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Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 3. Heidelberg, 1808.

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Und kehrt sich niemals um, als auf gestreuten Rosen,
So sizt die junge Braut mit Blumen wohl bestreut,
Dies ist die höchste Ehr in ihrer jungen Zeit.
Fünf Meister, wohl geübt, die Stimmen einzuzwingen,
In Flöten, Lautenklang, wenn sie aufs beste klingen,
Die spielen auf der Laut, und sonst ein Iustrument,
Auf welchen süssen Thon ein jeder kommt gerennt,
Ja alles Volk kommt frisch her zu den Schlitten springen,
Sie schöpfen Freud und Lust aus allen schönen Dingen.
Doch was dem lieben Volk am treflichsten behagt,
Das ist das schöne Bild, das ist die junge Magd.
Wann dieser Zierrath nun ist auf den Markt gekommen,
Und eine Menge Volks, den Schauplatz eingenommen,
So trit der Ruffer auf hart bei der jungen Braut,
Und fällt die Jungfrau an, und ruft so überlaut:
Kommt her ihr jungen Leut, ihr frische junge Knaben,
Wer eine Labung sucht, das Bild das kann ihn laben.
Wer Schönheit sucht, der komm, und biethe Geld dafür,
Dies ist ein schönes Bild, von recht erwünschter Zier,
Kommt hie und kauft das Bild, kommt, kommt ihr jun-
gen Leute,
Hie ist ein Lilienherz, wohl! dem es wird zur Beute,
Hie ist ein Röselein, von keinem nicht gepflückt,
Von niemand angerührt, von keinem unterdrückt,
Hie ist ein rother Mund, hie ist ein ehrbar Wesen,
Hie ist ein schöner Schatz, von tausend auserlesen,
Hie ist ein treues Herz, hie ist ein junger Leib,
Hie ist für euer Lieb ein ehrlich Zeitvertreib,
Hie ist ein wackres Aug, und Rosen gleiche Wangen,
Hie ist das schönste Haar, der Menschen Herz zu fangen,

Und kehrt ſich niemals um, als auf geſtreuten Roſen,
So ſizt die junge Braut mit Blumen wohl beſtreut,
Dies iſt die hoͤchſte Ehr in ihrer jungen Zeit.
Fuͤnf Meiſter, wohl geuͤbt, die Stimmen einzuzwingen,
In Floͤten, Lautenklang, wenn ſie aufs beſte klingen,
Die ſpielen auf der Laut, und ſonſt ein Iuſtrument,
Auf welchen ſuͤſſen Thon ein jeder kommt gerennt,
Ja alles Volk kommt friſch her zu den Schlitten ſpringen,
Sie ſchoͤpfen Freud und Luſt aus allen ſchoͤnen Dingen.
Doch was dem lieben Volk am treflichſten behagt,
Das iſt das ſchoͤne Bild, das iſt die junge Magd.
Wann dieſer Zierrath nun iſt auf den Markt gekommen,
Und eine Menge Volks, den Schauplatz eingenommen,
So trit der Ruffer auf hart bei der jungen Braut,
Und faͤllt die Jungfrau an, und ruft ſo uͤberlaut:
Kommt her ihr jungen Leut, ihr friſche junge Knaben,
Wer eine Labung ſucht, das Bild das kann ihn laben.
Wer Schoͤnheit ſucht, der komm, und biethe Geld dafuͤr,
Dies iſt ein ſchoͤnes Bild, von recht erwuͤnſchter Zier,
Kommt hie und kauft das Bild, kommt, kommt ihr jun-
gen Leute,
Hie iſt ein Lilienherz, wohl! dem es wird zur Beute,
Hie iſt ein Roͤſelein, von keinem nicht gepfluͤckt,
Von niemand angeruͤhrt, von keinem unterdruͤckt,
Hie iſt ein rother Mund, hie iſt ein ehrbar Weſen,
Hie iſt ein ſchoͤner Schatz, von tauſend auserleſen,
Hie iſt ein treues Herz, hie iſt ein junger Leib,
Hie iſt fuͤr euer Lieb ein ehrlich Zeitvertreib,
Hie iſt ein wackres Aug, und Roſen gleiche Wangen,
Hie iſt das ſchoͤnſte Haar, der Menſchen Herz zu fangen,

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[51/0061] Und kehrt ſich niemals um, als auf geſtreuten Roſen, So ſizt die junge Braut mit Blumen wohl beſtreut, Dies iſt die hoͤchſte Ehr in ihrer jungen Zeit. Fuͤnf Meiſter, wohl geuͤbt, die Stimmen einzuzwingen, In Floͤten, Lautenklang, wenn ſie aufs beſte klingen, Die ſpielen auf der Laut, und ſonſt ein Iuſtrument, Auf welchen ſuͤſſen Thon ein jeder kommt gerennt, Ja alles Volk kommt friſch her zu den Schlitten ſpringen, Sie ſchoͤpfen Freud und Luſt aus allen ſchoͤnen Dingen. Doch was dem lieben Volk am treflichſten behagt, Das iſt das ſchoͤne Bild, das iſt die junge Magd. Wann dieſer Zierrath nun iſt auf den Markt gekommen, Und eine Menge Volks, den Schauplatz eingenommen, So trit der Ruffer auf hart bei der jungen Braut, Und faͤllt die Jungfrau an, und ruft ſo uͤberlaut: Kommt her ihr jungen Leut, ihr friſche junge Knaben, Wer eine Labung ſucht, das Bild das kann ihn laben. Wer Schoͤnheit ſucht, der komm, und biethe Geld dafuͤr, Dies iſt ein ſchoͤnes Bild, von recht erwuͤnſchter Zier, Kommt hie und kauft das Bild, kommt, kommt ihr jun- gen Leute, Hie iſt ein Lilienherz, wohl! dem es wird zur Beute, Hie iſt ein Roͤſelein, von keinem nicht gepfluͤckt, Von niemand angeruͤhrt, von keinem unterdruͤckt, Hie iſt ein rother Mund, hie iſt ein ehrbar Weſen, Hie iſt ein ſchoͤner Schatz, von tauſend auserleſen, Hie iſt ein treues Herz, hie iſt ein junger Leib, Hie iſt fuͤr euer Lieb ein ehrlich Zeitvertreib, Hie iſt ein wackres Aug, und Roſen gleiche Wangen, Hie iſt das ſchoͤnſte Haar, der Menſchen Herz zu fangen,

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Zitationshilfe: Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 3. Heidelberg, 1808, S. 51. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn03_1808/61>, abgerufen am 22.12.2024.