bänke und Klippen sind, und die Strudel, die uns in die Tiefe ziehen, und wie weit der jauchzende Schiffer mit gespanntem Segel, mit frischem Wind wohl kom- men wird, und was ihn am Ufer erwartet.
Wenn Dir's gefällt, einen Augenblick nachzuden- ken über den Eigensinn meiner Neigung und über die Erregbarkeit meines Geistes, so mag dir's wohl anschau- lich sein, was mir unmündig Schiffenden noch begegnen wird. O sag' mir's, daß ich nichts erwarten soll von jenen Luftschlössern, die die Wolken eben im Saffran und Purpurfeld der aufgehenden Sonne aufthürmen, sag mir: Dies Lieben und Aufflammen, und dies trotzige Schweigen zwischen mir und der Welt sei nichtig und nichts!
Ach, der Regenbogen, der eben auf der Ingelheimer Au' seinen diamantnen Fuß aufsetzt und sich über's Haus hinüberschwingt auf den Johannisberg, der ist wohl grad' wie der seelige Wahn, den ich habe von Dir und Mir. Und der Rhein, der sein Netz ausspannt, um das Bild seiner paradiesischen Ufer drinn aufzufangen, der ist wie diese Lebensflamme, die von Spiegelungen des Unerreichbaren sich nährt. Mag sie denn der Wirklich- keit auch nicht mehr abgewinnen, als den Wahn; -- es wird mir eben auch den eigenthümlichen Geist geben
bänke und Klippen ſind, und die Strudel, die uns in die Tiefe ziehen, und wie weit der jauchzende Schiffer mit geſpanntem Segel, mit friſchem Wind wohl kom- men wird, und was ihn am Ufer erwartet.
Wenn Dir's gefällt, einen Augenblick nachzuden- ken über den Eigenſinn meiner Neigung und über die Erregbarkeit meines Geiſtes, ſo mag dir's wohl anſchau- lich ſein, was mir unmündig Schiffenden noch begegnen wird. O ſag' mir's, daß ich nichts erwarten ſoll von jenen Luftſchlöſſern, die die Wolken eben im Saffran und Purpurfeld der aufgehenden Sonne aufthürmen, ſag mir: Dies Lieben und Aufflammen, und dies trotzige Schweigen zwiſchen mir und der Welt ſei nichtig und nichts!
Ach, der Regenbogen, der eben auf der Ingelheimer Au' ſeinen diamantnen Fuß aufſetzt und ſich über's Haus hinüberſchwingt auf den Johannisberg, der iſt wohl grad' wie der ſeelige Wahn, den ich habe von Dir und Mir. Und der Rhein, der ſein Netz ausſpannt, um das Bild ſeiner paradieſiſchen Ufer drinn aufzufangen, der iſt wie dieſe Lebensflamme, die von Spiegelungen des Unerreichbaren ſich nährt. Mag ſie denn der Wirklich- keit auch nicht mehr abgewinnen, als den Wahn; — es wird mir eben auch den eigenthümlichen Geiſt geben
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bänke und Klippen ſind, und die Strudel, die uns in
die Tiefe ziehen, und wie weit der jauchzende Schiffer
mit geſpanntem Segel, mit friſchem Wind wohl kom-
men wird, und was ihn am Ufer erwartet.
Wenn Dir's gefällt, einen Augenblick nachzuden-
ken über den Eigenſinn meiner Neigung und über die
Erregbarkeit meines Geiſtes, ſo mag dir's wohl anſchau-
lich ſein, was mir unmündig Schiffenden noch begegnen
wird. O ſag' mir's, daß ich nichts erwarten ſoll von
jenen Luftſchlöſſern, die die Wolken eben im Saffran
und Purpurfeld der aufgehenden Sonne aufthürmen,
ſag mir: Dies Lieben und Aufflammen, und dies trotzige
Schweigen zwiſchen mir und der Welt ſei nichtig und
nichts!
Ach, der Regenbogen, der eben auf der Ingelheimer
Au' ſeinen diamantnen Fuß aufſetzt und ſich über's Haus
hinüberſchwingt auf den Johannisberg, der iſt wohl
grad' wie der ſeelige Wahn, den ich habe von Dir und
Mir. Und der Rhein, der ſein Netz ausſpannt, um das
Bild ſeiner paradieſiſchen Ufer drinn aufzufangen, der
iſt wie dieſe Lebensflamme, die von Spiegelungen des
Unerreichbaren ſich nährt. Mag ſie denn der Wirklich-
keit auch nicht mehr abgewinnen, als den Wahn; —
es wird mir eben auch den eigenthümlichen Geiſt geben
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Arnim, Bettina von: Goethe's Briefwechsel mit einem Kinde. Bd. 1. Berlin, 1835, S. 244. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_goethe01_1835/276>, abgerufen am 22.11.2024.
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