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Arnim, Bettina von: Goethe's Briefwechsel mit einem Kinde. Bd. 1. Berlin, 1835.

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sein Licht zu trinken. So wird auch er sich zu mir
wenden und meiner gedenken wenn er allein ist. --
Ich bin erzürnt über alle Menschen die mit ihm zu
thun haben, doch ist mir keiner gefährlich bei ihm,
aber das geht Sie alles nichts an. Ich werde doch
nicht die Mutter fürchten sollen, wenn ich den Sohn
lieb hab'? --

An Bettine.


Ei Mädchen, Du bist ja ganz toll, was bild'st
Du Dir ein? -- Ei, wer ist denn Dein Schatz, der an
Dich denken soll bei Nacht im Mondschein? -- meinst
Du der hätt' nichts Bessers zu thun? -- ja proste
Mahlzeit.

Ich sag' Dir noch einmal: alles in der Ordnung,
und schreib' ordentliche Briefe, in denen was zu lesen
steht. -- Dummes Zeug nach Weimar schreiben; --
schreib' was Euch begegnet, alles ordentlich hinter ein-
ander. Erst wer da ist, und wie Dir jeder gefällt, und
was jeder an hat, und ob die Sonne scheint, oder ob's
regnet, das gehört auch zur Sach'.

Mein Sohn hat mir's wieder geschrieben, ich soll

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ſein Licht zu trinken. So wird auch er ſich zu mir
wenden und meiner gedenken wenn er allein iſt. —
Ich bin erzürnt über alle Menſchen die mit ihm zu
thun haben, doch iſt mir keiner gefährlich bei ihm,
aber das geht Sie alles nichts an. Ich werde doch
nicht die Mutter fürchten ſollen, wenn ich den Sohn
lieb hab'? —

An Bettine.


Ei Mädchen, Du biſt ja ganz toll, was bild'ſt
Du Dir ein? — Ei, wer iſt denn Dein Schatz, der an
Dich denken ſoll bei Nacht im Mondſchein? — meinſt
Du der hätt' nichts Beſſers zu thun? — ja proſte
Mahlzeit.

Ich ſag' Dir noch einmal: alles in der Ordnung,
und ſchreib' ordentliche Briefe, in denen was zu leſen
ſteht. — Dummes Zeug nach Weimar ſchreiben; —
ſchreib' was Euch begegnet, alles ordentlich hinter ein-
ander. Erſt wer da iſt, und wie Dir jeder gefällt, und
was jeder an hat, und ob die Sonne ſcheint, oder ob's
regnet, das gehört auch zur Sach'.

Mein Sohn hat mir's wieder geſchrieben, ich ſoll

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[27/0059] ſein Licht zu trinken. So wird auch er ſich zu mir wenden und meiner gedenken wenn er allein iſt. — Ich bin erzürnt über alle Menſchen die mit ihm zu thun haben, doch iſt mir keiner gefährlich bei ihm, aber das geht Sie alles nichts an. Ich werde doch nicht die Mutter fürchten ſollen, wenn ich den Sohn lieb hab'? — An Bettine. Frankfurt am 25. Mai. Ei Mädchen, Du biſt ja ganz toll, was bild'ſt Du Dir ein? — Ei, wer iſt denn Dein Schatz, der an Dich denken ſoll bei Nacht im Mondſchein? — meinſt Du der hätt' nichts Beſſers zu thun? — ja proſte Mahlzeit. Ich ſag' Dir noch einmal: alles in der Ordnung, und ſchreib' ordentliche Briefe, in denen was zu leſen ſteht. — Dummes Zeug nach Weimar ſchreiben; — ſchreib' was Euch begegnet, alles ordentlich hinter ein- ander. Erſt wer da iſt, und wie Dir jeder gefällt, und was jeder an hat, und ob die Sonne ſcheint, oder ob's regnet, das gehört auch zur Sach'. Mein Sohn hat mir's wieder geſchrieben, ich ſoll 2*

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Zitationshilfe: Arnim, Bettina von: Goethe's Briefwechsel mit einem Kinde. Bd. 1. Berlin, 1835, S. 27. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_goethe01_1835/59>, abgerufen am 24.11.2024.