Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 3. Heidelberg, 1808.Und über ihr in Wonne Phöbus mit Gold bekleidt, Das ist die Liebessonne, Die alle Welt erfreut; Jedoch ihr klarer Schein Soll mich nicht gar abwenden, Wohl von dem Trauren mein. Hört auf ihr Sturmwind alle, Die wehn vom Himmeisschild, Mir ist in Sinn gefallen Ein adeliches Bild; Höflich und tugendreich, Selbst Absalon muß weichen, An Schönheit ihm nichts gleich. Orpheus, der konnte zwingen die wilde Thier im Wald, Sein Harfen und sein Singen Lockt sie zusammen bald; Das Wild in Fels und Stein Hört wohl das tiefe Klagen Und große Trauren mein. Süß Orpheus Saiten hallen, Und bitter meine Stimm In armer Lieb muß schallen; O Venus, laß den Grimm, Durch Lieb des Buhlen dein, Send meinem kranken Herzen Doch bald der Hülfe Schein. Und uͤber ihr in Wonne Phoͤbus mit Gold bekleidt, Das iſt die Liebesſonne, Die alle Welt erfreut; Jedoch ihr klarer Schein Soll mich nicht gar abwenden, Wohl von dem Trauren mein. Hoͤrt auf ihr Sturmwind alle, Die wehn vom Himmeisſchild, Mir iſt in Sinn gefallen Ein adeliches Bild; Hoͤflich und tugendreich, Selbſt Abſalon muß weichen, An Schoͤnheit ihm nichts gleich. Orpheus, der konnte zwingen die wilde Thier im Wald, Sein Harfen und ſein Singen Lockt ſie zuſammen bald; Das Wild in Fels und Stein Hoͤrt wohl das tiefe Klagen Und große Trauren mein. Suͤß Orpheus Saiten hallen, Und bitter meine Stimm In armer Lieb muß ſchallen; O Venus, laß den Grimm, Durch Lieb des Buhlen dein, Send meinem kranken Herzen Doch bald der Huͤlfe Schein. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0098" n="88"/> <lg n="2"> <l>Und uͤber ihr in Wonne</l><lb/> <l>Phoͤbus mit Gold bekleidt,</l><lb/> <l>Das iſt die Liebesſonne,</l><lb/> <l>Die alle Welt erfreut;</l><lb/> <l>Jedoch ihr klarer Schein</l><lb/> <l>Soll mich nicht gar abwenden,</l><lb/> <l>Wohl von dem Trauren mein.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Hoͤrt auf ihr Sturmwind alle,</l><lb/> <l>Die wehn vom Himmeisſchild,</l><lb/> <l>Mir iſt in Sinn gefallen</l><lb/> <l>Ein adeliches Bild;</l><lb/> <l>Hoͤflich und tugendreich,</l><lb/> <l>Selbſt Abſalon muß weichen,</l><lb/> <l>An Schoͤnheit ihm nichts gleich.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Orpheus, der konnte zwingen</l><lb/> <l>die wilde Thier im Wald,</l><lb/> <l>Sein Harfen und ſein Singen</l><lb/> <l>Lockt ſie zuſammen bald;</l><lb/> <l>Das Wild in Fels und Stein</l><lb/> <l>Hoͤrt wohl das tiefe Klagen</l><lb/> <l>Und große Trauren mein.</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>Suͤß Orpheus Saiten hallen,</l><lb/> <l>Und bitter meine Stimm</l><lb/> <l>In armer Lieb muß ſchallen;</l><lb/> <l>O Venus, laß den Grimm,</l><lb/> <l>Durch Lieb des Buhlen dein,</l><lb/> <l>Send meinem kranken Herzen</l><lb/> <l>Doch bald der Huͤlfe Schein.</l> </lg><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [88/0098]
Und uͤber ihr in Wonne
Phoͤbus mit Gold bekleidt,
Das iſt die Liebesſonne,
Die alle Welt erfreut;
Jedoch ihr klarer Schein
Soll mich nicht gar abwenden,
Wohl von dem Trauren mein.
Hoͤrt auf ihr Sturmwind alle,
Die wehn vom Himmeisſchild,
Mir iſt in Sinn gefallen
Ein adeliches Bild;
Hoͤflich und tugendreich,
Selbſt Abſalon muß weichen,
An Schoͤnheit ihm nichts gleich.
Orpheus, der konnte zwingen
die wilde Thier im Wald,
Sein Harfen und ſein Singen
Lockt ſie zuſammen bald;
Das Wild in Fels und Stein
Hoͤrt wohl das tiefe Klagen
Und große Trauren mein.
Suͤß Orpheus Saiten hallen,
Und bitter meine Stimm
In armer Lieb muß ſchallen;
O Venus, laß den Grimm,
Durch Lieb des Buhlen dein,
Send meinem kranken Herzen
Doch bald der Huͤlfe Schein.
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Zitationshilfe: | Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 3. Heidelberg, 1808, S. 88. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn03_1808/98>, abgerufen am 31.07.2024. |