leid thut mir's, daß nach dieser noch die Lahn, die Sayn, die Sieg, die Roer, die Lippe und die Ruhr kommen sollen!
Adieu! Ich nenne diesen Brief die Epistel der Spaziergänge; wenn sie Dir nicht gefallen, so denke, daß die Nidda keine Goldkörner in ihrem Bett führt wie der Rhein, nur ein bischen Quecksilber.
Sei mir gegrüßt bei den drei Mohren. Bettine.
An Bettine.
Am 15. Juli.
Zwei Briefe von Dir, liebe Bettine, so reich an Erlebtem, sind mir kurz nach einander zugekommen; der erste indem ich im Begriff war das Freie zu suchen. Wir nahmen ihn mit und bemächtigten uns seines In- halts auf einem wohlgeeigneten bequemen Ruhepunkt, wo Natur und Stimmung, im Einklang mit deinen sinnig heiteren Erzählungen und Bemerkungen, einen höchst erfreulichen Eindruck nicht verfehlten, der sich fortan durch den gordischen Knoten signalisiren soll. Mögen die Götter diesen magischen Verschlingungen ge-
leid thut mir's, daß nach dieſer noch die Lahn, die Sayn, die Sieg, die Roer, die Lippe und die Ruhr kommen ſollen!
Adieu! Ich nenne dieſen Brief die Epiſtel der Spaziergänge; wenn ſie Dir nicht gefallen, ſo denke, daß die Nidda keine Goldkörner in ihrem Bett führt wie der Rhein, nur ein bischen Queckſilber.
Sei mir gegrüßt bei den drei Mohren. Bettine.
An Bettine.
Am 15. Juli.
Zwei Briefe von Dir, liebe Bettine, ſo reich an Erlebtem, ſind mir kurz nach einander zugekommen; der erſte indem ich im Begriff war das Freie zu ſuchen. Wir nahmen ihn mit und bemächtigten uns ſeines In- halts auf einem wohlgeeigneten bequemen Ruhepunkt, wo Natur und Stimmung, im Einklang mit deinen ſinnig heiteren Erzählungen und Bemerkungen, einen höchſt erfreulichen Eindruck nicht verfehlten, der ſich fortan durch den gordiſchen Knoten ſignaliſiren ſoll. Mögen die Götter dieſen magiſchen Verſchlingungen ge-
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leid thut mir's, daß nach dieſer noch die Lahn, die
Sayn, die Sieg, die Roer, die Lippe und die Ruhr
kommen ſollen!
Adieu! Ich nenne dieſen Brief die Epiſtel der
Spaziergänge; wenn ſie Dir nicht gefallen, ſo denke,
daß die Nidda keine Goldkörner in ihrem Bett führt
wie der Rhein, nur ein bischen Queckſilber.
Sei mir gegrüßt bei den drei Mohren.
Bettine.
An Bettine.
Am 15. Juli.
Zwei Briefe von Dir, liebe Bettine, ſo reich an
Erlebtem, ſind mir kurz nach einander zugekommen;
der erſte indem ich im Begriff war das Freie zu ſuchen.
Wir nahmen ihn mit und bemächtigten uns ſeines In-
halts auf einem wohlgeeigneten bequemen Ruhepunkt,
wo Natur und Stimmung, im Einklang mit deinen
ſinnig heiteren Erzählungen und Bemerkungen, einen
höchſt erfreulichen Eindruck nicht verfehlten, der ſich
fortan durch den gordiſchen Knoten ſignaliſiren ſoll.
Mögen die Götter dieſen magiſchen Verſchlingungen ge-
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Arnim, Bettina von: Goethe's Briefwechsel mit einem Kinde. Bd. 1. Berlin, 1835, S. 248. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_goethe01_1835/280>, abgerufen am 22.11.2024.
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