Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 3. Heidelberg, 1808.

Bild:
<< vorherige Seite

Sonn und Mond bewegen sich,
Ehe sie sich trennen.
Noch viel größer ist der Schmerz,
Wenn ein treu verliebtes Herz
In die Fremde ziehet.

Dort auf jener grünen Au
Steht mein jung frisch Leben,
Soll ich dann mein Lebelang
In der Fremde schweben?
Hab ich dir was Leids gethan,
Bitt dich, wolls vergessen,
Denn es geht zu Ende.
Küsset dir ein Lüftelein
Wangen oder Hände,
Denke daß es Seufzer seyn,
Die ich zu dir sende,
Tausend schick ich täglich aus,
Die da wehen um dein Haus,
Weil ich dein gedenke.


Das wunderthätige Mannsbild.

(*** Galliarden von Nost. 2 Th. 1593.)

Die Tochter bat die Mutter schön,
Sie möchte in die Kirche gehn,
Die Bilder anzubeten,
Denn sie jezt große Heiligkeit
Inbrünstig hätt betreten.

Sonn und Mond bewegen ſich,
Ehe ſie ſich trennen.
Noch viel groͤßer iſt der Schmerz,
Wenn ein treu verliebtes Herz
In die Fremde ziehet.

Dort auf jener gruͤnen Au
Steht mein jung friſch Leben,
Soll ich dann mein Lebelang
In der Fremde ſchweben?
Hab ich dir was Leids gethan,
Bitt dich, wolls vergeſſen,
Denn es geht zu Ende.
Kuͤſſet dir ein Luͤftelein
Wangen oder Haͤnde,
Denke daß es Seufzer ſeyn,
Die ich zu dir ſende,
Tauſend ſchick ich taͤglich aus,
Die da wehen um dein Haus,
Weil ich dein gedenke.


Das wunderthaͤtige Mannsbild.

(*** Galliarden von Noſt. 2 Th. 1593.)

Die Tochter bat die Mutter ſchoͤn,
Sie moͤchte in die Kirche gehn,
Die Bilder anzubeten,
Denn ſie jezt große Heiligkeit
Inbruͤnſtig haͤtt betreten.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <lg n="2">
              <pb facs="#f0042" n="32"/>
              <l>Sonn und Mond bewegen &#x017F;ich,</l><lb/>
              <l>Ehe &#x017F;ie &#x017F;ich trennen.</l><lb/>
              <l>Noch viel gro&#x0364;ßer i&#x017F;t der Schmerz,</l><lb/>
              <l>Wenn ein treu verliebtes Herz</l><lb/>
              <l>In die Fremde ziehet.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="3">
              <l>Dort auf jener gru&#x0364;nen Au</l><lb/>
              <l>Steht mein jung fri&#x017F;ch Leben,</l><lb/>
              <l>Soll ich dann mein Lebelang</l><lb/>
              <l>In der Fremde &#x017F;chweben?</l><lb/>
              <l>Hab ich dir was Leids gethan,</l><lb/>
              <l>Bitt dich, wolls verge&#x017F;&#x017F;en,</l><lb/>
              <l>Denn es geht zu Ende.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="4">
              <l>Ku&#x0364;&#x017F;&#x017F;et dir ein Lu&#x0364;ftelein</l><lb/>
              <l>Wangen oder Ha&#x0364;nde,</l><lb/>
              <l>Denke daß es Seufzer &#x017F;eyn,</l><lb/>
              <l>Die ich zu dir &#x017F;ende,</l><lb/>
              <l>Tau&#x017F;end &#x017F;chick ich ta&#x0364;glich aus,</l><lb/>
              <l>Die da wehen um dein Haus,</l><lb/>
              <l>Weil ich dein gedenke.</l>
            </lg>
          </lg>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <div n="2">
          <head><hi rendition="#g">Das wundertha&#x0364;tige Mannsbild</hi>.</head><lb/>
          <p rendition="#c">(*** Galliarden von No&#x017F;t. 2 Th. 1593.)</p><lb/>
          <lg type="poem">
            <lg n="1">
              <l><hi rendition="#in">D</hi>ie Tochter bat die Mutter &#x017F;cho&#x0364;n,</l><lb/>
              <l>Sie mo&#x0364;chte in die Kirche gehn,</l><lb/>
              <l>Die Bilder anzubeten,</l><lb/>
              <l>Denn &#x017F;ie jezt große Heiligkeit</l><lb/>
              <l>Inbru&#x0364;n&#x017F;tig ha&#x0364;tt betreten.</l>
            </lg><lb/>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[32/0042] Sonn und Mond bewegen ſich, Ehe ſie ſich trennen. Noch viel groͤßer iſt der Schmerz, Wenn ein treu verliebtes Herz In die Fremde ziehet. Dort auf jener gruͤnen Au Steht mein jung friſch Leben, Soll ich dann mein Lebelang In der Fremde ſchweben? Hab ich dir was Leids gethan, Bitt dich, wolls vergeſſen, Denn es geht zu Ende. Kuͤſſet dir ein Luͤftelein Wangen oder Haͤnde, Denke daß es Seufzer ſeyn, Die ich zu dir ſende, Tauſend ſchick ich taͤglich aus, Die da wehen um dein Haus, Weil ich dein gedenke. Das wunderthaͤtige Mannsbild. (*** Galliarden von Noſt. 2 Th. 1593.) Die Tochter bat die Mutter ſchoͤn, Sie moͤchte in die Kirche gehn, Die Bilder anzubeten, Denn ſie jezt große Heiligkeit Inbruͤnſtig haͤtt betreten.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn03_1808
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn03_1808/42
Zitationshilfe: Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 3. Heidelberg, 1808, S. 32. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn03_1808/42>, abgerufen am 09.11.2024.