weil das Feuer gleich aus war, da wollten sie ein Trinkgeld haben, das hat er nicht geben, da tanzten sie und wurden von der Polizei weggejagt. -- Es ist viel Gesellschaft zu mir kommen, die wollten alle fra- gen wie ich mich befind' auf den Schreck, und da mußt' ich ihnen immer von vorne erzählen, und das ist jetzt schon drei Täg' daß mich die Leut' besuchen und sehen ob ich nicht schwarz geworden bin vom Rauch. Dein Melinchen war auch da und hat mir ein Brief ge- bracht von Dir, der ist so klein geschrieben daß ich ihn hab' müssen vorlesen lassen, rath einmal von wem? --
Die Meline ist aber einmal schön, ich hab' gesagt die Stadt sollt' sie malen lassen und sollt' sie auf dem Rathsaal hängen, da könnten die Kaiser sehen was ihre gute Stadt für Schönheiten hat. Deine Brüder sind aber auch so schön, ich hab' meiner Lebtag' keine so schöne Menschen gesehen als den George, der sieht aus wie ein Herzog von Mailand, und alle andern Men- schen müssen sich schämen mit ihren Fratzengesichtern ne- ben ihm. -- Adieu und grüß auch die Geschwister von Deiner Freundin Goethe.
weil das Feuer gleich aus war, da wollten ſie ein Trinkgeld haben, das hat er nicht geben, da tanzten ſie und wurden von der Polizei weggejagt. — Es iſt viel Geſellſchaft zu mir kommen, die wollten alle fra- gen wie ich mich befind' auf den Schreck, und da mußt' ich ihnen immer von vorne erzählen, und das iſt jetzt ſchon drei Täg' daß mich die Leut' beſuchen und ſehen ob ich nicht ſchwarz geworden bin vom Rauch. Dein Melinchen war auch da und hat mir ein Brief ge- bracht von Dir, der iſt ſo klein geſchrieben daß ich ihn hab' müſſen vorleſen laſſen, rath einmal von wem? —
Die Meline iſt aber einmal ſchön, ich hab' geſagt die Stadt ſollt' ſie malen laſſen und ſollt' ſie auf dem Rathſaal hängen, da könnten die Kaiſer ſehen was ihre gute Stadt für Schönheiten hat. Deine Brüder ſind aber auch ſo ſchön, ich hab' meiner Lebtag' keine ſo ſchöne Menſchen geſehen als den George, der ſieht aus wie ein Herzog von Mailand, und alle andern Men- ſchen müſſen ſich ſchämen mit ihren Fratzengeſichtern ne- ben ihm. — Adieu und grüß auch die Geſchwiſter von Deiner Freundin Goethe.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0072"n="40"/>
weil das Feuer gleich aus war, da wollten ſie ein<lb/>
Trinkgeld haben, das hat er nicht geben, da tanzten<lb/>ſie und wurden von der Polizei weggejagt. — Es iſt<lb/>
viel Geſellſchaft zu mir kommen, die wollten alle fra-<lb/>
gen wie ich mich befind' auf den Schreck, und da mußt'<lb/>
ich ihnen immer von vorne erzählen, und das iſt jetzt<lb/>ſchon drei Täg' daß mich die Leut' beſuchen und ſehen<lb/>
ob ich nicht ſchwarz geworden bin vom Rauch. Dein<lb/>
Melinchen war auch da und hat mir ein Brief ge-<lb/>
bracht von Dir, der iſt ſo klein geſchrieben daß ich ihn<lb/>
hab' müſſen vorleſen laſſen, rath einmal von wem? —</p><lb/><p>Die Meline iſt aber einmal ſchön, ich hab' geſagt<lb/>
die Stadt ſollt' ſie malen laſſen und ſollt' ſie auf dem<lb/>
Rathſaal hängen, da könnten die Kaiſer ſehen was ihre<lb/>
gute Stadt für Schönheiten hat. Deine Brüder ſind<lb/>
aber auch ſo ſchön, ich hab' meiner Lebtag' keine ſo<lb/>ſchöne Menſchen geſehen als den George, der ſieht aus<lb/>
wie ein Herzog von Mailand, und alle andern Men-<lb/>ſchen müſſen ſich ſchämen mit ihren Fratzengeſichtern ne-<lb/>
ben ihm. — Adieu und grüß auch die Geſchwiſter von<lb/>
Deiner Freundin Goethe.</p></div><lb/></div></body></text></TEI>
[40/0072]
weil das Feuer gleich aus war, da wollten ſie ein
Trinkgeld haben, das hat er nicht geben, da tanzten
ſie und wurden von der Polizei weggejagt. — Es iſt
viel Geſellſchaft zu mir kommen, die wollten alle fra-
gen wie ich mich befind' auf den Schreck, und da mußt'
ich ihnen immer von vorne erzählen, und das iſt jetzt
ſchon drei Täg' daß mich die Leut' beſuchen und ſehen
ob ich nicht ſchwarz geworden bin vom Rauch. Dein
Melinchen war auch da und hat mir ein Brief ge-
bracht von Dir, der iſt ſo klein geſchrieben daß ich ihn
hab' müſſen vorleſen laſſen, rath einmal von wem? —
Die Meline iſt aber einmal ſchön, ich hab' geſagt
die Stadt ſollt' ſie malen laſſen und ſollt' ſie auf dem
Rathſaal hängen, da könnten die Kaiſer ſehen was ihre
gute Stadt für Schönheiten hat. Deine Brüder ſind
aber auch ſo ſchön, ich hab' meiner Lebtag' keine ſo
ſchöne Menſchen geſehen als den George, der ſieht aus
wie ein Herzog von Mailand, und alle andern Men-
ſchen müſſen ſich ſchämen mit ihren Fratzengeſichtern ne-
ben ihm. — Adieu und grüß auch die Geſchwiſter von
Deiner Freundin Goethe.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Arnim, Bettina von: Goethe's Briefwechsel mit einem Kinde. Bd. 1. Berlin, 1835, S. 40. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_goethe01_1835/72>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.