Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Arnim, Bettina von: Goethe's Briefwechsel mit einem Kinde. Bd. 2. Berlin, 1835.

Bild:
<< vorherige Seite

Bleibe mir schreibend und liebend von Tag zu Tag
beglückender Gewohnheit treu.


G.
Wie mit innigstem Behagen
Lied, gewahr ich deinen Sinn;
Liebevoll scheinst Du zu sagen,
Daß ich ihm zur Seite bin.
Daß er ewig mein gedenket,
Seiner Liebe Seeligkeit
Immerdar der Dornen schenket.
Die ein Leben ihm geweiht.
Ja, mein Herz, es ist der Spiegel,
Freund, worin Du Dich erblickt,
Diese Brust, wo deine Siegel
Kuß auf Kuß hereingedrückt.
Süßes Dichten, lautre Wahrheit,
Fesselt mich in Sympathie!
Rein verkörpert Liebesklarheit
Im Gewand der Poesie *).
An Goethe.

Kein Baum kühlt so mit frischem Laub, kein Brun-
nen labt so den Durstigen, Sonn und Mondlicht und

*) Divan, Buch Suleika.

Bleibe mir ſchreibend und liebend von Tag zu Tag
beglückender Gewohnheit treu.


G.
Wie mit innigſtem Behagen
Lied, gewahr ich deinen Sinn;
Liebevoll ſcheinſt Du zu ſagen,
Daß ich ihm zur Seite bin.
Daß er ewig mein gedenket,
Seiner Liebe Seeligkeit
Immerdar der Dornen ſchenket.
Die ein Leben ihm geweiht.
Ja, mein Herz, es iſt der Spiegel,
Freund, worin Du Dich erblickt,
Dieſe Bruſt, wo deine Siegel
Kuß auf Kuß hereingedrückt.
Süßes Dichten, lautre Wahrheit,
Feſſelt mich in Sympathie!
Rein verkörpert Liebesklarheit
Im Gewand der Poeſie *).
An Goethe.

Kein Baum kühlt ſo mit friſchem Laub, kein Brun-
nen labt ſo den Durſtigen, Sonn und Mondlicht und

*) Divan, Buch Suleika.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0100" n="90"/>
          <p>Bleibe mir &#x017F;chreibend und liebend von Tag zu Tag<lb/>
beglückender Gewohnheit treu.</p><lb/>
          <dateline> <hi rendition="#et">Jena, den 7. Juli 1809.</hi> </dateline><lb/>
          <closer>
            <salute> <hi rendition="#et">G.</hi> </salute>
          </closer>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <lg n="1">
              <l>Wie mit innig&#x017F;tem Behagen</l><lb/>
              <l>Lied, gewahr ich deinen Sinn;</l><lb/>
              <l>Liebevoll &#x017F;chein&#x017F;t Du zu &#x017F;agen,</l><lb/>
              <l>Daß ich ihm zur Seite bin.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="2">
              <l>Daß er ewig mein gedenket,</l><lb/>
              <l>Seiner Liebe Seeligkeit</l><lb/>
              <l>Immerdar der Dornen &#x017F;chenket.</l><lb/>
              <l>Die ein Leben ihm geweiht.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="3">
              <l>Ja, mein Herz, es i&#x017F;t der Spiegel,</l><lb/>
              <l>Freund, worin Du Dich erblickt,</l><lb/>
              <l>Die&#x017F;e Bru&#x017F;t, wo deine Siegel</l><lb/>
              <l>Kuß auf Kuß hereingedrückt.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="4">
              <l>Süßes Dichten, lautre Wahrheit,</l><lb/>
              <l>Fe&#x017F;&#x017F;elt mich in Sympathie!</l><lb/>
              <l>Rein verkörpert Liebesklarheit</l><lb/>
              <l>Im Gewand der Poe&#x017F;ie <note place="foot" n="*)">Divan, Buch Suleika.</note>.</l>
            </lg>
          </lg>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <opener>
            <salute>An Goethe.</salute>
          </opener><lb/>
          <p>Kein Baum kühlt &#x017F;o mit fri&#x017F;chem Laub, kein Brun-<lb/>
nen labt &#x017F;o den Dur&#x017F;tigen, Sonn und Mondlicht und<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[90/0100] Bleibe mir ſchreibend und liebend von Tag zu Tag beglückender Gewohnheit treu. Jena, den 7. Juli 1809. G. Wie mit innigſtem Behagen Lied, gewahr ich deinen Sinn; Liebevoll ſcheinſt Du zu ſagen, Daß ich ihm zur Seite bin. Daß er ewig mein gedenket, Seiner Liebe Seeligkeit Immerdar der Dornen ſchenket. Die ein Leben ihm geweiht. Ja, mein Herz, es iſt der Spiegel, Freund, worin Du Dich erblickt, Dieſe Bruſt, wo deine Siegel Kuß auf Kuß hereingedrückt. Süßes Dichten, lautre Wahrheit, Feſſelt mich in Sympathie! Rein verkörpert Liebesklarheit Im Gewand der Poeſie *). An Goethe. Kein Baum kühlt ſo mit friſchem Laub, kein Brun- nen labt ſo den Durſtigen, Sonn und Mondlicht und *) Divan, Buch Suleika.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_goethe02_1835
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_goethe02_1835/100
Zitationshilfe: Arnim, Bettina von: Goethe's Briefwechsel mit einem Kinde. Bd. 2. Berlin, 1835, S. 90. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_goethe02_1835/100>, abgerufen am 24.11.2024.