm aber im Halse stecken geblieben, und wollte nicht
hinter sich, und nicht vor sich, da hat es geschrien: lauf
zum Born und hol mir Wasser.

Hänchen ist zum Born gelaufen,
Born du sollst mir Wasser geben,
Hünchen liegt an jenem Berg,
Und schluckt an einem Nußkern;
Und da hat der Born gesprochen:
Erst sollst du zur Braut hinspringen,
Und mir klare Seide bringen,
Hänchen ist zur Braut gesprungen,
Braut du sollst mir Seide geben,
Seide soll ich Brunnen bringen,
Brunnen soll mir Wasser geben,
Wasser soll ich Hünchen bringen,
Hünchen liegt an jenem Berg,
Und schluckt an einem Nußkern.
Und da hat die Braut gesprochen:
Sollst mir erst mein Kränzlein langen,
Blieb mir in den Weiden hangen;
Hänchen ist zur Weide flogen,
Hat das Kränzlein runter zogen,
Braut ich thu dirs Kränzlein bringen,
Sollst mir klare Seiden geben,
Seide soll ich Brunnen bringen,
Brunnen soll mir Wasser geben,
Wasser soll ich Hünchen bringen,

das Huͤnchen war neidiſch, und hat nicht theilen wollen,
und hat aus Neid den Nußkern ganz verſchluckt, der iſt
ihm aber im Halſe ſtecken geblieben, und wollte nicht
hinter ſich, und nicht vor ſich, da hat es geſchrien: lauf
zum Born und hol mir Waſſer.

Haͤnchen iſt zum Born gelaufen,
Born du ſollſt mir Waſſer geben,
Huͤnchen liegt an jenem Berg,
Und ſchluckt an einem Nußkern;
Und da hat der Born geſprochen:
Erſt ſollſt du zur Braut hinſpringen,
Und mir klare Seide bringen,
Haͤnchen iſt zur Braut geſprungen,
Braut du ſollſt mir Seide geben,
Seide ſoll ich Brunnen bringen,
Brunnen ſoll mir Waſſer geben,
Waſſer ſoll ich Huͤnchen bringen,
Huͤnchen liegt an jenem Berg,
Und ſchluckt an einem Nußkern.
Und da hat die Braut geſprochen:
Sollſt mir erſt mein Kraͤnzlein langen,
Blieb mir in den Weiden hangen;
Haͤnchen iſt zur Weide flogen,
Hat das Kraͤnzlein runter zogen,
Braut ich thu dirs Kraͤnzlein bringen,
Sollſt mir klare Seiden geben,
Seide ſoll ich Brunnen bringen,
Brunnen ſoll mir Waſſer geben,
Waſſer ſoll ich Huͤnchen bringen,
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[24/0292] das Huͤnchen war neidiſch, und hat nicht theilen wollen, und hat aus Neid den Nußkern ganz verſchluckt, der iſt ihm aber im Halſe ſtecken geblieben, und wollte nicht hinter ſich, und nicht vor ſich, da hat es geſchrien: lauf zum Born und hol mir Waſſer. Haͤnchen iſt zum Born gelaufen, Born du ſollſt mir Waſſer geben, Huͤnchen liegt an jenem Berg, Und ſchluckt an einem Nußkern; Und da hat der Born geſprochen: Erſt ſollſt du zur Braut hinſpringen, Und mir klare Seide bringen, Haͤnchen iſt zur Braut geſprungen, Braut du ſollſt mir Seide geben, Seide ſoll ich Brunnen bringen, Brunnen ſoll mir Waſſer geben, Waſſer ſoll ich Huͤnchen bringen, Huͤnchen liegt an jenem Berg, Und ſchluckt an einem Nußkern. Und da hat die Braut geſprochen: Sollſt mir erſt mein Kraͤnzlein langen, Blieb mir in den Weiden hangen; Haͤnchen iſt zur Weide flogen, Hat das Kraͤnzlein runter zogen, Braut ich thu dirs Kraͤnzlein bringen, Sollſt mir klare Seiden geben, Seide ſoll ich Brunnen bringen, Brunnen ſoll mir Waſſer geben, Waſſer ſoll ich Huͤnchen bringen,

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Zitationshilfe: Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 3. Heidelberg, 1808, S. 24. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn03_1808/292>, abgerufen am 02.06.2024.