Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 3. Heidelberg, 1808.

Bild:
<< vorherige Seite
Gott sprach, lachend zu muthe,
Dein Willen ich wohl spür,
Du wollst wohl han das gute,
Wenns dir nicht würde saur,
Wer aber will mit mir han Theil,
Muß alles fahren lassen,
Viel Glück ist ihm nicht feil.
Der fromme Christ schrie morde,
Mord über alles Leid,
Mich schrecken deine Worte,
Herr Gott mach mich bereit,
Ich wollt doch alles tragen gern,
Die Weltlust gerne hassen,
Sie lassen von mir fern.
Gott sprach: ich thu dich züchten,
Hab nur ein guten Muth,
Und thu mich allzeit fürchten,
Erkauft bist mit mein'm Blut;
Daran gedenk mit ganzem Fleiß,
All die ich fast thu lieben,
Straf ich, das ist mein Weis.
Da kehrt Gott ihm den Rücken,
Er redt zu ihm nicht mehr,
Der arm Christ thät sich schmücken
In einem Winkel leer;
Er weint aus der massen viel:
"Dem Herrn im Creutz aushalten,
"Das ist kein Kinderspiel."


Gott ſprach, lachend zu muthe,
Dein Willen ich wohl ſpuͤr,
Du wollſt wohl han das gute,
Wenns dir nicht wuͤrde ſaur,
Wer aber will mit mir han Theil,
Muß alles fahren laſſen,
Viel Gluͤck iſt ihm nicht feil.
Der fromme Chriſt ſchrie morde,
Mord uͤber alles Leid,
Mich ſchrecken deine Worte,
Herr Gott mach mich bereit,
Ich wollt doch alles tragen gern,
Die Weltluſt gerne haſſen,
Sie laſſen von mir fern.
Gott ſprach: ich thu dich zuͤchten,
Hab nur ein guten Muth,
Und thu mich allzeit fuͤrchten,
Erkauft biſt mit mein'm Blut;
Daran gedenk mit ganzem Fleiß,
All die ich faſt thu lieben,
Straf ich, das iſt mein Weis.
Da kehrt Gott ihm den Ruͤcken,
Er redt zu ihm nicht mehr,
Der arm Chriſt thaͤt ſich ſchmuͤcken
In einem Winkel leer;
Er weint aus der maſſen viel:
„Dem Herrn im Creutz aushalten,
„Das iſt kein Kinderſpiel.“


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <pb facs="#f0057" n="47"/>
            <lg n="4">
              <l>Gott &#x017F;prach, lachend zu muthe,</l><lb/>
              <l>Dein Willen ich wohl &#x017F;pu&#x0364;r,</l><lb/>
              <l>Du woll&#x017F;t wohl han das gute,</l><lb/>
              <l>Wenns dir nicht wu&#x0364;rde &#x017F;aur,</l><lb/>
              <l>Wer aber will mit mir han Theil,</l><lb/>
              <l>Muß alles fahren la&#x017F;&#x017F;en,</l><lb/>
              <l>Viel Glu&#x0364;ck i&#x017F;t ihm nicht feil.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="5">
              <l>Der fromme Chri&#x017F;t &#x017F;chrie morde,</l><lb/>
              <l>Mord u&#x0364;ber alles Leid,</l><lb/>
              <l>Mich &#x017F;chrecken deine Worte,</l><lb/>
              <l>Herr Gott mach mich bereit,</l><lb/>
              <l>Ich wollt doch alles tragen gern,</l><lb/>
              <l>Die Weltlu&#x017F;t gerne ha&#x017F;&#x017F;en,</l><lb/>
              <l>Sie la&#x017F;&#x017F;en von mir fern.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="6">
              <l>Gott &#x017F;prach: ich thu dich zu&#x0364;chten,</l><lb/>
              <l>Hab nur ein guten Muth,</l><lb/>
              <l>Und thu mich allzeit fu&#x0364;rchten,</l><lb/>
              <l>Erkauft bi&#x017F;t mit mein'm Blut;</l><lb/>
              <l>Daran gedenk mit ganzem Fleiß,</l><lb/>
              <l>All die ich fa&#x017F;t thu lieben,</l><lb/>
              <l>Straf ich, das i&#x017F;t mein Weis.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="7">
              <l>Da kehrt Gott ihm den Ru&#x0364;cken,</l><lb/>
              <l>Er redt zu ihm nicht mehr,</l><lb/>
              <l>Der arm Chri&#x017F;t tha&#x0364;t &#x017F;ich &#x017F;chmu&#x0364;cken</l><lb/>
              <l>In einem Winkel leer;</l><lb/>
              <l>Er weint aus der ma&#x017F;&#x017F;en viel:</l><lb/>
              <l>&#x201E;Dem Herrn im Creutz aushalten,</l><lb/>
              <l>&#x201E;Das i&#x017F;t kein Kinder&#x017F;piel.&#x201C;</l>
            </lg><lb/>
            <l>
              <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
            </l>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[47/0057] Gott ſprach, lachend zu muthe, Dein Willen ich wohl ſpuͤr, Du wollſt wohl han das gute, Wenns dir nicht wuͤrde ſaur, Wer aber will mit mir han Theil, Muß alles fahren laſſen, Viel Gluͤck iſt ihm nicht feil. Der fromme Chriſt ſchrie morde, Mord uͤber alles Leid, Mich ſchrecken deine Worte, Herr Gott mach mich bereit, Ich wollt doch alles tragen gern, Die Weltluſt gerne haſſen, Sie laſſen von mir fern. Gott ſprach: ich thu dich zuͤchten, Hab nur ein guten Muth, Und thu mich allzeit fuͤrchten, Erkauft biſt mit mein'm Blut; Daran gedenk mit ganzem Fleiß, All die ich faſt thu lieben, Straf ich, das iſt mein Weis. Da kehrt Gott ihm den Ruͤcken, Er redt zu ihm nicht mehr, Der arm Chriſt thaͤt ſich ſchmuͤcken In einem Winkel leer; Er weint aus der maſſen viel: „Dem Herrn im Creutz aushalten, „Das iſt kein Kinderſpiel.“

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn03_1808
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn03_1808/57
Zitationshilfe: Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 3. Heidelberg, 1808, S. 47. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn03_1808/57>, abgerufen am 22.12.2024.